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Vier Jahreszeiten im Körper: Wie wir mit der Mens leben

Die Menstruation nervt? Das muss nicht sein. Im Gegenteil: Josianne Hosner erklärt im Interview, wie grossartig der weibliche Zyklus funktioniert und wie wir ihn uns zunutze machen können.

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Josianne Hosner menstruiert äusserst gerne. Während andere die Mens als ein grausiges Übel empfinden, sieht sie im monatlichen Zyklus die Chance, sich als Frau besser kennenzulernen und die eigenen Kräfte richtig und effizient einzuteilen. Andrea Jansen spricht mit ihr über inneres Qualitätsmanagement, Drachentage und vor allem: Blut.

Podcast: Die Mens ist bloody brilliant

Dieses Interview könnt Ihr hier auch als Podcast hören.

Andrea Jansen: Josianne, lustigerweise sind wir beide während dieses Gesprächs am Menstruieren. Und jetzt denken wahrscheinlich 90% aller Leser*innen bereits: «ou, gruusig». Warum ist das so?

Josianne Hosner: Das hat verschiedene Gründe. Ein Grund ist, dass man über die Menstruation nicht spricht. Sie ist tabu und sehr oft mit Scham, Schmerz und Ekel behaftet. Im Laufe der Geschichte wurde die Monatsblutung verdrängt. Die Frau soll immer genau gleich funktionieren und man darf es ihr nicht anmerken, wenn sie ihre Tage hat.

Es ist ein heikles Thema, vor dem Frauen wie auch Männer Angst haben. Dabei ist es eine normale, biologische Funktion von einem gesunden Körper. Wir zwei reden miteinander, weil es den weiblichen Zyklus gibt. Sonst wären wir alle zusammen nicht da, nicht geboren.

Du hast in deinem Buch «Back to the Roots – Zyklisch leben mit immenser Freude» ausgerechnet, an wie vielen Tagen man ungefähr als Durchschnittsfrau menstruiert. Es sind 2’200 Tage im Leben, 450 Zyklen lang. 2’200 Tage, das sind mehrere Jahre. Wie absurd ist es denn, dass wir etwas, womit wir mehrere Jahre im Leben verbringen, einfach aus unserem Alltag streichen wollen?

Ja! Es ist enorm absurd. Es ist vor allem nicht notwendig. Wir können eine Menstruation oder einen weiblichen Zyklus so gut in unseren Alltag integrieren, dass es für uns ein Vorteil ist!

Die meisten, und ich auch, werden jetzt sagen: jein. Es beginnt ja bereits mit dem PMS, diesem Syndrom, das mit dem Genervt-sein oder einer gesteigerten Aggression einhergeht. Ganz viele Menschen haben extreme Schmerzen während der Mens. Man ist müde, teilweise auch lustlos. Ich finde, dass das unser Leben schon sehr stark beeinflusst.

Das ist korrekt. Es beeinflusst uns noch viel mehr, als wir es uns bewusst sind. Und es stimmt: Wie kann man über etwas, das wehtut und sich nicht gut anfühlt, sagen, dass es etwas Positives ist?

Ich meine natürlich nicht, dass es positiv ist, wenn eine Frau oder ihr Umfeld leidet, wenn sie ihre Drachentage hat. Das Spannende aber ist, was sich dahinter verbirgt. Wieso sind wir während den Drachentagen so gereizt? Wieso sind wir dann so beschissen drauf? Was stört uns denn? Dann führt es uns zu der Frage: Was brauchen wir denn? Was wäre sinnvoller in dieser Zeit? Hier setze ich an. Hier sage ich, dass das enorm spannend ist!

Wir Frauen sind nicht immer gleich. Und wir sind nicht immer gleich drauf.

Wir haben aber den Anspruch an uns selber – und die Gesellschaft hat diesen Anspruch leider auch – dass wir ausgeglichen sind. Sei es emotional oder bei der Arbeit. Auch mit den Kindern! «Früher gebar sie ihre zwölf Kinder und ging dann zurück auf den Acker!» Das könnten wir doch jetzt immer noch genauso machen, wenn man es jetzt auf die heutige Zeit anwendet.

Doch ich glaube, wir machen hier riesige Abstriche, wenn wir so leben. Es ist extrem, wie die Zahlen an Erschöpfungsdepressionen zunehmen. Sie steigen in der Schweiz, sie steigen überall. Durch meine langjährige Erfahrung mit hunderten von Frauen, die ich durch diese Themen begleite, glaube ich, es liegt daran, dass wir Frauen uns nicht mehr richtig kennen. Nur wenige Frauen verstehen, was ein weiblicher Zyklus ist.

Kaum eine Frau weiss, an welchem Zyklustag sie heute ist oder wie man das überhaupt herausfindet.

Das Aufrechterhalten dieser Kontinuität, wie wir im Alltag zu funktionieren haben, ist sehr anstrengend. Unsere Welt ist anstrengend. Die Ansprüche von Aussen sind anstrengend. Besonders anstrengend sind jedoch die Ansprüche, die wir an uns selbst haben. Wir haben nie gelernt, dass es auch eine andere Art gibt. Das erzählt uns niemand. Das gehört alles noch zum Tabuthema.

