Kindergeburtstag: Warum der ganze Aufwand?
Kindergeburtstage – zelebriert und gefürchtet. Manche Eltern betrachten die Partyplanung als ein Wettrüsten, andere – wie Andrea – sind eher #teamlastminute.

Achtung, womöglich wird das ein cheesy Text. Ganz unvorhergesehen, weil eigentlich wollte ich ja jammern über Kindergeburtstage. Aber dann das.
Der Sohn ist am Donnerstag vier geworden. Andernorts würde ich für diese Aussage wohl gesteinigt, aber euch kann ich’s ja sagen: Ich musste am Geburtstag meines Sohnes arbeiten – *gasp* – und drum wurde die Feierei einen Tag verschoben.
Den Kindergeburtstag hatte ich mir schon vor Wochen en détail ausgedacht.
Ungefähr so: Warmer Sonnenschein, fröhlich tobende Kinder auf Wiese oder im Wald, Kuchen, Sirup, Wurst auf den Grill. Mit jedem Schluck Prosecco würde die mütterliche Gelassenheit etwas grösser, gleichzeitig auch der Radius der Wasserpistolen. Bei Sonnenuntergang würden die Väter die zufrieden dreckigen, Sonnencrème-verklebten Kinder nach Hause tragen.
Soweit der Plan.
#daschamebruuche aus unserem Concept Store
Und dann kam Petrus. Höhöhö. Er fand das sicher wahnsinnig lustig.
Vager hätte die Wetterprognose nicht sein können: Sonne? Mhhh, vielleicht. Regen? Waaahrscheinlich, aber vereinzelte Schauer. Blitz und Donner? Durchaus eine Option.
Ich beschloss also kurzfristig, den Kindergeburtstag und die damit verbundene Verwüstung bei uns zu Hause in Kauf zu nehmen. Der Plan blieb unangetastet: ein Kinderspiel. Ein Selbstläufer ohne Ballontiere und Artsverwandtes. Kein Wettrüsten.
Bis mich Freundin C. mit grossen (sie hat sehr grosse, aber in jenem Moment waren sie tellergross) Augen fragend anschaute: «Also ein bisschen Animation musst du also schon machen!» Man muss dazu sagen, dass C. weiss, wovon sie spricht. Leider.
Kindergeburtstagsspiele? Anyone? #leichtimSeich #weilesmorgenseicht
— Andrea Jansen (@jansenreistrum) 2. Juni 2016
In leichter Panik sammelte ich 24 Stunden vor dem Event also Ideen (ja, unter anderem auch via Twitter), von «verzauberten Smarties»* über «Bodehöckerlis» bis zu «Eiern balancieren» (verworfen, aus Gründen).
Als der Kuchen** für den Kindergeburtstag am Donnerstagabend um 22:30 Uhr endlich im Ofen war, entwarf ich für die Wiese vor unserem Haus eine Schnitzeljagd – ein Must, wie man mir sagte.
Um 23:15 Uhr zeichnete ich einen Esel – der aussah wie das ungewollte Ergebnis einer Liason zwischen einem Pony und einem Wolf – um noch einen weiteren Animationstrumpf im Ärmel zu haben (wir nennen es Schwänzlispiel – chch). Danach machte ich mich an die Kuchendeko, um kurz vor Mitternacht noch auf allen sozialen Medien damit zu blöffen.
Der Mann war schon lange kopfschüttelnd ins Bett gegangen:
«Wieso tust Du Dir das alles eigentlich an?»
Die ehrliche Antwort an jenem Abend wäre gewesen: Weil ich – trotz allen feministischen Gedankenguts – einen perfektionistischen Anspruch an mein Mutter- und Gastgeberinnendasein habe.
Am nächsten Tag jedoch war es eine andere.
Als die sieben Partygäste auf der Wiese nach Dinosaurier-Eiern suchten – selbstverständlich während einer der vereinzelten Regenschauer – und unisono auf mich zuspurteten, war ich ehrlich gerührt.
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Als sie beim Eselschwanz-auf-den-Esel-kleben offensichtlich den Wetten-Dass-Trick von 1988 anwandten und unter der Augenbinde hervorblinzelten, war ich von der Cleverness beeindruckt.
Und als sie alle gemeinsam am Tisch meinen Schoggikuchen verputzten – alle ausser dem Sohn, der war zu aufgeregt – sah ich, wie sehr er sich verstohlen freute, dass all diese Kinder wegen ihm da waren.
Ich hatte Tränen in den Augen. Habe. Auch jetzt wieder.
Als Einzelkind hatten für mich Freundschaften schon immer einen speziellen Status. Ich kenne beides – das Gefühl, keine Freunde zu haben, und heute das Wissen, auf echte Freunde zählen zu können. Es ist mir etwas vom Wertvollsten, das ich habe.
Mein Sohn ist jetzt alt genug, um zu spüren, wie sich Freundschaft anfühlt.
Das ist mir jeden Aufwand wert. Auch wenn es ihn dafür gar nicht gebraucht hätte.
* Scheint so, als gäbe es noch weitere rainy days. Hier deshalb ein kurzer Spickzettel.
Last-Minute-Geburtstagsspiele
- Schnitzeljagd: Schatzkarte oder verschiedene Hinweise zeichnen und platzieren, Preis verstecken. In unserem Fall: Dinoeier.
- Bodehöckerlis: Musik abspielen und abrupt stoppen – das Kind, das sich als Letztes hinsetzt, scheidet aus. Wer als Letzte:r steht, gewinnt.
- Verzauberte Smarties: Ein Kind verlässt den Raum, die anderen bestimmen, welches Smarties «verzaubert» ist. Das Kind kommt zurück und darf so lange Smarties essen, bis es das verzauberte erwischt.
- Schwänzlispiel: Esel auf ein grosses Papier zeichnen und aufhängen. Jedem Kind einen Eselschwanz aus Karton o.Ä. geben. Die Augen verbinden. Die Kinder versuchen, den Schwanz korrekt zu platzieren. Wer am nächsten kommt, gewinnt.
- Zeitunglesen: Ein Kind «liest» die Zeitung, die anderen versuchen, sich anzuschleichen. Senkt das Kind die Zeitung, stehen alle Kinder still. Wer sich bewegt, scheidet aus. Werdas zeitunglesende Kind als erstes erreicht, gewinnt.
** Das Rezept für den Schoggikuchen gibt’s hier.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 4. Juni 2016 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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