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Die anderen Kinder

«Angeri Ching hei gar nüt z ässe!» – ein Klassiker von einem Satz, den unsere verwöhnten Kinder hören, aber (noch) nicht verstehen.

Unsere Kinder haben es so gut - und es ist ihnen so egal. Ein Beitrag von mal ehrlich


„ANGERI Ching hei GAR nüt z ässe!“

Ich hatte den Satz also tatsächlich gebracht. Vor 30 Jahren zum letzten Mal gehört und jetzt schoss er zum ersten Mal über meine Lippen.

Mein Dreijähriger schnippte das Broccoliröschen wie zu erwarten komplett unbeeindruckt auf den Boden. Im gleichen Atemzug: „Chani itz es Dessert?“, Hundeblick.

Das Zmittag nahm sein unfriedliches Ende (Tränen, Trotz, Rotz – das ganze Päckli) und während ich grüne Bitzli aus den Tischritzen pulte, hirnte ich an der eminenten Frage:

Ist mein Dreijähriger zu verwöhnt oder ist das einfach eine Phase?

Natürlich ist es eine Phase – Memo an zukünftige Eltern: es ist IMMER eine Phase – und natürlich ist mein Sohn verwöhnt. Wir alle sind es.

Man vergisst das ja, im Alltag, wie saugut es uns geht. Ich hatte zwei Wochen vor Broccoli-Gate die „anderen Kinder“ in den Slums von Kambodscha besucht. Unser Überfluss erschien mir dort erdrückend absurd.

Kleine Mädchen in einem kambodschanischen Slum
Andere Kinder, anderswo.

Nebst Nahrung fehlte auch die bei uns zu Hause selbstverständliche Spielkiste, die Stofftierli, das iPad. Da war ein Dreirad fürs ganze Quartier, ein Bäbi ohne Haare. Ein Mami, das Abfall sammelt, um die Miete für die Blechhütte zu bezahlen.

Ich schämte mich für meine Privilegien, besser hätte ich mich darüber gefreut: Wir leben im Paradies. Haben alles, dürfen alles. Einzige wunderbare Realität für meinen Sohn, solange ich ihm keine andere zeigen kann. Das ändern wir aber bald.

Schon nur, damit ich dann mit einem weiteren Klassiker nerven kann: „Weisch du eigentlich, wie guet du’s hesch?“

Dieser Text erschien erstmals in der Ausgabe #0 des Helvezin-Magazins.

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mom gegründet und lange als CEO geführt. Bei mal ehrlich ist sie für Strategie und Business Development verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, weniger zu micromanagen und mehr zu schlafen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens drei Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 16. Januar 2016 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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