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Wie ich meine Kinder «Hands off» ihre Identität finden lasse

Wie stark prägen wir unsere Kinder dabei, wer sie sind und wer sie werden? Nadja Schnetzler lebt die Hands-off-Philosophie. Sie hat ein Kind, das non-binär ist und teilt ihre Erfahrungen.

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Ein Kind geht barfuss einen Weg entlang. Der Weg ist mit Fähnchen geschmückt. Nadja Schnetzlers Hands-off-Philosophie und Identitätssuche.

Herauszufinden, wer wir sind, wofür wir stehen und was uns wichtig ist, kann ein ganzes Leben dauern, oder wir sind uns dessen schon als Kind völlig sicher. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen, aber ich glaube, dass wir als Menschen nie aufhören sollten zu erforschen, wer wir sind und was wir wollen.

Als Eltern beeinflussen wir höchstwahrscheinlich die Identität unserer Kinder, und bis zu einem gewissen Grad ist das auch in Ordnung und sogar notwendig. Wir geben unsere Gene, unser Erbe, unsere Werte, unsere Glaubenssysteme und viele andere Dinge weiter. Und weil wir das tun, ist es meiner Meinung nach so wichtig, dass wir die Finger davon lassen, wer unser Kind werden will oder wird.

Zur Fürsorge gehört, dass man einem Kind hilft, die Interessen zu erkunden, die es verfolgen möchte.

Vielleicht gefällt es uns, vielleicht gefällt es uns nicht, aber wir müssen den Entscheidungsfindungsprozess darüber, wer unsere Kinder werden, auf jeden Fall sehr vorsichtig begleiten. Ich glaube, wir sollten uns so weit wie möglich aus der Sache heraushalten. Mit «sich heraushalten» meine ich nicht, dass wir gleichgültig sein sollten. Ich denke sogar, dass wir uns sehr kümmern sollten. 

Aber zur Fürsorge gehört, dass man einem Kind hilft, die Interessen zu erkunden, die es verfolgen möchte. Es bedeutet, Fragen zu stellen, Erfolge zu feiern und bei Problemen zur Stelle zu sein. Aber es bedeutet nicht, Entscheidungen zu beurteilen, Möglichkeiten einzuschränken oder das Kind in eine andere Richtung zu drängen.

Ich denke, es geht darum, genau zuzuhören, was für unser Kind von Bedeutung ist, und zu helfen, die Türen für diese Interessen und Vorlieben weit zu öffnen.

Es geht um Interessen, Freunde oder Studienfächer

Wenn ich von «Identität» spreche, denke ich, dass dies eine Menge verschiedener Dinge umfasst. Die Interessen, denen unsere Kinder nachgehen, die Menschen, mit denen sie sich umgeben, die Bücher, die sie lesen, die Fernsehsendungen, die sie wählen, ihre sexuelle Orientierung, die Berufe, die sie als Option für ihre Zukunft erkunden, ihre Ernährungsgewohnheiten und vieles, vieles mehr. 

Während einige dieser Dinge ein Leben lang gesucht werden, sind andere einfach Teil dessen, was wir von Anfang an sind. Ich denke, es ist wichtig, sie auf ähnliche Weise zu behandeln.

Während es heute für viele Eltern einfacher ist, die sexuelle Identität eines Kindes zu feiern, haben viele Eltern Schwierigkeiten mit den scheinbar einfachen Entscheidungen und Identitäts-Anteilen, welche Kinder zum Beispiel in Bezug auf Interessen, Freunde und Studienfächer treffen. Ich denke aber, dass all diese Dinge unsere Identität ausmachen, nicht nur die «grossen» Themen.

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Natürlich haben wir als Eltern auch all diese verschiedenen Schichten in unserer Identität, die sich vielleicht drastisch von denen unserer Kinder unterscheiden. Und das ist in Ordnung. Wir können mit diesen Unterschieden arbeiten. 

Es ist in Ordnung, wenn wir unsere Liebe zur Barockmusik mit unserem Kind teilen, das in Heavy Metal vernarrt ist. Es ist sogar völlig in Ordnung, das Kind zu einem Konzert unserer Wahl zu schicken und es zu bitten, sich mit dem vertraut zu machen, was wir mögen. Aber es wäre bereichernd für beide, auch zu einem Konzert seiner Wahl zu gehen.

«Hands off» bedeutet, unsere Identität zu leben und zu feiern, während wir unsere Kinder ermutigen, ihre Identität zu leben und zu feiern.

Es ist toll, darüber zu diskutieren, warum wir das eine bevorzugen und sie das andere mögen. Aber es ist ein Unterschied, ob man über unterschiedliche Geschmäcker spricht oder ob man dem Kind zum Beispiel verbietet, die von ihm bevorzugte Musik zu Hause zu hören.

«Hands off» bedeutet also, unsere Identität zu leben und zu feiern, während wir unsere Kinder ermutigen, ihre Identität zu leben und zu feiern, so unterschiedlich sie auch sein mag.