Dann kannst Du es uns erzählen! Dein Motto lautet: «It’s bloody brilliant». Du bist ja ein totaler Fan von der Mens – und wenn ich das richtig verstanden habe, siehst du auch in der Menstruation eine Urkraft von uns Frauen. Ist das richtig?

Absolut. Eine Frau ist nicht auf der Erde, um jeden Monat einmal zu leiden. Ich bin der Meinung, dass die Menstruation schmerzfrei sein kann. Selbstverständlich gibt es Frauen mit Unterleibsbeschwerden, die in die Hände von Gynäkologinnen gehören! Aber das ist ein ganz kleiner Teil.

Ich denke, ein Grossteil der Frauen könnte schmerzfrei durch die Menstruation gehen und dem PMS sogar mit einer Neugier entgegenblicken. Das ist eine ganz grosse Schere, was ich jetzt über das sage, was ganz viele Frauen monatlich erleben. Ich kann sonst nochmal von vorne anfangen. Jetzt habe ich von hinten angefangen.

Klar, fang von vorne an. Erklär den Zyklus.

Der erste Tag der Menstruation ist dann, wenn das Blut kommt. Das ist Zyklustag eins. Auf diese Weise gehen wir bis zur nächsten Menstruation durch all diese Tage hindurch. Der Durchschnittswert einer Zykluslänge ist 28 Tage. In diesen ungefähr 28 Tagen fühlen wir uns nicht immer gleich. Und das Schöne ist, dass das ein Vorteil ist.

Wir erleben vier Jahreszeiten in unserem Körper.

Im Winter ist der Winterschlaf. Stell dir einen Baum im Schnee vor. Da hängen keine Blätter mehr dran. Der Winter ist die Zeit der Menstruation. Im Klartext heisst das: ausruhen, nichts tun.

Danach kommt die Energie langsam wieder zurück. Die Blätter spriessen, es gibt die ersten grünen Blätter und Knospen. Es ist das Aufblühen nach der Mens. Sehr viele Frauen sagen: Wow, jetzt ist die Mens vorbei, jetzt geht es mir wieder gut. Es ist wie ein Frühlingserwachen.

Darauf folgt die Sommerhitze. Das ist die Zeit um den Eisprung herum. Die Lust auf Sexualität ist viel grösser. Das Leben wird farbiger, spannender. Andere Menschen sind plötzlich total interessant. In der Natur sind die Bäume mit Früchten behangen und alles ist im Saft.

Schliesslich kommt der Herbst. Die Bäume sind schön bunt, aber die Blätter fallen. Die Luft ist klar. Auf die heissen Tage folgt ein klarer Herbstmorgen und du kannst wieder atmen. Es ist die Zeit vor der Menstruation: die Drachentage, die PMS-Tage. Bis schliesslich der Winter – die Menstruation – wieder beginnt und alles von vorne anfängt.

Die Menstruation: Wie sehen die Phasen des weiblichen Zyklus aus?
(Bild: Unsplash)

Wenn du vom inneren Herbst sprichst, von den Drachentagen, wie du sie nennst, oder dem Drachen, zu dem ich manchmal werde, ist das denn die Zeit, in der man Dinge loslässt oder wegstösst, die man nicht mehr möchte? Oder ist es eher ein Moment, in dem man aufpassen muss, dass man nicht Menschen wegstösst, ohne dass man das möchte?

Ja, du hast das sehr gut erkannt. Es ist sehr vielschichtig. Das Eine, das du vielleicht auch schon bemerkt hast, sind die physischen Aktivitäten. Es ist so lustig, wie viele Frauen während des inneren Herbstes putzen.

Putzen?

Sie putzen wie wahnsinnig, misten aus oder schmeissen alte Kleider weg. So vielen Frauen fallen Dinge auf, die im Haus herumstehen oder Geräte, die kaputt sind. Das passiert oft kurz vor der Mens.

Das ist die Aktivität im Alltag. Man muss jedoch aufpassen, dass man andere nicht die ganze Zeit anschnauzt.

Ich habe in meinem inneren Herbst auch schon zu meinen Kindern gesagt: Seid mal ein bisschen normal! Aber die Kinder waren nicht abnormaler als sonst, sondern das war ich.

Während dieser Zeit kann es passieren, dass es vermehrt zum Streit mit dem Partner kommt. Der innere Herbst ist unsere persönliche Qualitätskontrolle. Dort bemerken wir alles, was uns nervt. Alles, was dich an den Kindern, deinem Job, an deinem Haus und vor allem an dir selbst nervt, ist plötzlich glasklar. Das ist sehr anstrengend (lacht).

Das bricht manchmal über uns Frauen ein.

Wir können nicht damit umgehen, weil wir es nicht gelernt haben und uns nie jemand etwas davon erzählt. Viele Frauen in meinen Kursen sagen, dass sie nicht so ein Drache sein wollen. Sie seien jetzt schon wieder fies gewesen zu ihrem Mann. Es tut ihnen dann sehr leid.

Ich kenne diese Situationen auch. Aber zu wissen, in welcher Jahreszeit man steckt, hat es wahnsinnig entschärft. Mittlerweile freue ich mich auf den inneren Herbst, denn er ist immer der, der mir etwas aufzeigt. So kann ich in meinem Leben etwas optimieren. Das ist recht cool.

