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Alles unter einen Hut bringen

Das Gefühl, wenn einem wieder einmal alles zu viel wird. Und der Mann versucht, das Problem zu lösen, anstatt es zu verstehen.

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Alles unter einen Hut kriegen - die Illusion von mal ehrlich

Jetzt sitze ich hier und heule. Weil wieder einmal alles zu viel wird. Bereits ist.

Wie soll ich bis morgen Abend eine Kolumne schreiben, ein Interview vorbereiten, dreizehn Texte lesen und dazu Titelentwürfe liefern und bei der amerikanischen Botschaft ein Visum beschaffen? Ich rechne in Stunden: Zwei, bis ich meinen Sohn von der Krippe abhole. Eineinhalb, wenn ich bis dahin nicht mehr so aussehen will, wie jetzt. Eine Stunde, wenn ich irgendwo noch Nahrungsaufnahme einplane.

Eine halbe – bald ruft ja noch eine Journalistin an, um zu fragen, „was ich eigentlich so mache“. Sie wird dann vielleicht auch die beliebte (und immer nur an Frauen gerichtete) Frage stellen, wie ich «denn das alles unter einen Hut kriegen würde». Tue ich nicht. Den Hut lupfts immer wieder und ab und an platzt auch der Kragen.

Männer lassen sich da generell weniger stressen. Dann ist die nasse Wäsche halt seit gestern Abend in der Maschine, so what? Es hat nur noch Dosenravioli? Na dann. Du hast kein brandaktuelles Thema für Deine Kolumne? «Schreib doch über Strumpfhosen» (Originalzitat!).

Zurück zu mir. Die Journalistin hat angerufen und die erwartete Frage nicht gestellt. Dafür wollte sie wissen, ob ich mir ab und zu alte Folgen von “Joya rennt” oder “Bauer, ledig, sucht” anschauen würde. Klar, und in meinem Schlafzimmer hängen lauter Nacktbilder von mir und auf dem Spielplatz verteile ich ungefragt Autogrammkarten. Kommt immer voll gut an.

Er ist schuld. Immer. Auch wenn er Recht hat.

Dumme Fragen beantworten: Check. Selber schlauere Fragen stellen: immer noch ausstehend. Der Zeitdruck versetzt mich in eine Art Leichenstarre. Mein Hirn hat auch vorübergehend ausgesetzt. Die «Dead»-line hat ihren Namen redlich verdient. Kurzes Telefonat mit dem Mann. Ich tarne meine Überforderung geschickt als direkt platzierten ZS. Prämisse aller Streitereien: Er ist daran schuld. Auch wenn er gar nicht da ist. Also, vor allem dann. Weil…eben.

Wird es den Vätern zwischendurch auch mal zu viel? Ich habe noch keinen angetroffen, der seinem seelischen Druck “with a good cry” – wie die Amerikaner sagen – Abhilfe geschaffen hat. Eher wird der Zustand ignoriert, bis er einfach vorüber ist und sich das Problem von selber löst. Diese Zerrissenheit, das schlechte Gewissen gegenüber dem Kind und gegenüber dem Job, kennen Männer viel weniger als Frauen. Den nagenden Anspruch an sich selber, alles richtig und perfekt hinzukriegen, ist ein weiblicher.

Warum kaufst du nicht einfach ein Brot anstatt selber eins zu backen? Warum sagst du die Verabredung nicht ab? Weshalb willst du dich jetzt noch umziehen? Frag doch, ob du den Kleinen noch etwas länger in der Krippe lassen kannst!

Die zwei schwierigsten Sätze: Er hat ja Recht. Es wäre ja so viel einfacher. Aber ich bin eine Frau. Und ich trage ab und zu Strumpfhosen. Woher soll er auch wissen, wie sich das anfühlt.