Meine Gedanken heute

Die obenstehenden Texte hatte ich im Jahr 2013 geschrieben. Damals waren meine Kinder noch nicht erwachsen, ich verfasste einen eigenen Blog und schrieb dort über meine Philosophie des Hands-off-Parenting.

Nun lese ich diese Gedanken, die fast zehn Jahre alt sind, und merke, wie ich damals schon die Intuition hatte, das Thema «Identität» so ganzheitlich anzuschneiden. Also nicht «nur» über das Thema «wer bin ich» nachzudenken, sondern auch über alles, was da mit reinspielt – also persönliche Interessen, Vorlieben, Tätigkeiten und vieles mehr.

Gleichzeitig fällt mir auf, wie viel sich in diesem Thema in der Gesellschaft und im Leben meiner Kinder inzwischen getan hat. Das Thema Gender zum Beispiel habe ich vor zehn Jahren komplett ausgeklammert, hatte dazu keinen Bezug und kein Wissen, und heute ist dieses Thema schon fast in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Ich habe ein erwachsenes Kind, das non-binär ist. Das weiss ich seit einigen Jahren; in der Kindheit, als ich den Text dazu verfasste, war die Gender-Identität noch kein Thema in unserer Familie. Ich lese aus dem Text, dass ich sehr offen war für alle möglichen Identitätsthemen, und gleichzeitig weiss ich auch, wie viele Rollenmuster und Stereotypen ich selber vor zehn Jahren noch in mir trug und bestimmt auch weitergab.

Vielleicht habe ich damit auch gewisse identitätsbildende Gedanken, Konversationen und Reflexionen unbewusst verhindert, verlangsamt oder gar unbewusst gefördert.

Die Angst ist meine Baustelle und nicht die meines Kindes.

Seit ich diesen Text geschrieben habe, habe ich mich sehr mit Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg befasst. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Arbeit ist für mich, Verantwortung zu übernehmen für das, was meins ist und zu wissen, was nicht meins ist. «Ich bin ich und du bist du» bedeutet das für mich.

In Bezug auf Elternschaft finde ich das sehr hilfreich, und ich glaube, das ist auch der Kern beim Thema Identität und beim Thema «Hands off» generell: Zu erkennen, dass mein Kind ein komplett eigenständiger Mensch ist, mit eigenen Bedürfnissen, Ideen, Vorstellungen, Träumen, Zielen und einer eigenständigen Identität, die sich in jedem Fall von meiner unterscheidet.

Andere Eltern haben mich gefragt: «Was kann ich tun, wenn die Identität meines Kindes mir Angst macht? Wenn ich Angst um das Kind habe, wenn es zum Beispiel trans ist oder eine andere sexuelle Orientierung hat?»

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Für mich geht es auch hier darum, zu erkennen, dass die Angst meine Baustelle ist und nicht die meines Kindes. Dass es in Ordnung ist, Angst zu haben, weil sie ein Ausdruck davon ist, dass mir das Wohlergehen meines Kindes wichtig ist.

Und dennoch diese Angst nicht zum Anlass zu nehmen, die Freiheit und Identität meines Kindes einzuschränken, sondern dem Bedürfnis hinter der Angst auf den Grund zu gehen und für mich herauszufinden, wie ich mit konstruktiven Strategien zu seinem Wohlergehen beitragen kann.

Auch ich habe Angst um mein erwachsenes Kind, weil ihm viel Hass und Unverständnis entgegenschlägt, weil es in der Öffentlichkeit steht und damit auch ständig Angriffs- und Projektionsfläche ist.

Meine Angst lenke ich in andere Bahnen, indem ich mich mehr mit Gender-Identitäten beschäftige, mich für die Anliegen non-binärer und queerer Menschen einsetze und meinem erwachsenen Kind zeige, dass ich es bedingungslos liebe.

Passend dazu: Das Manifest zur Hands off-Philosophie

Wie wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, authentische, selbstbestimmte Erwachsene zu werden, die für ihre eigenen Bedürfnisse einstehen und auf die Bedürfnisse anderer Menschen eingehen können.

Das Manifesto zum Ausdrucken in A3- oder A4-Format findest du exklusiv bei uns im Store als Download.

Dossier

Noch mehr zu Hands off Parenting?

Hier geht’s zum Dossier mit allen Texten zur Hands-off-Philosophie von Nadja Schnetzler.

Nadja Schnetzler

Autorin

Nadja Schnetzler ist Unternehmerin, Zusammenarbeits-Coach und Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Menschen. Sie brennt dafür, andere auf dem Weg zu ihrer Purpose zu begleiten, besseres Arbeiten und Entscheiden zu ermöglichen. Gemeinsam mit Laurent Burst hat sie kürzlich das Buch «Zusammenarbeit im Flow» veröffentlicht. Vor einigen Jahren bloggte sie über ihre Philosophie des Hands-off-Parenting. Die Blog-Texte hat sie nun für mal ehrlich in Buchform zusammengetragen – dieser Text ist ein Auszug davon. nadjaschnetzler.com

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 25. März 2025.


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