Das ist sehr cool. Schreibst du das denn auch auf?

Ich schreibe es so oft wie möglich auf. Ich habe zum Beispiel über Jahre hinweg im inneren Herbst immer gemerkt, dass mich das Thema Geld nervt. Es bringt mich auf die Palme. Jetzt kann ich entweder die nächsten paar Jahre deswegen jammern, oder ich kann mich auf die Suche nach dem machen, was damit zusammenhängt. So kann man das mit jedem Thema machen.

So fragten mich auch schon Frauen nach den ersten zwei, drei Wochen meiner Onlinekurse: «Soll ich mich von meinem Mann trennen? Der nervt mich immer in meinem inneren Herbst!»

Natürlich muss man das deswegen nicht tun. Es gibt ganz viele Zwischenstufen. Was wir fühlen, zeigt uns einfach auf, woran wir arbeiten können, um unser Leben zu optimieren.

Jetzt haben wir sehr viel über den Herbst gesprochen. Ich finde das ein super Bild. Man kann sich vorstellen, wie jemand durch sein ganzes Wesen läuft und findet: Das ist noch nicht gut, dort musst du es noch besser machen und das ist noch nicht optimal. Lass uns eine Jahreszeit weitergehen. Jetzt sind wir im Winter. Was passiert jetzt?

Im Winter sind wir am Menstruieren. Wir befinden uns in einem etwas anderen Zustand. In dieser Zeit sind wir oft sensibler und weinen schneller. Schlechte Nachrichten treffen uns stärker, wenn wir am Menstruieren sind. Wenn man von einer schweren Krankheit oder einem Todesfall in der eigenen Familie erfährt, dann empfindet man dies in der Menstruationsphase stärker.

Unser Körper verlangt während der Menstruation nach mehr Ruhe. Die geben wir dem Körper in den wenigsten Fällen.

Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen, «The Red Tent», «Das rote Zelt». Es handelt von einem Stamm, der zur biblischen Zeit lebte. Die Frauen unterstützten sich gegenseitig und gaben ihre Weisheiten weiter. Sie taten das immer in der Zeit der Menstruation, weil sie alle zur gleichen Zeit menstruierten. Sie gingen dann in ein rotes Zelt, setzten sich auf Strohbüschel und liessen das Blut rausfliessen. Während dieser Zeit mussten sie nichts tun. Sie hatten zwei, drei Tage für sich und ihre Körper. Das ist keine fiktive Geschichte, sondern es beruht auf Tatsachen.

Es gibt ganz viele Aufzeichnungen von indigenen Kulturen, indianischen Kulturen und indischen Kulturen. Die menstruierenden Frauen sind wahnsinnig weise und intuitiv. Deshalb sind wir in dieser Zeit sensibler. In den indigenen Völkern galt das als Vorteil, weil diese Frauen Zeit zum Träumen und Visionieren hatten. Sie wurden bekocht, die Kinder von anderen betreut.

Mit dieser Weisheit, mit der sie aus der Menstruation traten, dienten sie dem Volk.  Danach war es ein schönes Zusammenspiel. Die Frauen  erteilten Ratschläge, die Männer konnten diese umsetzen. So herrschte ein Gleichgewicht zwischen Mann und Frau.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass dies noch in unseren Köpfen verborgen liegt. Viele Frauen sind von diesem Thema sehr berührt.

Ich denke, der Wunsch nach Ruhe ist gross in dieser Zeit. Das zeigt auch die bleierne Müdigkeit, die praktisch jede menstruierende Frau kennt. Wenn man den ganzen Tag nur im Bett sein, fernsehschauen oder lesen möchte. Mir geht es so. Ich habe das aber nie gemacht. Vor allem nicht mehr, seit ich Kinder habe.

Es wäre gut, das zu tun. Es wäre für die ganze Familie gut. Das klingt ganz kontrovers. Aber wir können unseren Töchtern zeigen, dass es möglich ist. Sie werden sehen, dass es der Mutter gut tut. Dass die Mutter nach einer Menstruation gestärkt ist. Und sie erkennen, dass man das so handhaben kann. Weil es im eigenen Familiengefüge sehr gut funktioniert.

Aber es funktioniert nicht in unserer Gesellschaft, in unserer Welt oder in unserer Arbeit.

Oder nicht in unseren Köpfen. Ist es nicht nur in unseren Köpfen?

Natürlich ist es in unseren Köpfen. Fast jede Frau sagt mir: «Unmöglich Josianne, du erzählst Märchengeschichten, das kann man nicht machen. Man kann während der Mens keine Pause machen.» Ich versuche dann immer, freundlich zu antworten.

Man könnte entweder diese 2’200 Tage hindurch jammern und denken, dass alle anderen an diesem Zustand schuld sind – oder man ist schlau und überlegt, wie man es sich einrichten kann.

Das können praktische, alltagstaugliche Sachen sein. Ich fing zum Beispiel damit an, während meines Eisprungs Essen vorzukochen und einzufrieren. Am ersten Tag der Mens kocht entweder mein Mann oder ich taue die vorbereiteten Gerichte auf. In der Zeit, in der ich nicht in der Küche stehen muss, setze ich mich aufs Sofa und mache überhaupt nichts.

