Sorry not sorry – ich bin zwar keine Mutter, aber deine Freundin
Hör endlich auf, dich dafür zu entschuldigen, dass du mir von deinen Kindern erzählst! Jrene Rolli über die Bedeutung von Balance in Freundschaften zwischen kinderlosen Frauen und Müttern.

Würde ich ein Bullshit-Bingo für kinderlose Freundinnen von Müttern erstellen, der Satz «Sorry, jetzt erzähle ich schon wieder von den Kindern» dürfte keinesfalls fehlen. Statt meine Zeit in ein lustiges Bingospiel zu investieren, nehme ich sie mir, um dir zu sagen:
Entschuldige dich deswegen nicht immer!
Du bist meine Freundin.
Das bist du, weil ich dich als Mensch mit all deinen Rollen schätze und mag. Ich habe ein ehrliches Interesse daran, wie es dir geht, was dich beschäftigt und was es Neues gibt in deinem Leben. Wenn ich mich mit dir treffe, dann will ich all das von dir erfahren. Und ja, das will ich auch, wenn all diese Faktoren seit Kurzem stark von einem kleinen neuen Menschen beeinflusst werden.
Als kinderlose Frau kann ich weder mit eigenen Erfahrungen als Mutter kontern, noch weiss ich, ab welchem Alter diese kleinen Wunder krabbeln, laufen oder Brei essen. Ebenso wenig kann ich jedoch mit deinem Fachwissen aus deinem Job mithalten oder weiss, wie deine Schwiegermutter tickt.
Trotzdem spreche ich gerne mit dir über diese Themen. Nicht nur, weil ich deine Freundin bin, sondern weil der Mensch grundsätzlich ein neugieriges Wesen ist und gerne dazulernt.
Es ist alles eine Frage der Balance.
Es gibt Phasen im Leben, die stark von einem Ereignis geprägt sind. Da war zum Beispiel dieser Typ an der Uni: Nachdem wir wochenlang gemeinsam zig Pläne geschmiedet haben, wie aus deiner nicht enden wollenden Schwärmerei endlich ein Date wird, hast du hoffnungslos jede Chance vergeben. Meine Nerven! Trotzdem hab ich dir weiterhin zugehört und dich unterstützt.
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Nie käme ich auf die Idee, von «Geben und Nehmen» zu sprechen, wenn es um Freundschaft geht. Wer das macht, darf gerne die Redezeit stoppen oder darauf warten, bis die Freundin zum Kafi einlädt, weil «sie das nächste Mal an der Reihe ist». Für mich beruht Freundschaft auf einem nicht messbaren Verhältnis aus Zuneigung, Vertrauen, Unterstützung und gegenseitiger Wertschätzung.
Es geht um eine Balance, die stimmig ist. So dass bei all der Erzählerei über deine Kinder oder der Schwärmerei für den neuen Typen eben auch noch Platz bleibt, um zu bemerken, dass es mir vielleicht gerade nicht so gut geht und ich auch Bedürfnisse habe.
Themawechsel bitte!
Wenn du erzählst, wie knapp euer Haushaltsbudget mit Kind ist und mich danach fragst, wie mein Wochenende war, dann prahle ich garantiert nicht mit dem viel zu teuren Einkauf im Globus Delicatessa und der Mango für fucking crazy 16 Stutz.
Genauso wenig, wie du mir vor die Nase hältst, was ich als kinderfrei lebende Frau alles verpasse. Lieber teile ich die Freude mit dir, wenn eure ersten Familienferien ein Highlight waren, der Kleine das erste Mal deinen Namen sagt und dir sein Lachen jeden Tag so unglaublich viel zurückgibt.
Was die eine von uns hat und die andere nicht, das muss für keine von uns beiden ein Verlust sein.
Dich in dieser neuen Rolle als Mutter zu erleben, ist auch für mich neu. Darum ist es naheliegend, dass bei unseren Gesprächen die ersten Fragen darauf abzielen. Das Kinderthema spreche also auch ich selber ganz oft an, selbst dann, wenn du vielleicht gerne mal über etwas anderes diskutieren möchtest.
Es liegt an uns beiden, dass wir unsere Freundschaft mit all ihren Facetten pflegen und jenen Themen Platz geben, die dich und mich beschäftigen.
Du bist mir wichtig, und was dir wichtig ist, soll es für mich auch sein.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 26. Februar 2018 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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