Wie teilen wir Eltern die Aufgaben fairer auf?
Von frustrierten Eltern zum funktionierenden Team, Schritt 3: Ein Ungleichgewicht zu erkennen, ist einfacher, als es zu beheben. Tipps für mehr Gleichberechtigung im Familienalltag.
In Teil 1 und Teil 2 unserer Beitragsserie «Von frustrierten Eltern zum funktionierenden Team» haben wir die Bedeutung und das Fundament von Teamarbeit erklärt. Nun geht es an die Aufteilung der anfallenden Arbeiten.
Wenn ihr als Eltern die ersten Schritte in Richtung Teamebene gegangen seid und die gemeinsamen Ziele und Werte definiert habt, kann mit dem eigentlichen Change-Prozess begonnen werden.
Eine Veränderung ist nicht leicht, aber kann sehr erleichtern.
Die Voraussetzung, dass eine Zusammenarbeit als Eltern gelingen kann, ist, dass sich beide Elternteile für die Aufgaben im Haushalt und in der Kindererziehung und Kinderbegleitung verantwortlich fühlen und ihren Teil dazu beitragen wollen.
Falls dem nicht so ist, wäre es ratsam sich zuerst diesem Themenfeld zu widmen.
Vielleicht gibt es Prägungen aus der Herkunftsfamilie, welche diese Zusammenarbeit erschweren? Unbewusste Gedanken wie «das ist Frauensache» oder «Frauen/Männer können das besser» müssen zuerst bewusst werden, um sie verändern zu können.
Oft verstärkt die ältere Generation solche Haltungen, in dem sie meist ungefragt solche Zuschreibungen vornimmt.
Darum ist es wichtig die eigene Haltung zu reflektieren:
Bin ich bereit, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten gleichberechtigt zu verteilen oder umzuverteilen?
Folgende Fragen können dabei helfen, dies zu beantworten:
- Traue ich es dem anderen Elternteil zu, das Kind oder die Kinder zu beaufsichtigen oder an alles zu denken, bevor man mit dem Kind das Haus verlässt?
- Ist es für mich in Ordnung, wenn die Küche oder das Wohnzimmer anders aufgeräumt ist oder gibt es für mich nur einen richtigen Weg?
- Muss die Wäsche immer in der gleichen Weise gewaschen werden oder gibt es verschiedene Varianten?
- Muss das Auto immer sauber sein?
Wie lauten die Regeln für faire Aufteilung?
In einem funktionierenden Eltern-Team sind die Aufgaben und Zuständigkeiten fair aufgeteilt. Für diese Aufteilung gibt es keine Vorlage. Diese sind von Familie zu Familie unterschiedlich und müssen zusammen verhandelt werden.
Um die Aufteilung vorzunehmen, muss auch die Erwerbsarbeit ausser Haus berücksichtigt werden. Wer mehr zuhause ist, kann auch anteilsmässig mehr übernehmen.
Auch wenn ein Elternteil keiner bezahlten Arbeit nachgeht, muss der andere Elternteil daheim einen Teil übernehmen. Denn Familie und Haushalt sind mehr als ein 100-Prozent-Pensum.
Ziel ist es, eine gerechte und sinnhafte Verteilung der Aufgaben zu erreichen, die für beide Elternteile gewinnbringend und stimmig ist.
Dieser Schritt war eine besondere Herausforderung für uns.
Darüber zu diskutieren, wie was erledigt werden sollte, ohne zu streiten, ohne sich angegriffen zu fühlen, war am Anfang schwierig und brauchte einige Anläufe.
Eine neue Verteilung der Aufgaben bedeutet immer auch loslassen und sich vielleicht mit einem anderen Lösungsweg arrangieren zu müssen. Denn es kann nicht verlangt werden, dass abgegebene Arbeiten genau gleich erledigt werden.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, seine eigenen Prioritäten, seinen eigenen Massstab. Diesen gilt es zu respektieren.
Erst Überblick verschaffen, dann diskutieren.
Um festzustellen, ob Aufgaben und Arbeiten umverteilt werden müssen, braucht es einen Überblick über die momentane Verteilung und Aufteilung.
In diesem Schritt werden alle Arbeiten, die in diesem kleinen Unternehmen namens Familie anstehen aufgelistet und die momentane Verantwortung soll festgehalten werden.
Bei uns war es so, dass diese Liste immer weitergewachsen ist. Denn viele Arbeiten waren uns gar nicht bewusst. Beispielsweise sind auch Reparaturarbeiten im Haus, die Gartenpflege und der Unterhalt von Autos oder Velos, das Organisieren von Geschenken oder das Ausfüllen der Steuererklärung anzuerkennende Aufgaben.
Wir führten in den ersten Monaten eine Liste, auf die alle Tätigkeiten eingetragen wurden. Diese Liste hing prominent in der Küche und gab viel Anlass für Gespräche auch bei unseren Besucher:innen.
Entscheidend ist bei Aufgaben auch die Unterscheidung in «wer es macht» und «wer daran denkt». Manchmal ist das nicht die gleiche Person.
Darauf folgt eine Diskussion, welche Punkte auf der Liste stimmig sind, und welche verändert werden möchten. Es kann sein, dass eine Umverteilung angezeigt ist. Das ist dann der Fall, wenn ersichtlich wird, dass die momentane Verteilung ungleich ist.
Was ist wichtig bei einer neuen Aufteilung der Zuständigkeiten?
Bitte nehmt euch nicht zu viel vor. Neue Zuständigkeiten und Dossier-Übergaben müssen geplant und besprochen werden. Es braucht Zeit, bis sich Veränderungen und neue Abläufe eingespielt haben.
Der Knackpunkt bei diesem Schritt ist gegenseitige Toleranz. Sie ist die Grundlage.
Sich in neue Bereiche einzudenken und Dossiers zu übernehmen, braucht Zeit und wohlwollende Unterstützung. Zudem kann es sein, dass das Dossier anders weitergeführt wird.
Es brauchte bei uns einiges an Toleranz und Geduld, bis wir mit unserer Umverteilung zufrieden waren.
#daschamebruuche aus unserem Concept Store
Wenn ich (Niklaus) den Einkauf erledige, sind es trotz Einkaufsliste nicht die gleichen Produkte, die Simona gekauft hätte.
Wenn ich (Simona) die Rechnungen ablege, haben diese nicht die gleiche Ordnung und Logik wie bei Niklaus. Dennoch machte die Umverteilung Sinn.
Verschiebungen und Veränderungen sollte man regelmässig reflektieren. Mit Vorteil passiert das an den regelmässigen Teamsitzungen.
Neuverteilungen und Veränderungen brauchen Geduld, Ehrlichkeit und einige Leitfragen:
- Wie war es diese Woche?
- Was hat funktioniert?
- Was hat noch nicht funktioniert?
- Braucht es Anpassungen?
Es können auch Termine abgeglichen und weitere Zuständigkeiten definiert werden.
Es gab auch bei uns Gebiete, die wir wieder zurückgegeben haben, weil wir uns nicht einig wurden oder weil wir merkten, dass der Ursprungszustand doch besser war.
Nun ist das Eltern-Team mitten im Prozess.
Am Anfang mag es sich komisch anfühlen mit dem Partner oder der Partnerin so zusammenzuarbeiten. Auch diese Entwicklung braucht Zeit.
Und die Paarebene darf nicht vergessen werden. Wir empfehlen auch dafür fixe Zeiten einzuplanen. Denn diese braucht Pflege und bildet die Basis.
Schritt 4 – So überwinden wir als Eltern-Team Konflikte
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Veröffentlicht am 12. April 2024.
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