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Geld fürs Alter: Wo stehe ich wirklich?

Zum Jahresende ist das Thema Vorsorge wieder besonders aktuell. Was, wenn sparen gerade nicht drin liegt? Droht dann die Altersarmut? Verschaff dir einen Überblick über deine Situation – mit diesem 5-Punkte-Check.

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Eine Frau sitzt mit einem Taschenrechner vor ihrem Computer und tippt.

Mit der Werbung für das Sparen im Rahmen der steuerbegünstigten Säule 3a gehen gegen Ende Jahr jeweils auffällig viele Beiträge über Altersarmut einher. Zufall oder Absicht? Ja, Armut ist in unserer reichen Schweiz Realität. Und ja, Frauen sind davon überdurchschnittlich betroffen.

Aber was will uns dies sagen? «Spart und alles ist gut?» Ganz so einfach ist’s nicht. Oder: «Egal, wie viel ihr spart, am Schluss seid ihr trotzdem arm»? Pauschale Angstmacherei ist ebenso unangebracht, wie eine Reduktion auf die Opferrolle. Zeit für einen Realitätscheck und eine Portion Finanzpower.

Die gute Nachricht: Als Angestellte sparen wir Monat für Monat, auch wenn dies nicht allen bewusst ist. Denn bei den Abzügen auf der Lohnabrechnung handelt es sich nicht um Gebühren, die der Arbeitgeber einbehält, wie manche glauben. Vielmehr sind es Sparbeiträge für die staatliche und berufliche Vorsorge, an denen sich der Arbeitgeber mindestens im selben Umfang beteiligt.

Schauen wir auf das Schweizer 3-Säulen-System und seine Tücken:

1. Keine Lücken in der AHV

Immer wieder gepredigt und ein relativ einfacher Punkt: In der AHV sollten keine Lücken entstehen, weil jedes Fehljahr direkt zu einer lebenslangen Kürzung der Rente führt. Steigt man also komplett aus dem Job aus, muss man die Beiträge proaktiv selbst bezahlen.

Verheiratete sind dabei über den/die Partner:in gedeckt, wenn dieser das doppelte des Mindestbetrags einbezahlt. Wichtig ist aber auch zu bedenken, dass die AHV nur das Existenzminimum deckt. Aktuell ist eine monatliche Mindestrente für eine Einzelperson zwischen 1260 bis 2520 Franken. Das Thema Altersarmut ist also mit der 1. Säule noch nicht abgehakt.

To Do: Prüfen, ob du in den letzten fünf Jahre nicht in die AHV einbezahlt hast. Das kann man nämlich noch rückwirkend machen. Dafür meldest du dich bei deiner lokalen AHV-Zweigstelle.

2. Die Pensionskasse füttern

Der Knackpunkt in der 2. Säule ist, ob man überhaupt angeschlossen ist. Die Eintrittsschwelle von 22’680 Franken bedeutet, dass Personen, deren Jahressalär unter diesem Beitrag liegt, keine Pensionskasse haben müssen. Hat man diese Hürde genommen, wird vom Lohn der Koordinationsabzug abgezogen – der verbleibende Betrag ist der versicherte Lohn, auf den die Pensionskassenbeiträge berechnet werden. Dieser Koordinationsabzug liegt aktuell bei 26’460 Franken und bezieht sich darauf, dass das Existenzminimum bereits mit der 1. Säule gedeckt sein soll. Die 2. Säule dient dazu, um mit der Rente auf zirka 60 Prozent des letzten Lohnes zu kommen.

Besonders davon betroffen sind Personen, die Teilzeit oder in Jobs mit niedrigem Lohn arbeiten, da der Koordinationsabzug gemäss Gesetz ein fixer Betrag ist und nicht abhängig vom Arbeitspensum. Die gute Nachricht ist: Moderne Arbeitgeber bieten bereits bessere Konditionen. Bei einem Stellenwechsel lohnt es sich zu schauen, ob der Koordinationsabzug bei Teilzeitarbeit voll angewendet und/oder die Eintrittsschwelle reduziert wird.

