Das letzte Mal
Das letzte Mal. Es wird völlig unterbewertet bis zu dem Moment, in dem es dann eben doch da ist. Hand in Hand mit ihm kommt auch sie: peng, die Nostalgie.
Das letzte Mal.
Es wird völlig unterbewertet bis zu dem Moment, in dem es dann eben doch da ist. Hand in Hand mit ihm kommt auch sie: peng, die Nostalgie a.k.a. Wehmut, man fängt an, die vorhergehenden Male zu glorifizieren und geniesst es, das letzte Mal, auch wenn es vielleicht nur eine Fahrt im überfüllten Tram ist und ein Alki auf dem Nebensitz seinen Rausch ausschläft. Hach. Wie urban.
Das letzte Mal ist immer besser
Warum sonst gäbe es Break-up Sex, nachdem man sich bereits getrennt hat? Nicht, weil man die Entscheidung noch besiegeln will, sondern weil man weiss, dass das jetzt ganz lange dauert, bis es mal wieder so gut wird. Denn das erste Mal kann praktisch nie mit dem letzten Mal mithalten.
Der letzte Schluck, das letzte Wort, der letzte Eindruck – sie bleiben haften, weil wir sie in unserem Gedächtnis einbrennen wollen. Sich an die erste Begegnung zu erinnern, ist Glückssache – wer konnte damals schon wissen, dass sie so relevant werden würde? Aber die Letzte, sie brennt sich ein – ein Punkt am Ende der Geschichte. Das letzte Bild vor dem Abspann – man lässt es ein paar Sekunden länger stehen.
Als ich das erste Mal Mutter wurde, war das unglaublich. Spannend, überwältigend, irgendwie crazy. Vor lauter Gefühlen wusste ich gar nicht, wohin damit. Das Erlebnis war nicht einzuordnen, denn im Leben hatte es bisher nichts Vergleichbares gegeben. Es „war nicht wie…“, sondern war einfach. Etwas komplett Neues.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Zwei Jahre später hatte ich mich ans Muttersein gewöhnt, es war Teil von mir geworden. Mein Sohn und ich – two peas in a pod. Ich liebte ihn so sehr, dass es brannte in der Brust. Und dann, nachdem wir uns endlich als Familie eingegrooved hatten, sollte sich mit der Geburt seiner Schwester wieder alles ändern.
Kein Zurück mehr
Es gab kein Zurück mehr – mein Bauchumfang hatte die 100cm- Marke bereits geknackt – und trotzdem hatte ich das Bedürfnis, aus dem fahrenden Zug auszusteigen. Schon bald würde ich meine Liebe teilen müssen – wie sollte das überhaupt gehen? Und meine Zeit – kein gemütliches Kuscheln mehr zu Zweit mit ungeteilter Aufmerksamkeit, weil da immer noch ein kleines Baby sein würde. Ich war im 10. Monat und ich war traurig. „Das letzte Mal, nur wir zu dritt“, erinnerte ich meine zwei Männer ständig. Es fiel mir schwer, von einem Lebensabschnitt Abschied zu nehmen, auch wenn ich wusste, dass der nächste noch besser sein kann.
Beim dritten Kind ist zumindest diese Angst nicht mehr da. Ich weiss mittlerweile, dass da noch ein weiteres Persönchen gut Platz hat in unseren Herzen, und ja noch zwei Menschen mehr auf das Baby warten als «nur» Mami und Papi.
Trotzdem, auch jetzt wieder gibt es einige letzte Male. Ich versuche, sie alle zu geniessen.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 18. Januar 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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