Menstruation: Wie funktioniert der weibliche Zyklus? www.anyworkingmom.com

Wir können nicht einfach sagen, dass das nicht möglich ist. Wir haben eine grosse Eigenverantwortung in unserem Leben und eine Verantwortung unseren Töchtern gegenüber.

Wenn wir möchten, dass sich für unsere Töchter etwas ändert und dass sie ihren Körper ernst nehmen, dann ist das etwas Wertvolles, das wir Ihnen auf den Weg geben können.

Man muss auch kein riesiges Trara daraus machen. Man muss nicht auf Facebook oder Instagram schreiben, dass man am Menstruieren ist. Doch innerhalb der Familie kann man sagen, dass man die Mens hat.

Das bedeutet manchmal, dass wir vor der Mens in die Bibliothek gehen, weil mir dann einfällt, dass nächstens die Leihfrist der Bücher abläuft.

Stimmt, Qualitätskontrolle.

Absolut. Dann folgt die gemütliche Zeit, in der ich 100’000 Geschichten erzähle. Klar, es ist nicht alles super und ich wäre während dieser Zeit auch gerne alleine. Aber ich sitze. Ich muss weder waschen noch staubsaugen.

Das wäre genau meine nächste Frage gewesen! Du kannst dich vielleicht mit deinem Partner absprechen. Du hast drei Kinder, oder?

Genau. Sie sind 16, 14 und 4 Jahre alt.

Aus meiner eigenen Erfahrung mit Sechsjährigen und Vierjährigen muss ich sagen, dass sie meistens nicht darauf Rücksicht nehmen, wenn man ihnen sagt, dass man es jetzt etwas gemütlicher nimmt.

Das stimmt – und dennoch ist es toll. In diesem Alter kannst du sie noch bei ihrer Neugier packen. Zu meinem Sechsjährigen sage ich dann: «Hey, weisst du was? Ich habe meine Mondtage. Habt ihr auch Lust auf eine Tasse heissen Kakao? Wisst ihr noch, wie man das macht? Soll ich mich auf Sofa setzen und ihr macht das?» Dann sind sie Feuer und Flamme. Der Grund darf wirklich deine Menstruation sein. So erhalten sie eine Beziehung dazu.

Wir verbinden mit dem Thema Menstruation immer das Bild einer schlechten Laune. Selbstverständlich habe ich auch nicht die beste Laune, wenn ich Schmerzen habe und müde bin.

Aber vielleicht würden wir es schaffen, der Menstruation einen neuen Touch zu geben. Einen Touch von Selbstliebe, der Selfcare, von einer gemütlichen und ruhigen, häuslichen Zeit.

Ich male viel mit meinen Kindern an diesen Tagen. Ich sitze mit ihnen am Tisch mit Wasserfarben, kritzle irgendetwas vor mich hin. Das tut gut, weil es nichts ist, das mein Hirn braucht. Ich kann dabei ausruhen.

Wir sind beide in der Situation – oder haben das Glück – dass wir selbstständig und frei arbeiten können. Das geht natürlich nicht allen so. Die Mutter oder Frau, die morgens um 7 oder 7.30 Uhr antanzen muss und den ganzen Tag Sitzungen hat, was macht sie?

Das ist eine ganz gute Frage. Das ist eine andere Situation. Doch auch diese Frauen können etwas machen. Sie können mit ihrem Körper in dieser Zeit sanfter umgehen. Man kann auch mal flache Schuhe zur Arbeit tragen und anstatt eines Träger-BHs einen BH ohne Bügel anziehen.

Man kann die Mittagspause alleine und ohne die Arbeitskollegen verbringen. Man muss nach der Arbeit nicht mit zum Feierabendbier, sondern kann sagen: «heute nicht».

In solchen Situationen sollte man das Drumherum besser gestalten. Wenn man am Mittag sein Sandwich immer beim Bäcker kauft und es normalerweise im Stehen isst, könnte man vielleicht von zu Hause eine heisse Suppe mitnehmen und diese gemütlich sitzend essen.

Schwierig, aber wichtig: Die eigene Situation sollte man immer ganz ehrlich betrachten. Ist man glücklich in seinem Job, weil man sich respektiert und wohl in seiner Haut fühlt? Während der Menstruation fühlt man es.

Man sollte diese Erkenntnisse vielleicht nicht in Schmerzmedikamenten ertränken.

Damit man sich spürt.

Ja. Deshalb sage ich, dass der Zyklus viele Bereiche des Lebens beeinflusst. Doch das Schöne ist, dass diese Überlegungen oder Fragen, ob man im Job und mit den Menschen um sich glücklich ist, hilfreich sind fürs eigene Leben.

Es ist wichtig zu sagen, dass es okay ist, sich hinzusetzen und hinzulegen – und man sich bei niemandem entschuldigen muss! Ich erlebe so viele Frauen, und manchmal auch mich selbst, in dieser Rolle, in der ich niemand anderem gegenüber ein schlechtes Gewissen haben und ich mich nur mir selber gegenüber rechtfertigen muss, dass ich dies und jenes auch noch erledige. Ich werde dann fast wütend und sage: «Jetzt möchte ich mich auch mal hinlegen.» Dabei hat gar niemand gesagt, dass ich das nicht darf.