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mom gegründet. Bei mal ehrlich ist sie aktuell für die Strategie und Weiterentwicklung verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, mehr zu schlafen und durchzuatmen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens fünf Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 28. Februar 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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14 Antworten

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  1. Avatar von Marie
    Marie

    An den Daten an denen die vorherigen Kommentare geschrieben wurden, kann man sehen wie präsent das Thema bereits seit Jahren (!) ist. Und schlimm ist, dass sich derzeit noch nicht genug betreffend work-Life-Balance für Mamas getan hat 🙁 ich fühle mich auch immer wieder schlecht, weil ich nichts und niemanden zu 100% gerecht zu sein scheine, am wenigsten mir selbst. Wir emanzipierten Frauen buckeln uns selbst immer mehr auf, und meinen dann weil wir eben emanzipiert sind, müssen wir auch alles super über die Bühne bringen. Wir wollten die Emanzipation, wir haben sie bekommen, und noch viele mehr Tasks dazu 🤦‍♀️ An einigen Tagen hab ich das Gefühl , ich kann alles schaffen und strotze vor Energie…an vielen anderen Tagen, würde ich am liebsten meine Sachen packen und auf eine einsame Insel ohne Rückflugticket und da wenigstens mal 1 Jahr durchschlafen…
    Aber, da das unrealistisch ist und da auch wieder das Verantwortungsbewusstsein reingrätscht bleibt es reine Illusion 😅
    Fakt ist, das ist Mamaleben im 21. Jahrhundert, wir müssen da jetzt durch und das Beste für uns draus machen. Passt auf euch auf!

  2. Avatar von Ingrid
    Ingrid

    Oh Frau. Da hast du den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Es ist regelmässig zu viel und dann stellt sich die Frage: was streichen? Weniger Zeit fürs Kind (du Rabenmutter!), weniger Schlaf (du siehst jetzt schon wie ein Zombie aus!) weniger Zeit für den Hubbie (schlechte Ehefrau!), weniger Commitment im Job (willst du deine hart erarbeitete Karriere gefährden?) egal wie ich’s Dreh: es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aber irgendwo gehts dann doch wieder. Thank god there‘s coffee!

    1. Avatar von Andrea Jansen
      Andrea Jansen

      Liebe Ingrid, ich glaube nicht, das wir streichen müssen. Sondern umverteilen. Und neu priorisieren 😉

  3. Avatar von Chri*
    Chri*

    Der Artikel ist extrem zutreffend! Mir geht es im Moment oft so! Ich stresse mich, dass ich mein Kind in letzter Zeit immer das letzte Kind, dass angeholt wird, dass ich im Büro weniger leisten kann als meine Kollegen da ich „nur“ 80 % Prozent arbeite, ich rede mir auch ein, dass meine Tochter nicht durchschläft weil sie viel (3 Tage) in die Krippe muss, ich stresse mich einfach mit allem! Zudem habe mich mir bereits überlegt ob die einen weniger qualifizierten Job annehmen soll und meine Karriere an den Nagel hängen soll! Weshalb können wir nicht einfach einbisschen cooler sein 😪

    1. Avatar von Andrea Jansen
      Andrea Jansen

      Liebe Chri*, NEIN! Nein, Deine Tochter schläft nicht nicht durch weil sie 3 Tage in der Krippe ist. Sondern einfach, weil sie nicht durchschläft (meine schlafen auch nicht durch. Haben Kinder einfach so an sich). Leistest Du wirklich weniger als Deine Kollegen, oder ist das Deine Wahrnehmung. Nein, bitte häng’ Deine Karriere nicht an den Nagel – ich glaube, Du wirst es spätestens dann bereuen, wenn Dein Kind durchschläft (vielleicht schon morgen?). Nimm’ den Mann in die Pflicht. Hol’ Dir eine Putzhilfe. Und let it go. Wenn Du 80% Erwerbsarbeit leistest, wirst Du nicht überall sonst noch 100% geben können. Es ist schlicht unmöglich. Sei lieb zu Dir.

