Familie auf Weltreise – wie geht das?
Als fünfköpfige Familie auf Weltreise? Wie geht das überhaupt? Was ist mit der Schule, dem Job, der Post? Die häufigsten Fragen und die Antworten darauf.
Wir hatten uns viele Male verabschiedet. Vom Kindergarten, von den Grosseltern, schlussendlich auch noch vom Kinderbett und dem 1 Meter grossen Stoffdinosaurier, der trotz Tränen zu Hause bleiben musste.
Und weil wir noch so viel zu erledigen hatten vor der Abreise, wird uns eigentlich erst jetzt langsam bewusst, dass wir der Schweiz sechs Monate lang den Rücken kehren werden.
Wait, what?! Ein halbes Jahr?
Ja, genau. Wir sind dann mal weg. Gehen auf Weltreise, folgen unserer Leidenschaft und verbinden sie mit dem Wichtigsten in unserem Leben: Familie, Freunde und ja, auch Arbeit. Denn ich werde Any Working Mom auch von unterwegs weiter betreuen.
Ursprünglich war denn auch eine Staycation geplant – ein Umsiedeln an einen anderen Ort für längere Zeit, wo wir leben und arbeiten würden, wie wir es schon 2013 mit dem damals 1-jährigen Sohn in Los Angeles getan haben.
Und dann kamen uns Ideen und Freunde dazwischen. Die leben nämlich mittlerweile verteilt auf der ganzen Welt, und sie zu sehen, ist gar nicht mehr so einfach. So zieht es uns dieses Jahr nach Bangkok und Bali, nach Australien, nach Hawaii, L.A. und schliesslich nach Music-City Nashville, wo mein Gottemeitschi wohnt.
Mit dem Entschluss kamen viele Fragen. Die meistgestellten – gleich nach der Reiseroute – beantworte ich hier gerne.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Wie macht ihr das mit dem Kindergarten?
Das haben wir mit dem Volksschulamt, unserer Gemeinde und natürlich dem Kindergarten selber besprochen. Bei einer Abwesenheit von mehr als 12 Wochen ist so oder so eine Abmeldung von der Schule notwendig (im Kanton Zürich) gemäss § 28 Abs. 2 Volksschulverordnung vom 28.6.06. (VSV) (LS 412.101). Dies ist unabhängig davon, ob das Kind in diesen 12 Wochen weiter geschult wird oder nicht.
Folgen bzw. Konsequenz hat eine solche Absenz für die Schullaufbahn des Kindes nur dann, wenn es während dieser Zeit nicht geschult wird. Sofern das Kind in dieser Zeit geschult wird, ist grundsätzlich mit keinen Folgen zu rechnen.
Der Kanton Zürich empfiehlt deshalb in einem solchen Fall «Homeschooling» durch die Eltern oder eine andere Lehrperson (weitere Infos und Formular hier), unsere Gemeinde erlaubt es auch, ein Angebot wie «Schule im Koffer» zu nutzen. In beiden Fällen ist ein Nachweis bei der Gemeinde nötig, eine Abmeldung bei der Einwohnerkontrolle allerdings nicht.
Bei einer Abwesenheit unter 12 Wochen liegt die Dispensation in der Kompetenz der Gemeinde.
Wie macht ihr das mit dem Job?
Ich bin eine digitale Nomadin und kann mein Büro irgendwo aufstellen (wer mir auf Instagram folgt, weiss, dass ich das auch gerne tue). Selbstverständlich heisst das aber auch, dass ich mir den Raum zum Arbeiten nehmen muss.
Das geht nur, indem wir an einzelnen Orten länger bleiben und eine Alltagsroutine entsteht. An verschiedenen Destinationen haben wir auch zusätzlich Kinderbetreuung organisiert. Any Working Dad hat unbezahlten Urlaub.
Wie finanziert ihr so eine Reise?
Mit Hosechnöpf, so wie alle anderen auch 😉 Wir haben ein Budget, in dem wir uns bewegen, das aber natürlich bei einer fünfköpfigen Familie doch recht grosszügig ausfallen muss. Wie bereits erwähnt, arbeite ich während unserer Reise weiter, zusätzlich vermieten wir unsere Wohnung und eine Ferienwohnung.
Durch Any Working Mom wäre es mir auch möglich, an vielen Orten Pressetarife zu organisieren oder unter Umständen Ausflüge etc. sponsern zu lassen. Ich habe mich aber auf dieser Reise dagegen entschieden, um keine Verpflichtungen eingehen zu müssen. Ist aber – wenn man es gut einfädelt – durchaus eine Möglichkeit.
Je nach Destination sind auch die Lebenskosten um einiges tiefer als zu Hause – da lässt sich eine gute Mischrechnung machen. Aber keine Frage, Reisen mit drei Kindern ist nicht billig.
Wie plant man eine Reise mit zwei Kleinkindern und einem Baby?