Deshalb denke ich, dass man es weder den Männern, den Kindern noch der Gesellschaft in die Schuhe schieben kann. Das kann man wirklich nur sich selber. Zu 80 Prozent hat man es selbst in der Hand, ein gutes, zyklisches Leben zu führen. Ganz egal, wie die Lebensumstände sind.

Bis zu einem gewissen Grad. Ich finde schon, dass viele Dinge von aussen vorgegeben sind. Wenn wir Frauen von Anfang an in der Bildung dieser gesellschaftlichen Struktur eine grössere bzw. gleichwertige Rolle gespielt hätten, dann würde diese Arbeitswelt anders aussehen. Vielleicht hätte man dann frei, wenn man die Mens hat. Wir bewegen uns ja noch immer in einer komplett von Männern dominierten und für Männer gemachten Arbeitswelt.

Das stimmt! Ich finde, die Frau sollte sich selber so gut kennen, dass sie ihr zyklisches Leben selbst gestalten kann. Du hast völlig recht: Niemand macht es uns leicht. Die Sache ist aber, dass unsere Gesellschaft an diesem hohen Standard von Leistungserbringung krankt. Erschöpfungsdepressionen nehmen nicht nur bei Frauen zu, sondern auch bei Männern und Kindern. Deswegen müssen wir uns alle gemeinsam überlegen, was wir uns hier eigentlich antun. Zu diesem Thema könnten wir noch 27 weitere Podcast-Folgen machen.

Eine Frau, die ihren Zyklus kennt und weiss, wie es ihr wann geht, hat ein cooles Werkzeug in die Hand bekommen.

Heute ist mein Zyklustag zwei. Heute habe ich während des Kochens meinem Sohn mit seinem verknoteten Webrahmen geholfen, mein Mann hat mir von einer Gebrauchsanleitung erzählt und die kleinste Tochter rief aus dem Badezimmer: «Po putzen!»

Heute fand ich: Hey Leute, ich bin am Kochen, könntet ihr mich bitte alle in Ruhe lassen?

Aber weil ich mich inzwischen so gut kenne, finde ich es spannend. Ich mache immer viele Dinge gleichzeitig und denke dazu noch über andere Dinge nach. Aber während der Menstruation bin ich nicht genügend präsent. Weder für mich, noch für alle anderen.

Weil du schon mit etwas anderem beschäftigt bist.

Ja, und das reicht bereits. Es ist etwas Schönes und Wertvolles, wenn man es als etwas betrachtet, das einem guttut. Auch der Familie! Es ist gut, wenn es da jemanden gibt, der spürt, was den Leuten guttut. Das ist ein Vorteil. Aber wir besitzen keine Sprache mehr dafür. Die Sprache kam uns abhanden.

Wir wissen ja kaum, wie wir mit uns selber reden sollen – geschweige denn mit unserem Mann. Das kennt jede von uns. Du sagst irgendetwas Unwirsches und dann sagt der andere: «Hast du deine Tage?» Und dann ist das blöd und du musst mit Ja antworten. Dann fühlst du dich in die Enge getrieben. Das ist kein gutes Gefühl.

Und klein gemacht.

Absolut, ja.

Menstruation: Wie funktioniert der weibliche Zyklus? www.anyworkingmom.com
Menstruationscup. Bild: Unsplash.

Um diesen Zyklus abzuschliessen, würde ich jetzt noch gern über den Frühling und den Sommer sprechen. Was ist denn ein guter Moment oder was bringt uns der Frühling? was bringt uns der Sommer und was können wir dann am besten tun?

Im Frühling ist die Menstruation vorbei und man kann etwas aufblühen. Wir spüren das oft, weil die physische Energie wieder zunimmt. Man kann die Menstruation mit einer Tankstellenzeit vergleichen. Danach kommt der «Saft» wieder zurück. Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Du warst in den Ferien und freust dich wieder auf die Arbeit. Du denkst: Jetzt kann ich wieder.

Ja! Man hat so viele Ideen!

So kann sich das ein bisschen anfühlen: wie ein innerer Frühling. Die Fühler strecken sich in alle Richtungen. Man meldet sich wieder bei der Freundin, von der man schon lange nichts mehr gehört hat. Man nimmt Dinge in Angriff.

Die Welt leuchtet wieder ein bisschen mehr.

Während deiner Menstruation warst du in deiner Höhle. Danach kommst du heraus und denkst: Leute, ich bin übrigens noch da. Was machen wir?

Du kannst diese Lebensphase mit jener eines Teenagers vergleichen, der voller Energie, mutig und vielleicht ein bisschen forsch ist. Im inneren Frühling sind wir oft wortgewandter als sonst. Es ist eine sehr geeignete Zeit, um andere von Projekten zu überzeugen.

Ich sollte dringend ein Konzept schreiben und eine Jahresstrategie machen. Dann ist also der Frühling, der jetzt kommt, eine gute Zeit.

Das ist eine sehr gute Zeit für alles, was kreativ aus dir hinaussprudelt. Ein Brainstorming mit Ideen funktioniert jetzt super. Es kann sein, dass dir in dieser Zeit nichts zu krass oder zu viel erscheint.

Der innere Sommer bedeutet, mit Leuten zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. Networking ist sehr gut in dieser Phase.