  4. Avatar von Kerstin
    Kerstin

    Ich bin gerade durch Zufall auf diesen Beitrag gestoßen, da es mir momentan genau so geht. Manche möchten ja sagen, dass ich den Hals nicht voll genug bekommen kann, mit zwei Kindern (3 Jahre und 7 Monate) nochmal so richtig durchzustarten, mit allem, was dazu gehört. Job, Kinder, Weiterbildung, Hausbau.. Böse Zungen sagen “Wieso weiterbilden? Mit einem Studium hat man doch schon alles erreicht..” Ja, ich aber nicht. Ich brauche es gefördert und gefordert zu werden. Nur ist heute wieder einer der Tage, an denen das schlechte Gewissen kommt, wovor? Davor, dass ich mich neben der Mamarolle, die mich wirklich erfüllt, auch noch selbst erfülle. Wäre dieser Perfektionismus nicht und der Anspruch in jeder Rolle das Beste zu bringen da, wäre es für mich auch viel einfacher. Mein Mann hat so schöne Worte gefunden und meinte “Manche versuchen doch auch nur ihre Arbeit zu machen, wieso musst du es immer perfekt machen?” Ja, warum eigentlich? Warum muss immer alles perfekt aufgeräumt sein, damit mein Mann in ein tolles Zuhause kommen kann? Ich habe festgestellt, dass es nicht für ihn ist. Er liebt unser Zuhause auch, wenn wir in Müllbergen ersticken 😉 .. Warum muss ich immer die Mama sein, die ihr Kind nie zu lange in der Kita lässt? Dabei langweilt es sich Zuhause wahrscheinlich meistens mehr, wie unser gleichgesinnten. Warum muss ich immer ein perfektes Ergebnis auf der Arbeit abliefern, so dass niemand etwas auszusetzen hat? Keine Ahnung, wenn ich manchmal sehe, was mir geliefert wird, habe ich das Gefühl, dass sich kein anderer darüber so Gedanken macht wie ich. Ich habe mal versucht in mich hinein zu schauen und bin der Auffassung, dass meine Eltern schuld sind 😛 Wieso? Weil man als Kind doch immer gelobt wird, wenn man toll funktioniert, wahrscheinlich wurde ich so toll konditioniert, dass ich es immer weiter spinne. Vielleicht ist es aber auch so, dass der Anspruch der Gesellschaft in Frauen höher ist? “Wenn sie was machen, dann sollen sie es auch richtig machen, sonst können sie hinter dem Herd bleiben!” Vielleicht? Alles in allem bin ich mehr als glücklich mit meinem Leben, wenn nicht ab und zu das Gefühl der Überforderung kommt, das mich in beschlag nimmt.

    Alles Liebe
    Kerstin

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Kerstin

      vielen Dank für den Kommentar – kann ich zu 100% unterschreiben. Vielleicht müssen wir’s einfach ab und zu rauslassen, in einem Text, einem Kommentar – dass wir uns ändern werden, ist ja wohl nicht absehbar 😉 oder wir gründen eine Selbsthilfegruppe…haha! Ich persönlich glaube, das Ganze hat viele Gründe – der eigene Anspruch, aber vor allem auch das Gesellschaftsbild, das hier in der Schweiz nach wie vor herrscht, und auch die Dominanz und Isolation der Kleinfamilie, wie wir sie heute kennen. Früher wuchsen Kinder in viel grösseren Gemeinschaften auf – die Mutter hatte nicht die komplette Verantwortung für die Fürsorge, sondern diese teilte sich auf viele Bezugspersonen auf (schau sonst mal hier: https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/familienleben/tazi-preve-uber-die-erschopfung-der-mutter-und-das-ubel-der-kleinfamilie?page=all). We may have it all – but we can’t do it all (at once ;-)!

