Schlaft gut.
Jede Nacht vier- bis zehnmal geweckt werden, gehört zum Initiationsritus für neue Eltern. Das ist ungesund. Ein Text darüber – und was Jack Bauer und Arianna Huffington damit zu tun haben.
Nein, es war wohl definitiv nicht mein bester Moment. Der Sohn war ungefähr sechs Wochen alt, der Vater natürlich schon wieder voll im Arbeitsmodus und ich so, so, SO müde. Dermassen erschöpft, dass ich heulte, um 6 Uhr 30 morgens, ihn anflehte, doch BITTE nicht zu gehen, sondern das Baby zu übernehmen, nur für eine Stunde oder so.
Man vergisst das ja. Man vergisst, wie anstrengend es war, wie es sich anfühlt, ein Kind mit Koliken stundenlang durchs Zimmer zu schaukeln, es wieder und wieder an die Brust zu nehmen, um dann in Stellungen einzuschlafen, die anatomisch grenzwertig sind.
Der Initiationsritus
Man findet es im Nachhinein nicht mehr so schlimm, dass man stündlich geweckt wurde, oder manchmal auch im Zehn-Minuten-Takt wieder aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Es fühlt sich dann eher an wie ein Initiationsritus, damit man zum Club der Eltern gehört. Und sobald das Kind regelmässig durchschläft, lacht man die harten Monate weg, man will ja den Noch-Nicht-Eltern keine Angst machen.
Auch wenn es eigentlich Folter war. Gell, Jack Bauer.
Ich bin selber noch nicht dort. Es ist noch nicht vorbei. Ich schlief schon immer gerne, auch prä-Kinder. Nur leider schlafe ich seit bald sieben Jahren zu wenig. Die Kleinste wacht auch nach zwei Jahren noch regelmässig auf und hat nächtliche Bedürfnisse (Nuggi, Häsli, Mami’s Hand, Windel voll, Vollmond, Bauchweh, whothefuckknows), die anderen zwei schlurfen abwechselnd mitten in der Nacht ins Elternbett, was mich aber nicht weiter stört, solange ich nicht mit einem Kindergarten-Käsefuss im Gesicht aufwache (“Mami, ich hab’ doch gerade erst vor vier Tagen gebadet!).
Nein, ich gebe zu, ich bin zu einem Grossteil auch selber verantwortlich für die mageren sechs Stunden mit Unterbruch, die ich jeweils pro Nacht reinkriege. Ich gehe zu spät ins Bett.
Weil ich die mittlerweile auf knapp zwei Stunden geschrumpfte Zeit zwischen Kinder-im-Bett und Ich-im-Bett so wunderbar still finde, weil ich dann noch Dinge erledige, manchmal arbeite, manchmal auch in einem Netflix Binge versinke oder mit dem Mann den nächsten Tag bespreche. Diese zwei Stunden, sie gehören mir, mir alleine, halleluja! – und wenn ich mich dann jeweils eine Stunde später als geplant um halb zwölf ins Kissen sinken lasse, lässt der “Bedgasm” nicht lange auf sich warten.
Am nächsten Morgen bin ich gerädert – repeat.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Was ich da mache, ist ungesund.
Und ich weiss das auch. Wenig zu schlafen ist nicht cool, kein Zeichen von übermässiger Leistungsfähigkeit, und die Manager, die mit vier Stunden Schlaf prahlen, keine Vorbilder. Der durchschnittliche Erwachsene braucht zwischen sieben bis acht Stunden Schlaf. Seit wir aber künstliches Licht haben, hat sich diese Dauer tatsächlich verkürzt.
Und: das böse, böse iPhone. Die “Always on”-Gesellschaft hilft uns auch nicht beim Schlafen, und viele von uns haben eine schlechte “Schlafhygiene”: Wir legen das Mobiltelefon neben das Bett und greifen sogar danach, wenn wir in der Nacht aufwachen. Das helle Display kann unseren Schlafrhythmus aus dem Gleichgewicht bringen.
Wer zu wenig schläft, wird auch dicker, kränker, weniger leistungsfähig. Wer also erfolgreicher und produktiver sein will, geht früher ins Bett – denn die ersten Stunden Schlaf der Nacht sind laut Studien sogar die allerwichtigsten, dann finden die erholsamen Tiefschlafphasen vor allem statt.
Mom-Brain
Auch die “Schwangerschaftsdemenz” oder das “Mom-Brain”, diese unerklärliche Vergesslichkeit oder die Mühe, sich zu fokussieren, hat mit Schlaf zu tun. Und zwar mit der wiederholten Unterbrechung dessen (womit wir dann wieder bei der Folter wären, nicht wahr). Acht Stunden Schlaf mit Unterbrechungen ist also nicht unbedingt besser als fünf Stunden durchschlafen. Aber wem sage ich das.
Sleep your way to the top!
Vor lauter Erschöpfung und Schlafentzug fiel die amerikanisch-griechische Medienunternehmerin Arianna Huffington (Gründerin von The Huffington Post) 2008 in Ohnmacht und brach sich Kiefer und Wangenknochen. Es war – wortwörtlich – ein Weckruf:
Seither ist sie überzeugt: Mehr Schlaf bringt mehr Erfolg! Oder anders gesagt: “Sleep your way to the top – literally!”
Ich nehme es mir zu Herzen, was die erfolgreiche Unternehmerin sagt, und auch auf der eigens von ihr dafür geschaffenen Website lehrt. An den Bedürfnissen meiner Kinder kann ich nichts ändern – sehr wohl aber stärker auf meine eigenen hören. Schlafrituale nicht nur für sie, sondern auch für mich.
Ziel: Acht Stunden Schlaf pro Nacht.
… Wer ist dabei?
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 29. Mai 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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