Wickeln mit Stoffwindeln? Yes, it is Rocket Science!
Das Projekt Stoffwindeln bringt mich an meine Grenzen. Ja, das ist wie Raketenbauen. Hier kommt das persönliche Protokoll einer Niederlage.
Um es vorneweg zu nehmen: Mein kleiner – erster – Ausflug in den Kosmos der Stoffwindeln, oder „Stoffis“, wie die Expertinnen sie liebevoll nennen, war ein Desaster. Kompletter Fail. Nicht wegen der Windeln, sondern primär wegen mir.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Die Ökomutti in mir
Da wir mittlerweile mit Kind Nummer 3 einen weiteren substantiellen Beitrag leisten zum Windelmüllberg – ca. 1000 Kilo sind es pro Kind, jesses! – ist es mir nach wie vor ein Anliegen, daran etwas zu ändern. Hinzu kommen Dokumentarfilme darüber, was wir alles anrichten auf dieser Welt (Stichwort Massentierhaltung, CO2, Aussterben von Tierarten), durch die ich momentweise zur Veganerin / Greenpeace-Aktivistin / Politikerin werden will, mir das aktuelle Energielevel und die verfügbare Zeit dann allerdings einen Strich durch die guten Absichten machen.
Packen wir den Scheiss also mal im Kleinen an. Auf dem Wickeltisch. Mit „Stoffis“.
Ein grösserer Versandhandel war so nett, mir für den Selbstversuch die nötigen Utensilien zur Verfügung zu stellen. Kopfkratzend sass ich also vor der Suchmaske und fing mal an zu googlen, was man denn eigentlich so braucht heutzutage, wenn man mit Stoff wickeln will. Die Zeiten von Mullwindeln und Sicherheitsnadeln sind nämlich doch grösstenteils vorbei…oder doch nicht?
Das Stoffiversum
Die Lernkurve war steil: Es gibt verschiedene Systeme. Es gibt Prefolds, Überhosen, mehrteilige Systeme und „AIO“s (All-In-One) oder „SIO“ (Snap-In-One). Dazu braucht man je nachdem Saugeinlagen (Bambus, Mikrofaser, Hanf), Nasstaschen und Windelklammern und vielleicht auch noch eine solche für die Nase, wenn die nassen Tücher dann in ihren Taschen vor sich hinmüffeln.
Ich war komplett überfordert. Gopf, ich will doch mein Kind nur wickeln und ihm keine Rakete bauen! (Obwohl, ja, kurz mal auf den Mond schiessen ist bei den grösseren zwei durchaus ein Thema).
Ich schaute mir also You-Tube Videos an und besuchte einschlägige Blogs. Dadurch erweiterten sich zwar mein Horizont und auch mein Vokabular – was denn nun aber die passende Option für meine Bedürfnisse wäre (faule Mutter, so wenig Aufwand wie möglich), blieb mir schleierhaft.
Probieren geht über…
…genau. Vom Studieren hatte ich genug und ehrlich gesagt fehlte mir auch die Zeit, mich gründlich über Saugkraft und Hautverträglichkeit zu informieren. Ich bestellte kurzerhand 2x Kushies in Grösse zwei (in der Hoffnung, es würde sich hier um ein „AIO“ – handeln) und ein paar waschbare Windeleinlagen dazu.
Das Päckli kam am nächsten Tag und ich staunte: Die Windeln waren riesig. Beinahe halb so gross wie meine zu der Zeit drei Monate alte Tochter, die ebenfalls Grösse 2 trug. Stellt sich heraus: Grösse 2 ist nicht gleich Grösse 2! Durch meine Gebärfreudigkeit in den letzten Jahren hatte ich aber gäbigerweise noch eine grössere Tochter zur Hand, die sich zu einem Test der „lustigen Windeln“ überreden liess und genau reinpasste.
Natürlich hatte ich mir in meiner Naivität auch nicht die AIO-Tubelisicher-Version bestellt, sondern einfach eine Überhose. Eine Unterhose aus Plastik, sozusagen, mit auslaufsicherem Bündchen.
Heisst: Hineindrapiert werden noch Saugeinlagen oder „Prefolds“ – vorgefaltete Mulltücher. Die kann man – je nach Schnäbi oder Mumu – für verstärkte Saugkraft auch noch „nach oben“ oder „nach unten“ falten. Rocket Science, really.
Mission Aborted
Ich faltete also wie ein Origami-Meister, wurstete das Resultat in die Überhose und überzeugte die grosse Tochter mit einem Schoggistängeli, der lustigen Windel doch mal eine Chance zu geben.
Der Test war nach einer halben Stunde, einem „Schoggimuul“ und einem grossen Fleck auf dem Sofa zu Ende. Wahrscheinlichster Grund: Mama kann besser Fledermäuse falten als Stoffeinlagen.
Trotzdem ist das Projekt Stoffwindeln noch nicht ganz vom Wickeltisch. Ich werde mir wohl erst mal ein Testpaket organisieren oder mich beraten lassen. Stoffies für Dummies, halt.
Über Eure Tipps oder Tutorials(!) freuen wir uns sehr. Um auf dem Handy zu kommentieren, bitte ganz nach unten scrollen.
Mehr erfolgreiche Berichterstattung zum Trockenwerden gibt’s zum Beispiel auf Kleinstadt.ch: Windelfreiheit mit den Kleinen und Windelfreiheit mit den Grossen
Dieser Beitrag erschien in einer ähnlichen Form auf dem Shoppingmates-Blog von siroop.ch.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 11. April 2018 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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