London mit Kleinkind
London mit Kleinkind? Anja hat’s gewagt und in der Grossstadt tolle Spielplätze, Ausflugsziele und familienfreundliche Lokale entdeckt.
Das indische Restaurant war toll, aber klein und eng. Ihr könnt euch die Winzigkeit der Toilette ausmalen. Und trotzdem hatte sie einen Wickeltisch zum Runterklappen. Das war so typisch für unseren London-Trip: Fast überall gab es einen Raum zum Wickeln. Oder das Servicepersonal entschuldigte sich tausendfach, zeigte ein abgeschiedenes Eckchen und bot gleich noch an, das Stinkbündel zu entsorgen – also nicht das ganze Müffelchen, nur die Windel.
Ihr wisst selber, wie das in der Schweiz oft läuft: genervtes Augenbrauenhochziehen nur schon bei der Frage, anschliessend Wickel-Akrobatik auf Treppenstufen oder Klodeckeln.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Nicht nur in dieser Hinsicht war London mit Knirps ein Hit!
Tipps für Toddler
Dass eine solche Stadt derart kinderfreundlich ist, hätten wir nie gedacht. Auf den ersten Blick gibt es ja zahlreiche Hindernisse: Leute, Verkehr, kinderwagenuntaugliche U-Bahn-Stationen. Aber alles easy! Der Nicht-Kinderwagen-Schiebende von uns zwei musste im Treppenparadies der Tube sogar jeweils zackig reagieren und anpacken, weil vielfach schon jemand Fremdes die Hand ausgestreckt hatte, um beim Rumschleppen zu helfen.
Ich kannte diese Stadt schon vorher recht gut und verspürte beim Gedanken an sie stets glückliches Herzpöpperle. Aber als wir dann spontan einen Trip mit dem 15-monatigen Racker buchten, flatterte mein Herz doch etwas nervös. Auch deshalb, weil bei meinem Gegoogle nach London-Tipps für Familien ganz viele positive Artikel auftauchten, diese aber immer grössere Kinder thematisierten – zum Beispiel der hier.
Die Lösung brachte – wie so oft – Twitter. So konnte ich nämlich die @sporty_mum kontaktieren, eine Schweizerin, die in London lebt, rumrennt und mit ihrer kleinen Tochter unterwegs ist – und auch darüber bloggt. Ihre ellenlange Message mit vielen Tipps nahm mir jede Sorge, dass die Grossstadt vielleicht nichts für Toddler ist:
- Spielplätze hat es an jeder Ecke. Toll sind die in den Parks. Ich gehe meistens auf den Spielplatz am Fusse des Primrose Hill Parks. Dort, auf dem kleinen Hügel, gibt es auch eine schöne Aussicht auf die Stadt. Die High Street hat Charakter und einige gute Cafés (Greenberry: super Brunch, mit Kinderwagen bitzli eng, aber es geht schon) und Restaurants (Lemonia: griechisches Essen, super lecker, kinderfreundlich, Mittagsmenü zu gutem Preis).
- Im Hyde Park hat es den Diana Memorial Playground und dort in der Nähe auch die Diana Memorial Fountain. Alles ist wiederum in der Nähe des Serpentine Lake, der auch viele Enten etc. hat und ein herziges Café (Lido Bar and Cafe) oder auch die Serpentine Bar and Kitchen – beides mit Kindern machbar. Im See kann man das ganze Jahr schwimmen. Bei Paddington (in der Nähe) hat es den Merchant Square mit Restaurants und Springbrunnen.
- Regents Park finde ich auch super. Hat einen See mit vielen Enten. Cafés sind nicht unbedingt empfehlenswert. Aber Marylebone (auch Oxford Street) oder Primerose Hill sind in Gehdistanz. Der London Zoo ist übrigens im Regents Park – gut, aber sehr teuer.