Darauf folgt schliesslich wieder der innere Herbst. Dann blickst du auf deine Notizen und denkst: Ist mir dieser Jahresplan zu viel? Sollte ich davon noch zwei, drei Dinge weglassen?

Während der nächsten Menstruation kannst du erneut überlegen, in welchen Situationen dir das Herz aufgeht und was dir guttut. So kannst du deine Pläne in jeder dieser vier Phasen aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Deshalb rede ich gerne von dem sehr grossen Vorteil, den dieser weibliche Zyklus hat.

Also: Du solltest unbedingt in deinen nächsten Frühlingen drauflos schreiben, planen, brainstormen, netzwerken.

Okay, das finde ich super. Und im Sommer?

Im Sommer? Das ist so…

Da habe ich nur noch Sex! (lacht).

Sex sowieso, weil es ja sonst keine Babys gäbe. Der Eisprung ist dann, wenn man fruchtbar ist. Deshalb hat man dann mehr Lust auf Sex. In dieser Zeit ist man auch für alle anderen Dinge fruchtbar. Man kann Projekte starten, man kann Weltrettungspläne schmieden.

Häufig sind wir Frauen in dieser Zeit physisch stärker. Wir haben mehr Energie zur Verfügung und brauchen weniger Schlaf. Wenn es irgendwann ein Arbeitsprojekt gibt, bei dem du bis spät in die Nacht arbeiten musst, fällt es dir in der Sommerphase leichter als während der Mens. Man hat mehr Energie.

Das ist aber auch eine Gefahr für uns Frauen.

In dieser Zeit sagen so viele Frauen «Ja», wenn sie um Hilfe gebeten werden. Dann übernehmen sie sich. Sie versprechen, einen Kuchen zu backen, planen einen Kindergeburtstag und laden auch gleich die jüngeren Geschwister der Gäste mit ein.

Wenn du aber nicht weisst, wie du in deinem Zyklus bist, dann kann es zwei Wochen später ganz anders aussehen.

Es ist wirklich lustig: Fast jede Frau mit einem mehr oder weniger regelmässigen Zyklus hat zwei Wochen nach dem Eisprung die Mens, jeden Monat. Trotzdem richten viele ihre Pläne nicht danach aus. Wenn man während des inneren Sommers mit einer Freundin euphorisch eine grosse Verabredung plant, dann könnte man sich doch für den nächsten inneren Sommer in vier Wochen entscheiden. Wenn die Energie wieder voll da ist.

Weisst du wie viel Zahnarzttermine ich abgesagt habe, weil ich kurz vor der Mens war? Ich gehe dann nicht zum Zahnarzt. Ich gehe dann auch nicht zu Ikea. Das ist für mich gleich schlimm.

Das ist ungefähr auf dem gleichen Level, Zahnarzt und Ikea (lacht).

Ja, genau. Oder Reisen. Reisen mit Kindern fühlt sich vor der Mens anders an, als während des Eisprungs.

Auf deiner Webseite kann man den Zyklusplan downloaden. Da kann man nachschauen, wo man sich gerade befindet und die Situation einfach mal beobachten. Man muss nicht sofort hineinspringen.

Genau. Du brauchst nur dich selber und deine Gabe zur Beobachtung. Da gibt es schon ganz viele Aha-Momente. Wenn du das Zyklusrad ausfüllst und dann drei Monate hintereinander beim Zyklustag 21 steht: «alle nerven», dann erkennt man ein Muster. Also könnte man künftig versuchen, den Menschen an diesem Tag ein wenig aus dem Weg zu gehen. Vielleicht könnten die Kinder dann ein paar Stunden bei den Nachbarn spielen gehen.

Die Kinder abgeben, weil man die Mens hat. Das ist ein wahnsinnig guter Grund. Das macht aber niemand.

Man organisiert eine Babysitterin, weil man ausgeht oder mit dem Mann ins Restaurant möchte. Das ist auch gut so! Dennoch könnte man die Babysitterin auch mal organisieren, weil man die Mens hat.

Das ist eine sehr gute Idee. Das merke ich mir. Planst du so auch deine Arbeit? Lebst du komplett zyklisch? Du weisst immer was, wie, wo.

Das ist so, ja. Ich weiss immer, an welchem Zyklustag ich mich befinde. Ich kenne ihn mittlerweile so gut, dass ich weiss, wie ich auf mich achten muss.

Selbstverständlich gibt es auch in meinem Leben Dinge und Termine, die Monate im Voraus abgemacht sind. Mitte Jahr habe ich einen Auftritt als Speakerin. Ich weiss noch nicht so genau wo ich dann im Zyklus bin. Wenn ich dann aber kurz vor der Mens stehe oder die Mens habe, wird mich das mehr Energie kosten.

Es kann sein, dass es so souveräner – dafür während eines inneren Frühlings oder Sommers lustiger wäre. Jede Phase hat ihre Qualitäten. Diese zu suchen, ist eine coole Aufgabe. Das macht Spass. Deshalb ist das Frausein eine recht gute Sache (lacht).

Leben denn Männer völlig linear?

Jein. Den ganzen hormonellen Zyklus, den wir haben, haben die Männer nicht. Aber die Natur jedes Menschen ist zyklisch.

