Reiseübelkeit – Tipps für die Fahrt mit Kindern
Welches Kind hat nicht schon mal den Autositz vollgekotzt? Reiseübelkeit kann eine ohnehin schon lange Fahrt noch stressiger machen. Wir liefern Tipps für eine entspanntere Reise.
Wir waren dabei, das Auto für die Heimfahrt zu beladen. Mein Sohn sass friedlich auf dem Rücksitz und fragte mich, ob er das Päckli Kiri-Käsli aufessen dürfe. Klar, sagte ich, froh, dass er sich selber beschäftigte.
Auf der kurvigen Strasse kurz vor Genua klagte er über Bauchschmerzen. Und natürlich hatten wir nirgends ein Plastiksäckli parat. Ihm wurde immer übler und er schrie immer lauter. Ich sass am Steuer und konnte nichts tun. Mein Mann hingegen drehte sich auf dem Beifahrersitz um und versuchte, unseren Sohn zu beruhigen, während dieser zu würgen anfing.
Als die Fontäne meinem Mann entgegenspritzte, versuchte er sie instinktiv mit den Händen aufzufangen.
Ein Bild, über das wir heute noch Tränen lachen, wenn wir uns daran erinnern.
Im Moment selber war’s natürlich weniger lustig. Wir verbrachten eine Weile auf der nächsten Raststätte und gossen Wasser über die Sitzpolster, versuchten irgendwie, den ekligen Geruch von Erbrochenem aus dem Auto zu kriegen.
Ach, und ich vergass zu erwähnen: Unsere Tochter war auch schon auf der Welt und erst zweieinhalb. Während der Putzaktion mussten wir auch noch schauen, dass sie bei der Tankstelle nicht unter ein Auto geriet.
Wieso leiden besonders Kinder an Reiseübelkeit?
Reiseübelkeit entsteht, weil das Hirn zwei unterschiedliche Informationen kriegt. Die Augen registrieren Stillstand, weil sie auf einen Gegenstand im Auto gerichtet sind. Der Gleichgewichtssinn im Ohr signalisiert jedoch Bewegung und Erschütterung über die Messfühler in den Muskeln.
Die widersprüchlichen Bewegungsreize überfordern das Gehirn.
Die Folge davon: Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufprobleme, plötzliche Müdigkeit, Blässe, starker Speichelfluss und Schwitzen.
Babys und Kleinkinder leiden meist noch nicht unter Reiseübelkeit. Erst im Alter von ungefähr zwei Jahren ist der Gleichgewichtssinn vollständig entwickelt und Symptome der Reisekrankheit können sich bemerkbar machen. Generell werden Auto- und sonstige Fahrten ab zwölf Jahren deutlich einfacher. Oft verwächst sich die sogenannte Kinetose bis ins Erwachsenenalter komplett.
Aber was, wenn Kinder im Auto oder auch im Zug, Flugzeug und auf Booten stark leiden? Oder wenn man auch als erwachsene Person nicht von Reiseübelkeit verschont bleibt?
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Tipps, um Reiseübelkeit vorzubeugen
- Wenn Kinder, die unter Reisekrankheit leiden, im Auto erhöht oder in der Mitte sitzen und nach vorne sehen, kann der Sehsinn die Bewegung mit registrieren.
- Ist das Kind alt genug, sitzt es am besten vorne auf dem Beifahrersitz.
- In grösseren Fahrzeugen die Kinder dahin setzen, wo am wenigsten Bewegung zu spüren ist: Im Zug am Fenster in Fahrtrichtung, im Auto, Bus oder Camper möglichst vorne oder in der Mitte, auf dem Schiff an Deck in der Mitte und im Flugzeug im Bereich der Tragflächen.
- Auf keinen Fall im Auto lesen, Bilderbücher anschauen oder den Kindern das Tablet geben. Wenn der Blick nach unten geht, ist der Gleichgewichtssinn noch mehr gefordert.
- Hilfreich sind hingegen Spiele, bei denen die Kinder aus dem Fenster schauen, wie beispielsweise: «Wer sieht zuerst eine Kuh, einen Wasserfall, einen Wolkenkratzer?»
- Hörspiele und Musik, also akustische Unterhaltung, haben keinen Einfluss auf die Übelkeit und lenken im besten Fall gut davon ab.
- Vor der Abreise nur wenig und leicht essen.
- Wenn wir schlafen, tut das auch unser Gleichgewichtssinn. In der Nacht oder während des Mittagsschlafs reisen, ist deshalb ideal.
- Hitze und dicke Luft im Auto verstärken die Übelkeit. Regelmässiges Lüften und die Klimaanlage einschalten, beugt der Übelkeit vor.
Reiseübelkeit akut: Wenn den Kindern speiübel ist
- Regelmässig Pausen an der frischen Luft einlegen und ein paar Schritte gehen.
- Alles, was den Kreislauf hochfährt, unbedingt auf der Reise dabeihaben: Cola, Ingwerbonbons, Ingwertee, Traubenzucker können schnell Abhilfe schaffen.
- Kühles Wasser und salzige Snacks bekämpfen die Übelkeit.
- Tief und durch den Mund atmen, wenn die Symptome auftreten.
- Wenn alle Stricke reissen: Kotztüten dabei haben!
Hilfe aus der Reiseapotheke
- Akupressur: Sogenannte Sea-Bands (Pulsbänder, die man während der Reise trägt) stimulieren einen Akupunktur-Punkt am Handgelenk und dämpfen die Übelkeit (Elternhack: Helfen auch bei Schwangerschaftsübelkeit).
- Homöopathie: Gerade für kleinere Kinder nutzen viele gerne homöopathische Optionen, wie beispielsweise Nux Vomica oder Anamirta Cocculus (Letzteres erhältlich als Medikament unter dem Namen Cocculine). Kinder können diese im Akutstadium, eine halbe Stunde vor Abfahrt oder auch vorbeugend in den Tagen vor der Abreise einnehmen. Am besten lassen Eltern sich bei der Kinderärztin, dem Kinderarzt oder in der Apotheke beraten.
- Für jüngere Kinder gibt es auch Reisezäpfchen, für ältere Kinder eine umfangreichere Auswahl an Medikamenten. Auch hier empfehlen wir die Beratung durch eine Fachperson.
- Feniallerg-Tropfen wirken auch gegen Übelkeit und können Kindern verabreicht werden, dies wäre dann aber ein Off-Label-Use.
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Den Gleichgewichtssinn trainieren gegen Reiseübelkeit
Kürzlich begegnete mir via soziale Medien eine simple Übung, die den Gleichgewichtssinn trainiert. Ich werde sie diesen Sommer testen, aber gebe sie gerne schon weiter, weil gratis und wenig Aufwand und nützt sie nicht, so schadet sie sicher auch nicht.
Stell dich aufrecht hin und hebe die Arme auf Schulterhöhe. Beuge deine Ellenbogen in einem rechten Winkel an, so dass du aussiehst wie ein Kaktus bei Lucky Luke. Schaue jetzt mit den Augen von einer Hand zur anderen. Drehe die Nasenspitze und den ganzen Kopf mit. Wiederhole das Kopfdrehen so 10 bis 20 Mal und lass die Kinder gleich mitmachen.
Mich persönlich beruhigt es ja schon, wenn ich etwas tun kann, was den Kindern potenziell hilft.
Und wenn es ihnen nicht hilft, dann gibt es immer noch den Placeboeffekt des magischen Gummibärchens.
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Veröffentlicht am 6. Juli 2024
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