Obwohl wir auch dieses Mal leider wieder etwas kurzfristig dran waren und sind, bin ich ein grosser Fan von einer guten Planung mit viel Recherche. Entsprechend bräuchte diese aber auch sehr viel Zeit und kommt im Familienalltag oft zu kurz.
Ich halte sehr viel von Reiseblogs, die mir aktuelle und ehrliche Tipps vermitteln (meine Favoriten sind zum Beispiel «Fernweh mit Kids», Patotra.ch und Jack and Leilah, Travelmadmum und ich schaue mir gerne die Bucket List Family auf Youtube an.)
Wie die Bucket List Family sind auch wir eine fünfköpfige Familie, und ich musste leider schon erfahren: Zu fünft kriegt man kaum ein Hotelzimmer (auch, wenn man das eigene Babybett dabei hat). Wir wohnen also primär in Airbnbs oder bei Freunden (ausser in den Grossstädten). Auch die Flugbuchung mit Baby ist sehr mühsam (wer unter zwei Jahren einen Sitz reservieren will, muss das per Telefon tun). Wir haben deshalb die Ausführung recht früh outgesourced an zwei Reisebüros.
Wie viel Gepäck habt ihr dabei?
Verhältnismässig gar nicht so viel, ehrlich gesagt. Streber, wie ich bin, habe ich schon drei Wochen vor Abflug mit dem Packen begonnen und immer wieder gemerkt, was mir noch fehlt (besonders in Sachen Reiseapotheke verzichte ich aus schmerzlicher Erfahrung auf nichts).
Stolz packte ich also alles in zwei Koffer und zwei Rucksäcke (Any Working Dad hat noch einen ganzen Rucksack an Film- und Kameramaterial mit dabei), nur um dann zu merken, dass die ja viel zu schwer sind. Note: Gepäck immer wägen, und eine Waage mitnehmen. Sonst wird’s unter Umständen teuer. Jetzt reisen wir mit drei Koffern und etwas mehr Luft, einer hält auch noch unser Reisebettli für die ganz Kleine.
Wie macht ihr das mit der Post?
Die meisten Rechnungen haben wir auf E-Rechung umgestellt, und auch sonst den Briefverkehr versucht zu minimieren. Für den Rest bietet die Schweizerische Post einen Scanning Service an, der unsere Post einscannt und uns dann per E-Mail benachrichtigt und anfragt, ob sie geöffnet werden soll. Einen digitalen Briefkasten bietet auch PEAX an.
Habt ihr kein schlechtes Gewissen wegen Eurem CO2- Abdruck?
Mit den Folgen für die Umwelt, wenn wir zu fünft um die Welt zu fliegen, habe ich am meisten gehadert im Hinblick auf diese Reise. Selbstverständlich ist das auf den ersten Blick kurzfristig und egoistisch gedacht. Wir haben Klima-Kompensation bezahlt und ins Budget mit eingerechnet, allerdings hoffe ich, dass die Reise an sich den grösseren Impact haben wird. Weil
Ich bin davon überzeugt, dass wir selber und auch unsere Kinder die nötigen Veränderungen in der Welt nur dann anstossen können, wenn sie sie auch kennenlernen und ihren Horizont erweitern. Sehen, wo es Probleme gibt, was Armut heisst, oder ein Meer voller Plastik. Wir werden uns auch bemühen, uns auf der Reise mit lokalen Themen zu befassen oder wo möglich mitzuhelfen, etwas zum Besseren zu verändern, insofern das in kurzer Zeit geht.
Übrigens, auch in der Schweiz kann man sich gegen das Littering engagieren.
Ist das nicht furchtbar anstrengend mit zwei Kleinkindern und einem Baby?
Doch. Ist es. Ich verewige aus Respekt vor meinen Kids natürlich keine Bilder von Trotzanfällen am Flughafengate oder von dem entspannten Zmittag in der Strandbeiz vor zwei Tagen, als alle drei Kinder gleichzeitig schrien (und Yours Truly nur noch schallend lachte). Aber die Momente gibt es zuhauf, immer wieder, und obwohl wir wohl allen Kindern den «Reisebug» vererbt haben, brauchen sie ab und zu eine Pause.
So reisen wir jetzt um die Welt, nicht mit Rucksack, nicht on a shoestring, und auch nicht in 80 Tagen. Sondern als Familie. Und das ist eben auch ein grosses Abenteuer.
Freut mich sehr, wenn ihr mitkommt!
Ausgesuchte und getestete Produkte, die das Reisen mit Kindern einfacher machen, findet Ihr in unserem Concept Store. Mit Eurem Einkauf unterstützt Ihr den Betrieb dieser Plattform.
Alles zum Thema Reisen mit Kindern und Reisevorbereitung findet Ihr auf unserer Themenseite:
Entspannt Verreisen mit Kindern? | Alle Beiträge zum Thema Reisevorbereitung
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 11. März 2018 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.