Die Menschheit hat immer weiter existiert, weil bereits die indigenen Völker den Rhythmen der Natur gefolgt sind. Diese Rhythmen existieren auch in Männern und Kindern. Es gibt keinen Mann, der nur leisten kann. Jeder Mann braucht Regeneration.

Jeder Mentaltrainer sagt, dass es nach einer intensiven Phase Ruhephasen braucht.

Aber einer Frau, einer Mutter oder einer Hausfrau sagt niemand, dass sie eine Pause braucht.

Wenn man die Geschichten der Mentaltrainer und die Manager-Geschichten zusammenmischt mit Depressionen und Erschöpfungsproblemen, dann erkennt man, dass kein Mensch nur linear ist. Aber Männer vertragen das Lineare besser als wir Frauen. Sie sind mehr dafür gemacht.

Ich kenne dennoch viele Männer, denen es sehr guttun würde, einen Gang runterzuschalten, um ihre Ruhepausen einzuhalten und einzufordern.

Wie erkläre ich die Mens meinem siebenjährigen Sohn? Das ist im Moment ein sehr aktuelles Thema. Letzte Woche hatten wir das Gespräch darüber.

Ich erkläre meinen Kindern, dass ich eine Gebärmutter habe. Das ist die Höhle in meinem Bauch, in der sie gewachsen sind. Ich baue dann Sätze ein wie: «Weisst du noch, als du drin warst?» Je kleiner die Kinder sind, umso mehr sagen sie dann: «Ja, ich weiss das noch.»

Meine Erklärung ist die, dass die Gebärmutter einmal im Monat das Bettchen putzt. Es wechselt die Bettwäsche. Die Natur bereite diese Höhle auf ein weiteres Baby vor. Natürlich sage ich immer, dass es bei uns – wir haben drei Kinder – keine weiteren gibt.

Für Kinder ist Blut ja immer etwas Bedrohliches. Jedes Bobo, wenn es blutet, tut viermal mehr weh als wenn es nicht blutet. Meine Tochter hat mal gefragt, ob mir die Mens weh tue. Ich sagte: «Ein bisschen.» Ich möchte ja nicht, dass meine Fünfjährige jetzt schon Panik vor der Mens hat.

Das ist aber der beste Aufhänger um zu sagen: Wenn ich sehr viel herumlaufe und sehr viel mache, dann tut es manchmal ein bisschen weh. Aber wenn ich mich mit einer Bettflasche auf dem Sofa entspannen kann, geht es mir gut. Wir massieren uns in der Familie oft gegenseitig. Deshalb habe ich immer Minzöl dabei.

Es muss kein Trara darum herum gemacht werden. Man kann es ganz gut mit einem Gespräch verbinden. Das ist die gemütliche Zeit.

Du sagst, die Mens sei etwas Schönes, etwas Wertvolles. Sie ist «bloody brilliant». So hast du es bei dir als Claim aufgeschrieben. Im Gegensatz dazu stellt sich die Frage, ob es die Mens überhaupt braucht. Ich selber hatte auch jahrelang keine Mens, weil ich hormonell verhütete, weil ich die Pille nahm. Was hältst du davon? Verpassen all die Frauen, die keine Mens haben, etwas?

Ganz ehrlich: Ja, ich finde, dass sie etwas verpassen.

Das heisst nicht, dass ich es daneben finde, wenn Frauen die Pille nehmen. Ich denke aber, dass man den Zyklus auf eine andere, intensivere Art wahrnimmt und spürt. Es ist ein Supplément, wenn man den Zyklus in seiner ganzen Intensität erleben darf oder sich das selbst ermöglicht.

Ein anderes Thema ist die hormonelle Verhütung. Für wie viel Mal Sex pro Monat in denen man während der fruchtbaren Tage schwanger werden könnte, nimmt man während wie vieler Jahre diese hormonellen Verhütungsmittel? Ich möchte mich da auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Ich habe das Glück im Unglück, dass ich mich nicht um diese Frage kümmern muss. Ich hatte zwei Eileiterschwangerschaften und habe deswegen keine Eileiter mehr. Ich muss nicht mehr verhüten.

Aber ich finde es krass, wenn ein 16-jähriges Mädchen per se die Pille bekommt, weil sie ihren ersten Freund oder pro Monat drei Pickel zu viel hat. Das stimmt für mich nicht. So verpassen wir etwas von unserem ganz natürlichen Wesen oder von unserem Wissen, das wir besitzen.

Ich habe in deinem E-Book gelesen, dass du Baumwollbinden empfiehlst. Da denke ich dann schon: Uääh! Binden! Ich dachte, die sind wir los. Sofort habe ich Bilder von mir im Kopf, vom Spital, von diesen riesigen Binden für den Wochenfluss.

Das sind Surfbretter. Ich weiss, ich weiss. Das denken viele Frauen. Doch die Sache ist einfacher. Wir haben einen sehr verdeckten und verkrampften Umgang mit unserer Vagina. Da unten kommt höchst selten Luft ran. Wir tragen sehr enge Kleider, sehr oft synthetische Wäsche, weil sie elastisch sein muss. Selbstverständlich kann ich auch nicht unten ohne rumlaufen. Das wäre das sehr komisch hier im Dorf. So mutig bin nicht mal ich (lacht).

Aber wir vernachlässigen unsere Vulva sehr.