- Etwas weniger urban und nicht asphaltiert ist der Park Hampstead Heath (guter Tagesausflug), der ganz unten (südlich) einen Spielplatz mit kleinem Wasserbecken hat. Von dort ist auch Hampstead zu Fuss erreichbar, es hat Dorfcharakter und viele gute Läden in einer kleinen Distanz, eine sehr gute Crêperie und auch sonst viele hübsche Restaurants und Pubs.
- Der Holland Park gefällt mir auch sehr gut und hat eine grosse Wiese sowie einen Spielplatz. Zudem hat es einen japanischen Garten mit vielen Koi Fischen, die gross und gut sichtbar sind. Das Café im Park ist nicht so toll. Aber um die Holland Park Station hat es ein paar gute Italiener (keine Ketten) und Notting Hill liegt auch in Gehdistanz. Der Portobello Road Market ist immer einen Besuch wert (samstags ist es sehr busy).
- Kings Cross St. Pancras: Granary Square. Dort hat es kleine Springbrunnen auf einem grossen Platz – es hat immer Kinder dort. Die Restaurants rundherum sind auch alle toll. Zudem ist man schnell am Kanal, wo man Hausboote sieht und entweder Richtung Camden oder Richtung Angel (Cafés, Restaurants, Shops – tolle Gegend, Spielplatz sicher in Islington Parkanlage) laufen kann.
- Greenwich (schöner Tagesausflug): Der Park ist schön, es hat hübsche Läden, einen guten Markt (Food). Tipp: Mit Tube anreisen und mit Schiff zurück ins Zentrum (auch möglich, bereits bei der Tower Bridge auszusteigen). Funktioniert ganz einfach mit aufgeladener Oyster Card.
Das ist übrigens eine gekürzte Version, unterschlagen habe ich hier zahlreiche Tipps für Shopping und Restaurants… DANKÄ TUUSIG, liebe Sportymum! Da unsere Reise nur 5 Tage dauerte, konnten wir nicht mal die Hälfte all dieser Tipps ausprobieren.
Gemütliches Daheim
Der Start in den Tag begann jeweils total stressfrei: Mit einem gemütlichen Zmorgä im Pischi. Wir hatten ein Apartment gemietet, das in der Realität noch viel toller war als auf den Bildern. Einzig den vielen Stauraum konnten wir nicht optimal nutzen…
Anyway, wir hatten genug Platz und durften morgens rumlümmeln, anstatt uns in einem Hotel einigermassen für einen Frühstückssaal zwäg machen zu müssen. (Und abends konnten wir den Kleinen ins Bett bringen und mussten danach nicht im Flüsterton reden und mit Taschenlampe lesen, sondern hatten noch ein Wohnzimmer zur Verfügung – herrlich! Auch wenn wir nach einem ganzen Tag Grossstadt meistens auch hinüber waren und nur knapp ein paar Worte und Seiten hinkriegten. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Nach dem Frühstück ging’s jeweils ab in die Stadt. Wir versuchten, einen guten Mix zwischen Erwachsenen- und Kinderprogramm hinzukriegen, machten regelmässig Pausen in Parks und auf Spielplätzen. Dank wundervoll sonnigen Oktober-Tagen picknickten wir auch meistens draussen.
Der Kleine war hin und weg von den vielen roten Bussen und zeigte auf jeden einzelnen von ihnen. Und er war total happy wegen all der netten Leute – läck, sind diese Briten kinderlieb! Auch wenn wir uns mitsamt Buggy in eine vollgestopfte U-Bahn reinquetschten, gab es keine griesgrämigen Blicke, dafür ein Lächeln für den Zwerg.
Unsere 3 Highlights
- Hampstead Heath: Der Tipp der @sporty_mum war echt grossartig. Als Abwechslung zum Grossstadt-Getümmel genossen wir einen Tag in der Natur, mit viel Spazieren und Pläuschlen. Der Parliament-Hill-Spielplatz ist wirklich schön gelegen und gut unterhalten. Als wir schon viel Zeit dort verbracht hatten, entdeckten wir ein paar Meter weiter noch den One o’ Clock Club – unfassbar toll!
