Meine Mariske: Nichts Schickes, Französisches. Au Contraire.
Es gibt Dinge, über die spricht man nicht. Zum Glück sind wir nicht man. Jetzt wird’s schonungslos intim. Ready?
Hämorrhoiden, Genitalherpes, Karunkel, Stalaktiten, Stalagniten – weiss der Geier. Es gibt so einiges, was man finden kann, wenn man die Hosen runterlässt.
Gemein haben all die Bömbel und verirrten Gewebefetzen Folgendes: Sie sind selten schön, man sehnt ihr mystisch-selbständiges Verschwinden herbei und es wäre einem recht viel lieber, jemand anderes hätte sie.
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Das Gute für dich: ICH bin dieser jemand.
Und erzähle hier, wie ich mich in die Arme einer begnadeten Füdlidoktorin werfe, auf dass mein Intimbereich wieder in altem Glanz erstrahle (das ist sehr ironisch gemeint). Pack dein Notizbuch aus, es geht los.
Folgende Meilensteine habe ich in den letzten Jahren erreicht:
- Nach zwei Geburten kann ich endlich Scheide, Damm und Füdliloch sagen, ohne dabei eine Grimasse zu ziehen (für Anus, vor allem meinen eigenen, brauche ich noch einen kleinen Prosecco, but I‘m getting there).
- Ich weiss aus Fachzeitschriften und dergleichen (danke HD, merci Pornoindustrie), dass der Intimbereich aller Frauen irgendwie anders und bei vielen andern auch schöner aussieht.
Damit kann ich leben.
Tant pis. Ich punkte ohnehin eher gürtellinienaufwärts.
Aber als ich unlängst die gute Idee hatte, das, was ich da beim Füdliputzen immer fühle – nur um es dann bewusst wieder zu ignorieren – mal genauer unter die Lupe zu nehmen, wusste ich: Ui. Dieses Ding geht definitiv nicht mehr von alleine weg.
Also entschied ich mich, so zu tun, als wäre ich so alt, wie ich bin und das wie eine erwachsene Frau furchtlos in Angriff zu nehmen. Das klingt so jetzt sehr viel positiver, als ich tatsächlich gestimmt war, denn eigentlich denke ich: Wenn nicht für ein Kind, möchte ich da unten in diesem Leben bitte keinerlei Schmerzen mehr in Kauf nehmen.
Und diesen Hautlappen da wegschneiden zu lassen, der wie eine Art müde Scheuklappe vor dem Anus (Proscht!) baumelt, kann ich mir bigoscht nicht ganz schmerzfrei vorstellen.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Ich hinkte als tickende, kardashianeske Hormonbombe durch Zürich.
Während meiner ersten Schwangerschaft, so sehr ich sie mir 20 Jahre lang herbeigesehnt hatte, war ich eine wassergefüllte Kugel: Mit 26 Kilo mehr hinkte ich von allem und jedem genervt durch die Strassen Zürichs, eine tickende, kardashianeske Hormonbombe, meist mit einem Vollmilch- oder Weissbrotprodukt im Maul. Geburt auch: eher Horror, aber was wotsch. Kind da, herzig und munter, alles wieder gut.
Nur etwas blieb: die Mariske.
Klingt wie was Schickes, Französisches, ist aber das Gegenteil. Eher so traurig-plampige Haut, die vom Druck auf den Beckenboden mal gefüllt war und sich dann irgendwie leert und nur no gelangweilt da unten irgendwo ums Füdliloch rum abhängt (du kannst es auch gern auf Wikipedia nachlesen, wenn dir das hier zu wenig spezifisch ist).
Als ich sie der Frauenärztin zeigte, benamste sie das Ding und erklärte: Gar nicht mal so selten. Trotzdem hab ich noch nie von jemandem gehört, der es auch hat. Also behielt ich meine Füdlilochsorgen erstmal für mich.
Wir Frauen sind ja ach so gut mit Geheimnissen.
Obwohl: Sie zu teilen könnte einen doch dermassen erlösen. Je nu, so simmer. Man riet mir, vorerst nichts zu unternehmen und alle Kinder, die ich in diesem Leben gebären möchte, zu bekommen. Nicht dass man die Mariske wegoperiert und mit der nächsten Schwangerschaft noch eine kommt.
Also bekam ich noch ein Bebe. Und wurde nun von meiner Frauenärztin an eine Spezialistin weiterverwiesen. Die zeichnete mir auf, was sie zwischen meinen Beinen sah.
Nun werde ich also operiert. Nicht, weil die Ärztin die Mariske auch wüst findet (Notizbuch: Dann wäre es ein kosmetischer Eingriff und die 600 und vierundöppis Franken würden von keiner Krankenkasse bezahlt), sondern weil die Mariske zu gross ist, um sie da einfach so sein zu lassen (für diesen Satz würd ich dann gern ein weiteres Gläschen bekommen, ja?)
Ich weiss nicht, was ich schlimmer finde:
Die Angst vor den Schmerzen (ein OP-Schisser bin ich sowieso, aber dann noch tagelang an so einer halboffenen Wunde vorbeizupinkeln, ich weiss nicht). Oder die Vorstellung, dort operiert zu werden.
Ich stelle mir vor, wie ich mit auseinadergeklappten Füdlibacken (hält die jemand? Oder spannen sie eine Klammer dazwischen?) schlaff und riesig wie ein betäubtes Orang-Utan-Weibchen auf einem Schragen liege und mir irgendwelche Ärzte, mit denen ich vielleicht noch ins Gymi bin, öppis am Arsch rumschneiden und wieder zunähen – guter Gott.
«Oh, hey Andi, lang nüm gseh! Gahts guet?» – Shoot me.
Wie dem auch sei. Ich bin jetzt angemeldet. Der Anästhesiebogen ist fein säuberlich ausgefüllt und retourgeschickt. Sogar dem Mann vom TelMed habe ich zeitnah Bescheid gesagt (was für eine beschissene Entscheidung, auf diese Weise Geld zu sparen). Die Kinder werden gehütet. Ich gehe morgens hin, bekomme eine kurze Vollnarkose, schnippschnapp, Füdliloch verstäten, ade mässi.
I‘ll keep you posted.
Cheers!
Hier gehts zum zweiten Teil der Geschichte: Vorhang auf, Mariske ab: heute wird operiert (und geweint).
Und das sagt der Mediziner zum Thema:
So unterscheidet man Marisken von Hämorrhoiden:
Im Gegensatz zu Hämorrhoiden sind Marisken keine Gefässpolster, sondern schlaffe Hautfalten rund um den Analausgang. Sie kommen bei 60% der Bevölkerung vor. Bei Frauen entstehen sie oft nach einer Schwangerschaft, weil sich die Analhaut aufgrund des Drucks auf den Beckenboden nach aussen verlagern kann.
Dann muss eine Mariske entfernt werden:
Im Normalfall sind Marisken harmlos, sie können aber zu einem hygienischen Problem werden. Wenn die Analhygiene aufgrund der Grösse der Hautfalte nicht mehr ausreichend möglich ist, steigt das Risiko von Infektionen und Juckreiz. Ein Kratzen oder Scheuern kann zu Rissen in der Analhaut führen. In solchen Fällen macht es auf jeden Fall Sinn, einen Arzt aufzusuchen und über die operative Entfernung zu sprechen.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. Januar 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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