Mal ehrlich: Andrea Jansen trifft Linda und Björn Hering
Als Expats in einem Drittweltland leben – ein Traum für viele, Albtraum für andere. Die Unternehmer Linda und Björn Hering leben ihn mit ihren zwei Kindern Malie und Mio.
Linda und Björn Hering leben mit ihren zwei Kindern Malie und Mio auf der indonesischen Insel Bali als Expats. Sie sind «Working Nomads» – alle paar Jahre wechseln sie ihren Lebensmittelpunkt – die Arbeit nehmen sie mit. Als gute Freunde war der Besuch bei Ihnen mit ein Grund für unsere Weltreise und das «Mal ehrlich» – Video entstand bei ihnen zu Hause, vor dem Büro:
Mal ehrlich: Warum seid ihr Expats?
Björn ist Medienunternehmer und Inhaber der Zürcher Medienproduktionsgesellschaft Mediafisch und der Tochtergesellschaft Media Dragon in Singapur, sowie Fidelio Films. Vor vier Jahren verlagerte sich sein Arbeitsmittelpunkt nach Asien, und seine Frau Linda war auch bald davon überzeugt, dass eine feste Anstellung plus Familie für sie so nicht zu bewältigen wäre.
Sie machte sich deshalb selbständig und produziert heute erfolgreich nachhaltige Textilien und Schmuck auf Bali, die sie unter ihrem Label LINDAHERING vorwiegend online verkauft. Dass aus ihnen «Expats» wurden, also Expatriates, die nicht mehr in dem Land wohnen und leben, in dem sie aufgewachsen sind, finden beide rückblickend ziemlich amüsant:
L: Wir waren ein ziemlich unorganisiertes Paar.
B: Waren?!
L: Ich meine, in Europa wären wir ziemlich auf die Welt gekommen.
Als Familie haben sie auch schon in der Schweiz gelebt, empfanden es aber als schwieriger und natürlich auch kostenintensiver als im Ausland.
Das Leben auf der Insel bietet viele Vorteile: Platz, frische Luft, bezahlbare Haushaltshilfen, die schon beinahe zur Familie gehören. Ist Björn auf Reisen, ist Linda nicht automatisch mit Haushalt und Kindern alleine – die Unterstützung der Balinesen ist gross, eine Nanny schnell gefunden. Das wiederum gibt der Familie Flexibilität – die Eltern arbeiten, wenn es passt, und nicht in einer fix vorgegebenen Struktur.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
L: Ich glaube nicht an das Modell, dass man jeden Tag neun Stunden in einem Büro hocken kann. Ich brauche zwischendurch die Inspiration, das Chaos. Und: wir verbringen beide gerne viel Zeit mit den Kindern.
Glück, Mut – und eine dicke Haut
Ein Glück, dass sie sich ihr Leben momentan einrichten können, finden Linda und Björn. Und sind sich bewusst: «In zehn Jahren wird das wohl nicht mehr so sein.» Auch mit Unverständnis wurden sie bereits öfter konfrontiert:
B: Bali ist konnotiert mit Ferien und Honeymoon. Zwischendurch haben Leute komisch reagiert und fragten: macht der Ferien? Die lade ich alle gerne ein – ich glaube, ich arbeite hier effizienter, wir beide – als wir das in Europa würden.
Den Schritt zu wagen, in ein Drittweltland zu ziehen, braucht Mut. Das komfortable Leben in der Schweiz zu verlassen, wo alles funktioniert, es ist nicht für jedermann – auch wenn der Traum vom Leben auf der Insel vielleicht erstmal verlockend ist. Sie hätten viele Freunde, die ähnlich leben und arbeiten, sagen Linda und Björn. Eine rein finanzielle Frage sei es deshalb nicht. Sondern eine der eigenen Prioritäten.
Trotzdem vermissen beide auch ab und zu die Schweiz. Familie und Freunde, obwohl sie oft zu Besuch sind, die Spontaneität geht verloren. Und die medizinische Infrastruktur der Schweiz wünschte sich vor allem Linda, als sie auf Bali ihr zweites Kind, Sohn Mio zur Welt brachte.
Ich würd’s nicht mehr machen! Abgesehen von der generellen Frage, ob man nochmals eine Geburt erleben will – ich glaube, eine Geburt muss man in der Muttersprache machen. Ergo: Mache mer nüm.
Und was kommt nach Bali?
Auch der Aufenthalt auf der Götterinsel kommt langsam zu einem Ende. Malie kommt nächstes Jahr in die Schule, der Mietvertrag in Bali läuft ab. Was nachher kommt? Linda und Björn sind sich – ganz getreu dem Motto «wir sind ein unorganisiertes Paar» – noch nicht ganz sicher. Was aber auch nicht stört.
B: Linda ist super. Sie adaptiert sich in kürzester Zeit an alles neue – nicht so wie ich. Das war der Hauptgrund, warum ich mich in Linda verliebt habe – wir können zusammen «Pferde stehlen» und dann sagen: Das ziehen wir jetzt durch. Egal, was kommt.
Hier das Video ansehen.
Unsere Webserie “Mal ehrlich: Andrea Jansen trifft…” wird vom Presenting Partner Swisscom unterstützt. Kamera und Schnitt: Halsundbeinbruch.
Konzeption: Jane Doe Media GmbH.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. Mai 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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