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So überwinden wir als Eltern-Team Konflikte

Von frustrierten Eltern zum funktionierenden Team, Schritt 4: Wir können noch so motiviert und gewissenhaft zusammenarbeiten, es wird doch immer wieder Stolpersteine geben. Was dann hilft.

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Von Simona und Niklaus Gafner

Paar umarmt sich - Gut, wenn Eltern gemeinsam als Team funktionieren und Konflikte überwinden

In Teil 1, Teil 2 und Teil 3 unserer Beitragsserie «Von frustrierten Eltern zum funktionierenden Team» haben wir die Bedeutung und das Fundament von Teamarbeit erklärt und aufgezeigt, wie Eltern die anfallenden Arbeiten fairer aufteilen können.

Nun seid ihr als Team bewusst zusammen unterwegs. Viele Paare starten motiviert in den Prozess. Sie erarbeiten gemeinsame Ziele, definieren ihre Zusammenarbeit und erreichen eine Veränderung durch geteilte oder umverteilte Verantwortung. 

Jedoch kommt es immer wieder vor, dass diese Schritte und Veränderungen nicht so einfach passieren, wie erhofft und Enttäuschung und Demotivation macht sich breit. 

Was tun, wenn Vorstellungen und Realität weit auseinanderklaffen?

Was, wenn die gemeinsamen Eckwerte nicht eingehalten werden (können) und die Teamebene sich immer wieder mit der Beziehungsebene vermischt und Streit oder Diskussionen entstehen? 

Diese Unstimmigkeiten können ihren Ursprung in verschiedenen Themen haben. Zu den häufigsten zählen der eigene Anteil, der Umgang mit den Kindern und die Paarebene.

Im Folgenden werden wir detailliert darauf eingehen.

Konflikt-Herd 1: eigener Anteil

Ein Eltern-Team besteht meist aus zwei erwachsenen Menschen. Jeder Mensch hat seinen persönlichen Anteil, seine eigene Gefühlslage und trägt seinen eigenen Rucksack. Das hat Einfluss auf die Beziehung und die Teamebene.

Auch die Interpretation der Handlungen und Aussagen des Gegenübers spielen eine Rolle. Das hängt sehr stark mit unserer momentanen Gefühlslage, dem momentanen Energielevel zusammen. 

Wir kennen das alle: An Tagen, an denen wir uns gut fühlen und wir viel Energie haben, sind wir tolerant, hilfsbereit und geduldig. Dann haben wir einen grossen Puffer und können vieles ausgleichen. An anderen Tagen fällt es uns schwer, wir sind genervt, fahrig und ungeduldig. Unser Puffer ist gering und es verträgt wenig.

Wenn ich (Simona) mich beispielsweise wieder mal wegen Kleinigkeiten ärgere, ist es hilfreich, wenn Niklaus spiegelt – und sich nicht angegriffen fühlt. Wenn er fragt, wie es mir gerade geht. 

Es ist wichtig zu realisieren, wie es uns selbst geht und darauf zu reagieren. Wer schon am Anschlag ist, hat keine Kapazität mehr Verständnis für andere aufzubringen. Das heisst:

Die eigene Befindlichkeit und das eigene Energielevel müssen in die Arbeit als Team miteinbezogen und berücksichtigt werden.

Vielleicht bedeutet das: Bevor der Change-Prozess auf der Teamebene gestartet werden kann, muss das eine oder andere Elternteil entlastet werden, um überhaupt genug Energie für den Prozess zu haben. 

Es bedeutet auch, regelmässig den Blick nach innen zu richten und zu überprüfen, wie es einem selbst gerade geht und wie gross der Puffer ist. 

Was tun, wenn der eigene Puffer klein ist?

Wie die Puffer aufgebaut werden, ist sehr individuell. Es ist wichtig, dass beide Elternteile Puffer aufbauen können, denn so ist die Teamarbeit um einiges einfacher.

Dafür muss herausgefunden werden, wie diese aufgebaut werden können. Oft braucht es dafür Zeit für sich, Bewegung, Natur, Hobbys usw.  Dafür muss Zeit für beide eingeplant werden.

Denn nur wenn es den Eltern gut geht, kann es den Kindern gut gehen.

Für mich (Simona) war es am Anfang schwer für meine Bedürfnisse einzustehen und diese nicht hinten anzustellen. Seit uns beiden die Wichtigkeit bewusst ist, fällt es mir leichter. Aber wenn der Stress zu gross ist, falle auch ich in alte Muster. 

Konflikt-Herd 2: Umgang mit den Kindern

Erschwerend kommt dazu, dass sich eine Familie meist aus mehr als zwei Menschen zusammensetzt und auch diese ihren Einfluss haben. 

Oft sind neben den sachlichen Aufgaben wie Kochen, Aufräumen usw. unterschiedliche Haltungen in der Erziehung und im Umgang mit den Kindern eine Herausforderung. 

Es ist wichtig, vor den Kindern als Team zu wirken.

Um das zu können, muss in Momenten ohne die Kinder über die unterschiedlichen Haltungen gesprochen werden. Auch hier muss die Grundlage gelten, dass es nicht nur einen richtigen Weg und eine richte Art zu reagieren gibt.

