Allein, allein … wieso ich gerne wieder mal so leben möchte
Welches Elternteil kennt ihn nicht: Den Wunsch, mal wieder einfach ganz alleine zu sein. Nathalie Sassine verrät, was sie mit dieser Freiheit tun würde.
Hui, jetzt habe ich es gesagt. Gar geschrieben! Ja, es gibt Momente, gar Tage und Wochen, da wünsche ich mir eine 2-Zimmer-Wohnung in der Stadt, wo ich alleine lebe.
Nicht nur getrennt von meinem Mann, sondern auch ohne meine Kinder.
Und bevor jetzt die Empörung losgeht: Ich liebe meine Familie, meinen Mann seit über 20 und meine Kinder seit bald 14 und neuneinhalb Jahren. Aber manchmal….
#malehrlich: Habt ihr nicht auch manchmal Lust, wieder eine eigene Wohnung zu haben? Sie so einzurichten, wie es euch – und nur euch – gefällt? Die eigenen vier Wände, in denen nur genau das rumliegt, was ihr selber rumliegen lasst? Wo der Kühlschrank auch mal leer sein kann, weil euch ein Take-away kein Vermögen kostet? Ich schon.
Wünscht ihr euch nicht manchmal einen Tag ganz ohne Diskussion zum richtigen Outfit für Frühlingswetter? Nein, kurze Hosen und Flip-Flops sind es nicht. Und nein, die Badi hat noch nicht geöffnet, spinnsch? Oder wie wäre es mit ein paar Tagen ganz ohne „Wer räumt den Geschirrspüler aus?“, «Tisch decken? Wieso immer iiiich?“ …
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Ihr wisst, was ich meine, richtig?
Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade in Barcelona war und ich es bitter bereue, nicht wenigstens ein Austauschjahr in dieser tollen Stadt gemacht zu haben. Oder in sonst einer Stadt ausserhalb der Schweiz. Ich. Mit mir. Alleine.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Frühlingsferien sind und wir zu viert zu Hause sind, was mehr Chaos und Dreck mit sich bringt, als ich aushalten kann … ich weiss es nicht.
Was ich tun würde, wenn ich alleine lebe:
- Viel öfter netflixen – denn niemand würde mir in mein TV-Programm reinreden und Kindersendungen gäbe es gar nicht.
- Regelmässig Sushi bestellen, wenn mir danach ist, ohne unsere Hypothek erhöhen zu müssen, weil es für vier Personen einfach unbezahlbar wird.
- Keinen Zmittag kochen. Nie.
- Arbeiten wann und wo ich will, ohne Rücksicht auf Schulschluss oder Termine, die nicht meine sind.
- So viel lesen. All die runtegeladenen Bücher, zu denen ich nie komme. Und neue runterladen.
- Aufgeräumte und gelüftete Zimmer geniessen. Teenager-frei. (Was eben auch frei von Gerüchen bedeutet.)
- Nur einkaufen, wenn ich Lust auf was habe. Mit Körbchen, nicht mit Wagen.
- Abends zum Apéro gehen, ganz spontan.
- Überhaupt ganz oft durch meine Stadt spazieren.
- Meinen «Kleiderstuhl» wieder aktivieren. Ihr wisst schon, der, der als zweiter Kleiderschrank dient.
- Meinen Mann daten. „Zu mir oder zu dir?“ wäre plötzlich wieder ein Thema…
Wahrscheinlich fallen mir noch viele andere Dinge ein, kaum geht dieser Text online. Aber ihr habt verstanden: Manchmal ist mir das Familienleben einfach zu viel. Zu viel Lärm, zu viel Reden, zu viel Nähe… Euch etwa nicht?
P.S.: An meinen Mann und meine Kinder, wenn ihr das lest: Ich liebe euch! Doch, wirklich!
Autorin
Nathalie Sassine-Hauptmann (44) gehört zu den Müttern, die alles wollen und es in vielen Fällen auch kriegen. Dieser Weg war aber steinig und sie hat festgestellt, dass sie mehr auf sich selber hören muss. Heute führt sie ihr erfolgreiches Online-Reisebüro webook.ch, das flexible Arbeitszeiten bietet. Perfekt für Mütter, die eben auch alles wollen. Mit ihrem Buch «Rabenmutter – die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Nathalie hat ausserdem keine Angst vor dem Schimpfwort “Feministin”, im Gegenteil.
Hier gibt sie eine Anleitung für “Kleine Auszeiten vom Alltag”.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 29. April 2018 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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