To Do: Pensionskassenausweis suchen und schauen, wie hoch dein Koordinationsabzug ist. Schau dafür auf den Unterschied zwischen dem «gemeldeten Lohn» und dem «versicherten Lohn».

3. Die Säule 3a als Wunderlösung?

Personen, die einer Pensionskasse angeschlossen sind, können jährlich aktuell 7258 Franken (der Betrag ändert alle zwei Jahre) in die Säule 3a einzahlen. Personen ohne Pensionskassenanschluss 20 Prozent ihres Nettoeinkommens und Personen, die kein Einkommen erzielen, dürfen gar nicht einzahlen.

Allein schon mit diesem Fakt ist klar: Die Säule 3a löst nicht alle Probleme und schon gar nicht das der Altersarmut. Abgesehen davon, dass man sich die Einzahlung überhaupt leisten können muss. Im System der Schweizer Altersvorsorge steht die 3. Säule dafür, sich den gewohnten Lebensstandard im Alter weiter leisten zu können. Dafür braucht es zirka 80 Prozent des letzten Lohnes. Heute wird sie aber auch oft genutzt, um Dellen in der eigenen Vorsorge abzufedern. 


Das Thema beschäftigt auch unsere Community:

Habt ihr Tipps für einen EFT-Sparplan in der Säule 3a?

Oder stell deine eigene Frage.


Als einzige der drei Säulen kann man bei der 3a den Anbieter frei wählen und somit ist sie ein lukratives Einsteigerprodukt für Finanzdienstleister, um Kund:innen anzulocken. In der Säule 3a zu sparen ist ein guter Start aber erst der Anfang, wenn man im Alter gut abgesichert sein will.

Da bei den meisten der Bezug der Säule 3a noch weit entfernt ist, gehört das Geld nicht auf einem Sparkonto parkiert, sondern investiert. Das geht heute mit günstigen Indexfonds und ist nicht kompliziert. Frauen machen dies deutlich seltener als Männer, was dazu führt, dass sich ihre einbezahlten Gelder nicht so stark vermehren und eine weitere Lücke entsteht.

To Do: Dauerauftrag einrichten und in die Säule 3a einbezahlen. Auch kleine Beträge summieren sich über die Jahre. Falls du das Geld noch auf dem Sparkonto hast, suche nach einer Lösung mit Wertschriften.

Es gibt zwei Stolperteine, die einem besonders anfällig für Altersarmut machen: Teilzeitarbeit und Scheidung oder Trennung.

Wissen ist Macht. Das gilt besonders bei den Finanzen. Herrscherin über die eigene Situation zu sein, ist die beste Vorkehrung, um Altersarmut zu vermeiden und Medienberichte richtig einordnen zu können. Es gibt zwei grosse Stolperteine im Leben und im Schweizer Rechtssystem, die einem besonders anfällig für Altersarmut machen: Teilzeitarbeit und eine Scheidung oder Trennung.

4. Die Tücken der Teilzeitarbeit

Bei vielen Versicherten macht das Guthaben in der Pensionskasse den Löwenanteil des Vermögens aus, das ihnen im Alter zur Verfügung steht. 80 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter in der Schweiz sind zwar berufstätig. Gegen 60 Prozent arbeiten allerdings mit einem reduzierten Arbeitspensum, meist um Beruf und Familie zu verbinden, übernehmen sie doch nach wie vor einen grösseren Teil der Care- und Hausarbeit.

Über ein Fünftel der Mütter arbeitet darum weniger als 50 Prozent. Das macht sich nicht nur unmittelbar beim Haushaltseinkommen bemerkbar, sondern sorgt auch für eine Delle in der beruflichen Vorsorge. Wie gross sie ausfällt, hängt auch davon ab, ob die Pensionskasse dem reduzierten Arbeitspensum Rechnung trägt.