  5. Avatar von Maysa
    Maysa

    Pflichtgefühl und gesellschaftlicher druck.
    Ich verdiene der groesste Teil unseres Einkommens und mache auch 50 prozent der Hausarbeit.
    Die Gesellschaft sieht mich jedoch nur als Mutter, und als waere ich einfach nur ehrgeizig, dass ich dazu ‘noch’ arbeite und nicht einfach ein easy teilzeitjob nehme. Deshalb fuehle ich mich in stressigen zeiten total unverstanden. Mein mann steht da weniger unter druck, er wird sogar gelobt, dass er neben seinem job mir noch im Haushalt ‘hilft’! Sexismus pur wie unsere Gesellschaft denkt!

  6. Avatar von Ju
    Ju

    Es geht ja nicht nur ums “perfekt sein wollen”. Bei mir jedenfalls nicht. Es geht darum, dass Betrag x einfach dazu verdient(und nein, ich habe kein Problem damit in Teilzeit “hinzu zu verdienen” zum dreimal so hohen Gehalt meines Mannes) werden muß. Weil wir hier gewisse finanzielle Verpflichtungen habe, die man nicht so einfach mal “wegverzichten” kann. Und ein bisschen” eigenes Geld” für zB Strumpfhosen, sonstige Kleidungstücke, einen Besuch beim Frisör,….hätte Frau ja auch noch ganz gerne, oder?
    Am Ende “kippt immer irgendwie wer hinten runter”. Man selbst, weil man mal wieder verzichtet(auf Geld, soziale Kontakt, berufliche Chancen,ect….). Das Kind, was länger als geplant in der Krippe bleiben muss, weswegen man als Mutter dann das schlechte Gewissen hat. Die Beziehung zum Mann wegen all dem und was draus resultiert. Oder eben alles zusammen.
    Ganz aktuell sehe ich mich in genau der Situation. Nix passt mehr. Und ich fühle mich furchtbar. Könnten nur noch heulen. Aber das hilft letztendlich auch niemandem.
    Vereinbarkeit von Job und Familie? Für mich das Unwort, der Un-Begriff des Jahrtausends.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Ju, danke für Deinen Beitrag. Ich kann Dich sehr gut verstehen und nachempfinden, was Du schreibst. Ich glaube ein grosser Punkt ist, wie Du schreibst, die Verpflichtung die wir als Mütter gegenüber unseren Kindern verspüren. Das schlechte Gewissen schwingt immer mit, und gerade dann, wenn eben vielleicht gar kein Geld hinzukommt, weil die Kinderbetreuung das gleich wieder frisst, fragen wir uns: Wozu eigentlich das alles? Und warum verzichten meistens wir?

  7. Avatar von Nicole
    Nicole

    Für Stimmungstiefs habe ich eine Motivationspostkarte in der Küche aufgehängt: Mütter sind nicht da um perfekt zu sein, Mütter sind da um da zu sein. In Zeiten der totalen Überforderung hilft mir dieser Spruch sehr. Ich versuche, das Beste zu machen, das möglich ist. Manchmal ist viel möglich, manchmal eben nur wenig. Beides ist in Ordnung. Meistens…

  8. Avatar von Ellen
    Ellen

    Wir Mütter müssen ins davon verabschieden immer allem und allen gerecht zu werden. Wir sind auch nur Menschen… Diese Einsicht hilft!

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Ellen, ja, wir sollten. Nur manchmal blockt der Verstand da leider. I’m “working” on it. 😉

  9. Avatar von monah
    monah

    Ich habe festgestellt dass ich diese “Cry-Anfälle” immer sehr regelmässig habe und sie sehr gut zu meinem “Zyklus” passen. Ich bin auch lockerer geworden, was dazu geführt hat dass ich teilweise alles etwas schleifen lasse. Es gibt Tage da fühle ich mich wie Superwoman und dann Tage da fühle ich mich wie die beschissenste Mutter auf Erden :*