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Kann ich mein Kind vor sexualisierter Gewalt schützen?

Unsere Autorin wurde als Kind sexuell missbraucht. Hätte man helfen können? Kann ich mein Kind schützen? Sie hat die Antworten.

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Text von anonym

Kind hält Teddybär im Arm - Wie kann man sein Kind vor Gewalt schützen?

Unsere Autorin wurde als Kind sexuell missbraucht und hat ihre Geschichte in Briefform an ihren Vater niedergeschrieben. Da sie sehr offen über ihre Geschichte spricht, werden immer wieder Fragen an sie herangetragen.

Oft sind es ähnliche Fragen, die ihr von Eltern gestellt werden, die sich um ihre Kinder sorgen. Und immer wieder sind es Fragen, aus denen die Betroffenheit, aber auch die Hilflosigkeit spricht:

Hätte man es verhindern können? Was hätte dir geholfen? Was kann ich tun? Das sind wichtige Fragen. Unsere Autorin hat deshalb die wichtigsten Antworten niedergeschrieben.

«Was hätte ich gebraucht, damit ich als Kind den Missbrauch jemandem erzählt hätte?»

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich überhaupt jemandem geöffnet hätte. Rückblickend fehlte es mir aber ganz sicher an erwachsenen Bezugspersonen, zu denen ich dieses tiefe Vertrauen hätte aufbauen können. Ein stabiles Vertrauensverhältnis ist essenziell, damit steigen die Chancen enorm, dass ein Kind von einem sexuellen Übergriff erzählt – aber auch dies ist keine Garantie.

Ich war nämlich als Kind (und auch noch lange Zeit als junge Frau) überzeugt davon, dass ich nicht darüber sprechen darf, weil ich sonst verantwortlich für die Zerstörung der «Familienidylle» bin.

«Wie hätte man bei mir einen Missbrauch verhindern können?»

Der einzige Mensch, der die Chance gehabt hätte, rechtzeitig hinzuschauen und nachzufragen, war meine Grossmutter. Offenbar habe ich ihr ein einziges Mal etwas in diese Richtung angedeutet. Sie hatte aber Angst vor ihrem Sohn und wollte sich nicht einmischen.

Kein weiterer Mensch hatte von aussen Zugang zu unserer Familiendynamik, wir bildeten eine geschlossene Gemeinschaft und über die Jahre hinweg hatten wir unser Versteckspiel perfektioniert.

Zudem versuchte ich stets, die Normalität gegen aussen mit all meiner Kraft aufrechtzuerhalten. Ich bin mir aber sicher: Wenn ein Kind etwas erzählt, was schon nur ansatzweise auf einen sexuellen Übergriff hindeuten könnte, dann ist da meistens was. Deshalb unbedingt nachfragen und dem Kind Vertrauen und Glauben schenken.

#daschamebruuche aus unserem Concept Store



Wenn sich der Verdacht erhärtet: Nicht vor dem Kind in Rage und Entsetzen ausbrechen; es würde dem Kind in dieser vulnerablen Situation nur das Gefühl geben, dass es nun auch noch die Schuld trägt, dass es den Anderen schlecht geht.

Besser dem Kind bestätigen, dass diese Erlebnisse nicht okay sind/waren, dass es richtig war, dieses Geheimnis auszusprechen, und dass es nun bei einem in Sicherheit ist.

«Kann man ein Kind überhaupt vor sexuellem Missbrauch bewahren?»

Jein. Die Realität ist nämlich, dass die meisten Übergriffe und sexualisierte Gewalt durch vertraute, nahestehende Personen geschehen (und nicht durch den oft gefürchteten fremden, bösen Mann, der ein Kind packt und mit dem Auto davonfährt). Die meisten Täter:innen befinden sich innerhalb der Familie, des Freundeskreises und in den Vereinen.

Kinder vertrauen diesen Menschen, da sie zum einen auf deren Schutz zwingend angewiesen sind und zum anderen sehen, dass diese Menschen zum familiären und sozialen Rahmen dazugehören, so dass sie ihnen zutiefst loyal verbunden sind.

Oft fühlen diese Kinder den Täter:innen gegenüber auch Zuneigung. Dieses Setting macht es extrem schwierig, dass ein Kind darüber redet, wenn etwas passiert. Es schweigt aus Angst vor Konsequenzen, aus Angst vor Schuld oder aus Schamgefühl.

Gleichzeitig ist dieses Schweigen dann auch der Schutz der Täter:innen. Deshalb sehe ich als einzige Möglichkeit, das Kind zu bewahren, es frühzeitig aufzuklären. Das heisst: alle Körperteile richtig benennen, Grenzen bezüglich Küsse, Umarmungen, Kitzeln, An- und Ausziehen und dem Nacktsein akzeptieren und aktiv darüber reden.

Nur ein Kind, welches effektiv benennen kann, was mit seinem Körper geschieht, kann schlussendlich auch darüber reden und sich rechtzeitig Hilfe holen, wenn sich eine Situation nicht gut anfühlt. Aufklärung ist das A und O, um einen möglichen Missbrauch zu verhindern oder rechtzeitig zu stoppen. Grosse Buchempfehlung: «Ist das okay?» von Agota Lavoyer.


Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 1. November 2023 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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