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Kolumne

Andrea Jansen ist mal ehrlich: Ich bin so gerne stolz auf andere

Stolz sein auf sich selber ist noch immer verpönt. Also versuchen wir’s doch vorerst mal mit anderen. Ein Plädoyer fürs Fremdstolzen.

Andrea Jansen mit Sternen in den Augen und Herzen in der Luft

Das Gefühl ist ein warmes, direkt irgendwo zwischen Herz und Hals – als würde es mir die Mundwinkel von dort her nach oben drücken. 

Ich bin so gerne stolz auf andere. 

Menschen, die Dinge tun, die sie selber nicht für möglich gehalten hätten. Und damit meine ich (vor allem) vermeintlich kleine Dinge. Wie zum Beispiel «Nein sagen». Oder den Mut zu haben, vor dem ganzen Team zuzugeben, dass man etwas nicht kann. Oder im Gegenteil: sich hinstellen und wortwörtlich dazu stehen, dass man etwas eben wirklich gut kann.

Und sich nicht dafür schämt. 

Weil wir das mit dem Schämen ja irgendwie kulturell und sozial so mitbekommen haben: Stolz sein auf sich selber, das ist verpönt, darf man nur mit gutem Grund (28 Tennis Masters sollte man schon gewinnen. Oder eine Goldmedaille bei der Ski-WM.) und auch dann sollte man sich in Bescheidenheit üben.

Ich übte früh. Es musste so in der zweiten Klasse gewesen sein, als mir gesagt wurde, dass ich den Kopf zu hoch trage (Konkret: Ich trüge mein Kinn zu hoch. Dass ich eher zu der kleineren Gattung gehöre und halt vielleicht einfach versucht habe, alles mitzukriegen – das war keine Option).

«Die isch gmeint», hochnäsig, sagte man mir auch ins Gesicht, undiplomatisch wie Zweitklässler halt so sind. Eingebildet, ich würde meinen – was genau, wurde aber nicht spezifiziert – wahrscheinlich, ich sei was Besseres. Weil ich gute Noten schrieb, mir Mühe gab und – herrje – mir erlaubte, auf diese Anstrengung stolz zu sein. 

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Post-its

Triggered, are we? Natürlich, da sitzt mir irgendwo noch so ein alter, verchrugelter Glaubenssatz auf der Schulter, der mir regelmässig das Kinn richtet, sollte der Winkel 15 Grad nach oben übersteigen. Die negativen Reaktionen auf meine eigenen positiven Gefühle mir gegenüber trage ich selbstverständlich noch heute mit mir herum, wie so viele andere Mitmenschen auch.

Zufrieden sein mit uns dürfen wir schon, aber bitte immer mit gesenktem Blick. «Glück» darf es sein, «die Umstände, die gepasst haben», aber die eigene Schulter, die bleibt unbeklopft.

Und deshalb – genau deshalb – sollten wir öfter fremdstolzen.

Fremdschämen kennen und können wir. Warum also nicht auch fremdstolzen? Bewusst stolz sein auf andere, sie anstrahlen mit der Freude, die sie eigentlich selber empfinden dürften ob ihrer Leistung, auch wenn der Erfolg nicht messbar ist.

Auf unsere Kinder stolz zu sein, ist nicht schwer – da reicht ein erster Schritt, ein geschriebener Satz oder eine 4-stündige Ballettaufführung, in der der Spross einen 5-minütigen Auftritt hat. Peng: stolz. Da ist das warme Gefühl, da ist der Wunsch, dem Kind zu sagen, wie phänomenal das war.

Aber das meine ich eigentlich eben gar nicht.

Fremdstolz ist man nicht auf die eigenen Kinder, nicht mal auf den eigenen Partner – weil möglicherweise hatte man da ja sogar noch irgendetwas mit dem Erreichten zu tun, hat den Rücken freigehalten, motiviert und ist insgeheim auch ein birebitzeli stolz auf sich selber. Wer fremdstolzt, freut sich aber einfach für jemand anderen, klopft auf die unbeklopfte Schulter, ohne eigenes Zutun.

Beispiele? Ich bin so unglaublich stolz auf die Arbeitskollegin, die während einer schwierigen privaten Zeit Kräfte entwickelt hat, die sie von einer unsicheren, zurückhaltenden Person zu einer offenen, selbstbewussten Leaderin haben werden lassen.

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Ich bin stolz auf einen Kollegen, der es trotz viel Druck und hohem Arbeitspensum schafft, seine eigenen Bedürfnisse zu priorisieren. Ich bin stolz auf Menschen, die ich gar nicht kenne, weil sie es mit ihrer Kunst oder Musik oder mit ihren Worten schaffen, mich zu berühren – und der Weg dorthin sicher kein leichter war.

Mit dem Stolz ist es ein bisschen wie mit der Liebe, und die beiden sind wohl auch irgendwie verwandt. Wer andere lieben will, muss sich zuerst selbst lieben, sagt man – aber der Umweg dahin sind meistens andere Menschen, die einem das Gefühl geben, liebenswert zu sein.

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Wir dürfen alle stolz auf uns sein. Aus verschiedenen Gründen, für verschiedene Dinge. Aber weil uns das so schwerfällt, machen wir doch erstmal den Umweg: fremdstolzen. Und lassen es die Menschen auch wissen, wie beeindruckt wir von ihnen sind.

Auch von den Leistungen, die keiner sieht.

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mom gegründet. Bei mal ehrlich ist sie aktuell für die Strategie und Weiterentwicklung verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, mehr zu schlafen und durchzuatmen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens fünf Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 20. Februar 2025


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