Gemeinsame Werte und Haltungen wurden schon in den vorherigen Texten angesprochen. Diese sollten auch in diesen Diskussionen die Grundlagen bilden. 

Gemeinsam kann erkannt werden, in welchen Situationen es schwierig wird oder eskaliert und es können Pläne für eine Veränderung besprochen werden, die für beide Parteien stimmig sind. 

Was, wenn ein Streit mit dem Kind auf die Erwachsenen überschwappt? 

Jeden Morgen beim Bereitmachen für die Kita oder die Schule kommt es zum Streit. Das Kind will sich nicht anziehen und trödelt. Ein Elternteil wird ungeduldig, schimpft. Das andere Elternteil mischt sich ein, weist das schimpfende Elternteil zurecht und stellt sich vor das Kind.

Der Streit geht auf Erwachsenenebene weiter. 

Ich (Niklaus) habe einen anderen Umgang mit unseren Jungs als meine Frau. Es brauchte einiges an Diskussionen, bis mein Weg von allen Beteiligten genauso akzeptiert wurde wie ihr Weg. 

Wenn das Problemfeld am Morgen eruiert werden konnte, kann abgemacht werden, welche Reaktion am nächsten Morgen hilfreicher wäre. Vielleicht nützt das, die Verantwortung zu verschieben.

Je nach Alter kann man es mit dem Kind besprechen. So können Abmachungen für den nächsten Morgen festgelegt und auch überprüft werden.

Folgende Fragen unterstützen den Prozess:

  • War es nun besser?
  • Ist es uns gelungen anders zu reagieren?
  • Was würde helfen?

Wichtig ist eine gemeinsame Grundhaltung des Eltern-Teams gegenüber dem Verhalten des Kindes.

Jedes Verhalten hat einen Grund. Wir machen nichts einfach so, auch die Kinder nicht. Oft hilft ein Perspektivenwechsel in den Blickwinkel des Kindes, um sein Verhalten zu verstehen und es passender begleiten zu können.

Wir haben und hatten viele Diskussionen, wie nun der «richtige Umgang» sei. Unsere Abmachung ist: Wenn jemand anfängt, macht diese Person weiter oder holt aktiv Unterstützung. Das andere Elternteil hält sich zurück und mischt sich nicht ein – oder nur auf Wunsch.

Im Nachgang wird darüber geredet, nicht im Moment. 

Konflikt-Herd 3: Paarebene

Es kann auch sein, dass die Paarebene nicht stabil genug ist, um eine funktionierende Teamebene aufbauen zu können.

Es braucht gegenseitiges Vertrauen, Aufrichtigkeit und den ehrlichen Wunsch, es gemeinsam schaffen zu wollen. 

Wenn in der gemeinsamen Arbeit festgestellt wird, dass diese Ebene nicht genug stabil ist, muss hier angesetzt werden.

Wie schon oft erwähnt: die Paarbeziehung ist die Basis. Dass diese Basis Pflege und Zeit braucht, wird uns immer wieder bewusst. Die Beziehung ist es Wert, sich zum Beispiel einen Babysitter für eine Auszeit zu organisieren und sich Zeit füreinander zu nehmen. 

Wenn es zäh wird: Hilfe holen, bevor es zu spät ist!

Alle diese Schwierigkeiten auf den unterschiedlichen Ebenen können als Paar und als Team angegangen werden. Es ist jedoch ratsam, den Prozess zu beobachten.

Wenn es immer wieder die gleichen Schlaufen und die gleichen Streitereien gibt und keine Veränderung erwirkt werden kann, braucht es Unterstützung von aussen. Das kann in Form eines Buches, eines Podcasts oder eines Workshops geschehen.

Bei komplexeren Situationen empfehlen wir eine Begleitung durch eine Beratung oder Therapie.

Wenn diese zu einem Zeitpunkt in Anspruch genommen wird, bei dem beide Parteien einander (noch) zugewandt sind und beide eine Veränderung möchten, stehen die Chancen gut, einen gemeinsamen Weg zu finden. 

Leider zeigt die Praxis, dass eine Beratung oder eine Therapie erst dann in Anspruch genommen wird, wenn es eigentlich schon zu spät ist. 

Die Arbeit im Eltern-Team ist nie fertig.

Auch bei uns nicht.

Die Bedürfnisse verändern sich, die Kinder werden grösser… Es gibt Höhen und Tiefen und braucht auch gemeinsames Feiern.

Feiert euch, wenn euch etwas gelungen ist, gönnt euch etwas als Paar, wenn eine kleine Veränderung erreicht werden konnte. Das stärkt und gibt Kraft für die nächsten Schritte!

Simona und Nicolas Gafner

Autorin und Autor

Simona Gafner ist systemisch lösungsorientierte Beraterin (MAS SLK) und Schulleiterin. Niklaus Gafner ist systemisch lösungsorientierter Coach (ZiS) und Ingenieur im Bereich Maschinenbau und Umwelttechnik. Zusammen geben sie Workshops rund um die Themen Eltern, Familie und Paare und begleiten oder beraten auch individuell. Die beiden sind verheiratet, haben zwei Kinder im Schulalter und teilen sich die Work- und Care-Arbeit. gafner-beratung.ch.

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 19. April 2024.


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