Der Club ist auf Kinder von 0 bis 5 ausgerichtet, dort wird gebastelt, gespielt, herumgetollt, es hat spezielle Toiletten und Waschbecken für Kinder, viel Platz zum Wickeln… und das alles kostenlos. In Hampstead selber gönnten wir uns dann im schnusigen Le Pain Quotidien ein Pain Chocolat, während der Racker nach dem vielen Spielen mal einen ordentlichen Pfuus hinlegte. Phu! - Diana Memorial Playground: Ein Traum von einem Spielplatz, mit ganz viel Fantasie gestaltet, gut unterteilt, so dass sich die vielen Besucher nicht auf den Füsschen herumstehen. Ein paar Wochen später lernte ich für einen Artikel der NZZ den Designer dieses Spielplatzes kennen – ein Mann, der Orte schaffen will, wo Kinder wirklich noch Kinder sein dürfen. Genau das spürt man auf dem Diana Memorial Playground.
- Imperial War Museum: Geschichte anschaulich erzählt – vom 1. Weltkrieg bis heute. Viele Ausstellungsstücke, die auch kleinen Besuchern Eindruck machen. Genial ist, dass viele Museen in London kostenlos sind. So ist es nicht so tragisch, wenn die Kinder rasch keine Lust mehr haben und wieder gehen wollen.
London, du warst eine grossartige Gastgeberin. THX!
Autorin
Anja Knabenhans ist die Chefredaktorin von Any Working Mom. Sie war viele Jahre als Journalistin bei der NZZ und macht heute ihr eigenes Ding mit der ding ding ding GmbH. Während sie beruflich ihre Freude am Tüpflischiss auslebt, zelebriert sie daheim gern das Chaos – als Mutter von zwei Kindern bleibt ihr auch nicht viel anderes übrig.
6 Antworten
Empfehle nebst den Parks auch die Museen: Childhood museum, natural history museum, london transport museum. Gibt überall Ecken für (Klein-)Kinder zum experimentieren oder sogar Kinderprogramm. Der London Zoo ist auch sehr imposant oder für etwas Abwechslung (und feines Zmittag) lohnt sich der Besuch auf Hackney Farm.
waren dieses jahr auch das erstemal mit einem kind in london und waren positiv überrascht. übrigens die iren (dublin) sind auch sehr kinderfreundlich also auch eine reise wert mit kids. nächstes jahr versuchen wir unser glück noch in schottland🤣
Hi, wir würden auch gern einen kurztrip nach London mit unseren Sohn (9 Monate) unternehmen. Am schwierigsten finde ich die Suche nach einem Appartment. Wo habt ihr denn gewohnt?
Wir haben hier gewohnt: https://www.booking.com/searchresults.en-gb.html?label=gen173rf-1FCAsoUEIMdmljdG9yaWEtdHdvSAlYA2gsiAEBmAEuwgEKd2luZG93cyAxMMgBD9gBAegBAfgBApICAXmiAhFhbnl3b3JraW5nbW9tLmNvbagCAw;sid=61d72f65a82a979dc12a08556f20608a;closed_msg=1739023;dest_id=-2601889;dest_type=city;hlrd=14&
Leider ist das nicht mehr via Booking buchbar – aber vielleicht über eine andere Seite. Viel Spass in London!
Könntest du bitte den Namen des Appartements nennen? Dann hat man ggf eine Chance, es via Suchmaschine zu finden 😉
Merci!
Liebe Ann, leider wird dieses Appartment nicht mehr vermietet. Es hiess Victoria 2, ist mittlerweile aber einfach wieder eine normale Mietwohnung. Ich muss den Blogbeitrag bei Gelegenheit mal anpassen.