Ich kenne unzählige Geschichten. Eine Frau hatte sechs Jahre lang schlimmste Mens-Krämpfe. Bei jeder Mens nahm sie Schmerztabletten. Dann hörte sie auf, Tampons zu benutzen und hatte nach drei Mensen nie mehr Bauchkrämpfe.

Ich frage mich, wieso das so sein muss. Das ist doch verrückt! Es müssen keine Stoffbinden sein. Es können auch eine Mens-Tasse, Tampons oder Binden aus biologischer Baumwolle sein. Eine herkömmliche Binde besteht zu 80 % aus Plastik. Sie enthält noch ein bisschen Pestizid-Baumwolle. Das ist Mist für unsere Yoni. 

Das will man da unten gar nicht haben.

Das möchte man weder da unten noch in sich drin haben. Als Teenager hat man mir eine Packung Always Ultra-Binden ins Badezimmer gelegt. Ich hatte während der Mens jahrelang Juckreiz. Irgendwann wechselte ich zu den Stoffbinden. Vom ersten Tag an hatte ich keinen einzigen Juckreiz mehr.

Was wünschst du dir idealerweise für eine Entwicklung in den nächsten paar Jahren – und was jetzt vielleicht dieses Interview bei einigen Leuten bewirkt?

Ideal wäre, wenn wir den jungen Mädchen bereits im Alter von vier bis sieben Jahren erzählen könnten, wie viel Gutes man seinem Körper tut, wenn man einmal eine Pause macht. Sie können es anhand der menstruierenden Mutter lernen. Kinder sind ja manchmal auch müde. Und was macht man dann?

Als nächstes wünsche ich mir, dass man mit neun-, zehn-, elfjährigen Mädchen darüber spricht, dass sie irgendwann in der nächsten Zeit ihre erste Menstruation bekommen und dass sie sich überlegen können, wie sie das gerne feiern möchten.

Mit feiern meine ich nicht, dass man eine Party machen und alle einladen muss, damit es alle wissen. Es ist etwas Intimes. Die Mädchen sind ja noch sehr mädchenhaft in dem Alter. Man kann gemeinsam ins Kino gehen, ein Restaurant besuchen oder einen Tisch mit Blumen dekorieren und dem Mädchen etwas schenken.

So sieht das Kind die Optionen und denkt: Ich bekomme das jetzt und meine Mutter, meine Freundinnen oder meine Gotte machen etwas Schönes für mich.

Es darf eine ganz schöne Frauensache sein.

Dann wünsche ich mir, dass diese jüngeren Frauen ältere Frauen zur Verfügung haben, die mit ihnen über ihren natürlichen Zyklus reden.

Ich wünsche mir, dass Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, gut begleitet werden, auch im Wissen, dass irgendwann nach der Geburt, nach der Stillzeit, die erste Mens wieder zurückkommt. Das ist übrigens nicht nichts. Ich finde, man muss nicht nur Geburtstage oder Weihnachten feiern. Man kann auch die erste Mens feiern und die erste Mens nach einer Geburt. Man kann die erste Mens nach einer Fehlgeburt würdigen, damit sie nicht völlig unbedacht in unseren Frauenleben verschwindet.

Ich wünschte mir, dass jede Frau weiss, an welche Frauen sie sich wenden kann, wenn sie sich alleine gelassen fühlt oder wenn sie in einer schwierigen Situation ist. Sei es in einer neuen Mutterrolle oder dann, wenn die Mens weniger wird und die Wechseljahre kommen. Wir hören Schauermärchen darüber.

Damit wir Frauen wissen, wie wir uns in den verschiedensten Phasen unseres Zyklus und unseres Lebens selber würdigen.

Ich finde, dass das ein sehr schöner Schluss für unser Gespräch ist. Ich danke dir!

Das ganze Gespräch von Josianne Hosner und Andrea Jansen gibts auch als Podcast zu hören!

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mom gegründet und lange als CEO geführt. Bei mal ehrlich ist sie für Strategie und Business Development verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, weniger zu micromanagen und mehr zu schlafen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens drei Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 20. Juni 2021 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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3 Antworten

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  1. Avatar von Y.r.
    Y.r.

    So viel zu menstrurieren ist eigentlich unnormal. Früher waren Frauen öfter schwanger oder sie stillten, der Körper ist überfordert mit so viel mens.

  2. Avatar von Andi
    Andi

    “Danach war es ein schönes Zusammenspiel. Die Frauen erteilten Ratschläge, die Männer konnten diese umsetzen. So herrschte ein Gleichgewicht zwischen Mann und Frau.”
    Ich stelle mir gerade vor, man würde dieses “Gleichgewicht” mit vertauschten Geschlechtern beschreiben…
    Noch zur natürlichen Verhütung. Das Problem ist ja, dass dann immer dann, wenn die Frau am meisten Lust hat, eigentlich kein Sex möglich ist. Bzw. nur mit wenig sicherem Kondom.

  3. Avatar von Elsa B.
    Elsa B.

    Danke für diesen tollen Artikel, es ist so ein präsentes Thema, dass eigentlich bei allen (bei mir auch!) mit Vorurteilen und allgemein mit Urteilen behaftet ist. Danke für diese tollen Denkanstösse! Weiter so 🙂