To Do: Spread the Word! Erzähl deinen Freund:innen von den versteckten Kosten der Teilzeitarbeit wegen des Koordinationsabzugs. Vielen ist nicht bewusst, wie stark dieser ins Gewicht fällt und dass Teilzeitarbeit die Altersvorsorge überproportional schmälert.

5. Scheidung und Trennung tun weh – emotional wie finanziell 

Geschiedene Frauen sind überdurchschnittlich stark von (Alters-)Armut betroffen. Das muss nicht sein. So unromantisch dies tönen mag: Paare tun gut daran, ihre Beziehung immer auch vom Ende her zu denken, vor allem wenn die bezahlte und unbezahlte Arbeit ungleich verteilt ist. Denn aus der Perspektive «Was ist, wenn …?» lassen sich die finanziellen Konsequenzen nüchterner betrachten, als wenn die emotionalen Wogen hochgehen.

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Kommt es zum Bruch und fehlt eine faire Regelung für den Ausgleich der unbezahlten Care-Arbeit, kann ein nachträgliches «Ach, hätte ich doch …» das Armutsrisiko nicht mindern. Hilfreich ist generell, wenn Paare von Anfang an offen über Geld sprechen. 

Mit einer Heirat gehen Paare ein Vertragsverhältnis ein, das für den Scheidungsfall gesetzliche Spielregeln für die Aufteilung des während der Ehe aufgebauten Vermögens sowie der Altersguthaben aus der staatlichen und beruflichen Vorsorge festlegt.

Spätestens, wenn die Familiengründung ein Thema wird und die Pensen für bezahlte Arbeit vielleicht auseinanderdriften, sind eigene Regelungen zu treffen.

Bei unverheirateten Paaren bestehen dagegen keinerlei gesetzliche Ansprüche. Das ist unproblematisch, solange beide unabhängig voneinander ein ausreichendes Einkommen haben.

Spätestens, wenn die Familiengründung ein Thema wird und die Pensen für bezahlte Arbeit vielleicht auseinanderdriften, sind eigene Regelungen zu treffen. Diese sollten insbesondere die Person, deren Einkommen wegen der Care-Arbeit sinkt, für den Fall einer Trennung durch Scheidung oder Tod angemessen absichern.

To Do: Geld ist in der Beziehung kein Tabu. Sprecht über die Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit und wie ihr den Ausgleich schafft. Prüft die Finanzsituation und Absicherung eurer Familie alle zwei bis drei Jahre, um Änderungen gerecht zu werden.

Geld ist Lebens-Mittel

Es ist also wichtig, die eigene Situation und die Tücken des Schweizer 3-Säulen-Systems zu kennen. Eine lückenlose Vollzeitbeschäftigung ist heute für die wenigsten die Realität. Wer privat spart, ob im Rahmen der Säule 3a oder unabhängig davon, kann seine Vermögenssituation im Alter individuell verbessern und sich auch auf dem Weg dorthin den einen oder anderen Wunsch erfüllen.

Je früher wir mit dem Sparen beginnen und je mehr Routine wir dabei entwickeln, desto einfacher fällt es uns. Unabdingbar ist es, die eigene Situation zu kennen und dort Massnahmen zu treffen, wo längerfristig gravierende Lücken entstehen.

Zum Schluss: Der Finanz-Fitness-Check gegen (Alters-)Armut

Gerade ist das Workbook «Mein Geld im Griff» von Angela Mygind und Corin Ballhaus im Verlag Beobachter Edition erschienen.

Bild von Autorin Angela Mygind

Autorin

Angela Mygind ist Finanzbloggerin und Podcasterin. Ohne beruflichen Bezug zur Finanzbranche hat sie vor ein paar Jahren ihre Finanzplanung in die Hand genommen und festgestellt, dass viele Frauen das Thema vernachlässigen. Seither schreibt sie auf missfinance.ch über Frauen und Finanzen, erklärt im Podcast Money Matters die Börsenwelt und führt unkompliziert an die Altersvorsorge heran. Die Mission: Frauen für das Thema begeistern und Leichtigkeit in die Finanzen bringen!

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 2. Dezember 2025.


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