Ein Au-pair soll her! – Teil 1: Suche
Was macht eigentlich ein Au-pair? Wo und wie findet man ein Au-pair? Was kostet das? Und welche Hürden muss man überwinden, bis es in der Schweiz ist? Andrea erzählt von ihren Erfahrungen mit der Au-pair-Suche.
Ein Au-pair. Es könnte die Lösung sein.
Wir hatten uns lange gesträubt gegen den Gedanken, für eine zusätzliche Person verantwortlich zu sein oder – heilige Privatsphäre! – jemanden bei uns wohnen zu lassen.
Und trotzdem: Die Grosseltern wohnen zwei Stunden weg und haben eine Agenda, mit der wir nicht mithalten können; die Nanny wurde nach einem Jahr leider krank und die Krippe war und ist bei zwei Kindern eine teure Lösung, die nur sehr bedingt Flexibilität bringt.
Ich habe bisher kein Geheimnis daraus gemacht: Ich finde es schwierig, Job und Familie befriedigend zu vereinbaren (nicht nur organisatorisch, auch emotional). Gerade bei zwei Eltern, die projektbezogen und unregelmässig arbeiten, gilt es, jeden Tag und jede Woche neu zu besprechen, auszutarieren, Lösungen zu finden. Angeregt werden diese Planungssitzungen meist vom Familienmanagement, speziell dann, wenn die Planung eben wieder einmal kurzfristig nicht aufgeht.
… Also vielleicht doch ein Au-pair?
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Aber was macht eigentlich genau ein Au-pair?
Das Netz weiss alles, ich mittlerweile auch. Ein Au-pair muss folgende Kriterien erfüllen:
- Es ist über 18 Jahre alt (15, wenn aus der Schweiz, mehr dazu hier).
- Sein Aufenthalt dauert in der Regel 12 Monate, kann bei EU/EFTA Staatsangehörigen auch auf 24 Monate ausgedehnt werden.
- Die Arbeitszeit beträgt maximal 30 Stunden pro Woche (40 für Au-pairs aus der Schweiz), wobei ein Gastelternteil die Hälfte der Zeit anwesend sein muss (Arbeit im Home-Office gilt dabei nicht als Anwesenheit).
- Aufgaben sind die Betreuung der Kinder und leichte Hausarbeit.
Welche Kriterien muss die Au-pair-Gastfamilie erfüllen?
Ist ja auch noch wichtig. Ob wir uns überhaupt qualifizieren. Sah aber von Anfang an gut aus:
- Mindestens ein Kind unter 16 Jahren muss im Haushalt leben.
- Die Gastfamilie muss eine andere Umgangssprache haben als das Au-pair.
- Sie muss bereit sein, das Au-pair in die Familie zu integrieren und bei sich aufzunehmen beziehungsweise den Unterhalt zu gewährleisten.
Und was kostet ein Au-pair?
Mehr als man denkt. Aber das ist ja auch okay – immerhin wird es sich um meine Kinder kümmern.
- Das Au-pair muss in seiner Freizeit einen Sprachkurs besuchen, der bei Au-pairs aus dem Ausland von der Gastfamilie bezahlt wird. Circa 4 Stunden pro Woche, mindestens 120 Stunden pro Jahr. (Ich habe Kurse gefunden, die zwischen 25 und 45 CHF pro Stunde kosten.)
- Es erhält Kost und Logis im Wert von ungefähr 990 CHF.
- Es erhält einen Nettolohn von zwischen 600 und 800 CHF (Au-pair aus dem Ausland, je nach Kanton) beziehungsweise zwischen 500 und 810 CHF (Au-pair aus der Schweiz, je nach Alter und Arbeitsstunden).
- An Tagen, an denen das Au-pair nicht die Möglichkeit hat, bei der Familie zu essen, erhält es eine Entschädigung (laut AHV-Regelung 21.50 CHF pro Tag).
- In gewissen Kantonen muss die Einreise in die Schweiz übernommen werden.
- Ein ÖV-Abo muss man zwar nicht, sollte man aber fairerweise auch noch drauflegen.
Eine billige Alternative ist ein Au-pair also nicht unbedingt. Aber eine flexible, und das ist für unsere Familie momentan das Hauptkriterium. Wir haben also entschieden:
Ein Au-pair soll her!
Da Englisch zwar nicht meine Mutter-, aber meine Herzenssprache ist, und unsere Kinder seit Geburt immer wieder damit in Berührung kommen, war für uns auch klar, dass unser Au-pair im Idealfall Englisch sprechen sollte.
Ich machte am gleichen Abend ein Profil auf Aupair-World.com (es gibt noch viele andere Anbieter) und schwupps, zwei Tage später passte es zum ersten Mal: Ashley, 24, aus Michigan, angehende Ärztin (wie beruhigend!) fand uns und unsere Kinder cool und war ganz excited.
Ich auch. Ein bisschen overexcited, sogar. Und fing sogleich an, Fotos nach Michigan zu schicken und mit Ashley darüber zu sprechen, was wir dann alles unternehmen könnten. Zuerst müsste ich einfach noch herausfinden, wie das mit der Einreise funktioniert.
You are not welcome here
Ach ja, die Einreise. Wieder fing ich an zu googlen und fand, leider, diesen Satz:
Da die Kontingente für Arbeitsbewilligungen an Mitglieder von Drittstaaten streng reglementiert sind und jedes Jahr neu vergeben werden, ist es seit einigen Jahren kaum noch möglich, ein Au-pair von weit weg zu engagieren. Auch wenn ja gerade dieser Austauch sehr spannend wäre und es (in my humble opinion) überhaupt keinen Sinn macht, Kadermitarbeiter mit Au-pairs in denselben Topf zu werfen. Das Schweizer Fernsehen hat dem Problem einen Beitrag gewidmet.
Trotzdem: Wer zum Beispiel in Bern oder im Aargau wohnt, kann hoffen. Dort ist die Einreise beispielsweise einfacher als im Kanton Zürich. Informationen sollte das jeweilige Amt für Wirtschaft und Arbeit geben können.
Schweren Herzens berichtete ich Ashley also, dass wir nun doch nicht zusammen würden Fondue essen können und sie sich das Jassen selber beibringen müsse:
Sie war crushed.
Ich auch.
Update: Wir sind doch noch fündig geworden – mehr dazu hier in Teil 2!
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 19. Juli 2016 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.