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Kolumne

Olivia El Sayed ist nie ganz fertig: Neun Einblicke in eine glückliche Ehe

In diesen Tagen feiern mein Mann und ich unseren neunten Hochzeitstag. Eine Aufzählung von Dingen, die wir in unserer Ehe richtig gemacht haben – bewusst oder einfach aus Versehen.

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Von

Eine Collage mit Olivia El Sayed, einer Hochzeitstorte, Eheringen, Babyfüssen und Händen beim Töpfern.

Am Tag der Deadline für diesen Text haben wir Hochzeitstag. Den neunten. Keramikhochzeit, sagt Google, und vielleicht Zeit für einen gemeinsamen Töpferkurs, sagt 123Gold.de. Na ja. Ich sage: Zeit für ein Listicle.

Was sind Dinge, die wir hätten besser machen können oder aber Dinge, die wir in unserer Ehe (bewusst oder einfach aus Versehen) richtig gemacht haben? Let‘s go!

1. Body Count

Ich weiss nicht, was der Body Count meines Mannes ist. Und er weiss nicht, mit wie vielen Menschen ich geschlafen habe. Ich weiss auch nicht so ganz genau, mit wem er vor mir wie lange liiert war. Wozu? Hätte er vor mir nur blonde Frauen gedatet, sähe ich sie jetzt vielleicht als potenzielle Bedrohung.

Hätte er nur solche gedatet, die mir ähnlich sehen, hätte ich jetzt vielleicht Sorge, dass ich nichts mehr als einfach nur sein Beuteschema bin. Wenn der Kopf unnötig rumhirnen will, wird er was finden. Aber warum die potenziell anstrengenden Gedanken extra füttern? Machi nöd.

Als wir zusammenkamen, schmissen wir unsere Rucksäcke munter in eine Ecke, wohl wissend, dass wir beide einen haben und dass man sie öffnen kann, wenn‘s dienlich oder die Zeit passend für eine Anekdote sein sollte. Aber mehr auch nicht. Fürschi is the way to go!

2. Dates

Wir hatten und haben immer Dates. Nicht regelmässig, aber egal wie schwanger, egal wie müde, egal wie viel sonst los ist. Vielleicht alle 1-2-3 Monate. Und es hat sich noch nie nicht gelohnt.

Es war selten etwas besonders Ausgefallenes mit Heissluftballon und Töpferscheibe, aber es fühlt sich immer besonders an, weil es Dinge sind, die wir beide lieben und an die wir uns danach gern erinnern: Wir gehen an Konzerte, in Pop-up-Reschtis und zu Freunden auf’s Sofa.

3. Chinderhüeti

Manchmal schauen unsere Eltern auf die Kinder, und wenn‘s spät werden darf, fanden wir bislang immer tolle Hüeti-Menschen, mal über Instagram, Babysitting Webseiten und über den Frauenverein unseres Quartiers.

4. Gesundes Desinteresse

Ich finde super, was mein Mann macht und er findet super, was ich mache. Nicht immer alles und jedes Detail, aber so grundsätzlich. Ich weiss aber nicht, was genau und wann und warum und mit wem er gerade tut, was er tut. Ich hab meins, er hat seins. Und wenn wir genauer wissen wollen, was grad alles los ist, fragen wir nach.

Und wenn wir wollen, dass es der jeweils andere weiss, was grad los ist, dann erzählen wir es proaktiv. Wir warten nicht darauf, gefragt zu werden und messen an gestellten oder eben nicht gestellten Fragen das mögliche Interesse aneinander.

5. Familienbett

Würden wir nochmals von vorn beginnen, würden wir mit Familienbett. Wir hatten nie eins, sondern immer ein Zimmer für Eltern und eins (inzwischen zwei) für die Kinder. Vielleicht meinte ich, ich würde mit einem Familienbett direkt zu dieser von Maggie Gyllenhaal verkörperten Person in «Away we go».

So wollte ich aber nie werden, also wollte ich lieber kein Familienbett (schlechte Argumentation, aber sehr empfehlenswerter Film, vielleicht mein liebster!). Im Nachhinein müssen wir uns eingestehen: Wir hätten hunderte Stunden mehr geschlafen, wenn wir einfach einen Raum gehabt hätten, wo wir alle schlafen.

Immer nur kurz eine Hand rüberbewegen, die Füsse aus dem Gesicht büschelen und alle schlafen beruhigt weiter.

Keine tapsenden Füsse im Flur. Kein Suchen und Wandern, kein Rufen und Weinen und erschreckende Türklinkengeräusche mitten in der Nacht. Oder diese kleinen Herzinfarkte, wenn sie da einfach stehen und einen anatmen, bis man aus dem Schlaf schreckt?

Hätten wir uns alles sparen können. Stattdessen einfach alle immer da, immer nur kurz eine Hand rüberbewegen, die Füsse aus dem Gesicht büschelen und alle würden beruhigt weiterschlafen. Hätte man machen sollen. Weil für die dreimal Sex in diesen turbulenten Jahren kann man ja ins Hotel.

6. Zuständigkeiten

Mein Mann macht unter anderem Znacht, Musik und die Steuern. Ich mach Frühstück, Arztbesuche und Unordnung. Und wir überlassen einander eigentlich immer recht fest die zugeteilten Bereiche. Und wenn‘s einer/m von beiden zu viel oder wenig wird, ruft man. Das funktioniert fast immer gut, ausser: Punkt 7.

7. Admin

Hier sind wir nicht mega gut. Respektive vor lauter Aufteilung und einander in Ruhe lassen und lieber am Abend zusammen faulenzen und was Lustiges gucken statt die To Do’s in der Agenda abgleichen, gehen Dinge auch mal unter. Das ist meist lustig, ausser eben manchmal, da ist es dann einfach nur doof und teuer.

Wie zum Beispiel grad letschti, weil wir uns zu oft nicht vorab bei der Versicherung für Arztbesuche anmeldeten. Dafür bin ich zuständig. Aber ich bin ja eben leider ich. Und ich verhänge es SO OFT, da rechtzeitig anzurufen, es ist unvorstellbar.

Und plötzlich ist nicht mehr heute und ich habe noch nicht angerufen.

Entweder bin ich gestresst, weil die Zeckenringe schon am Wandern sind und ich in Grey’s Anatomy-Manier renne und denke: EGAL JETZT, HAUPTSACHE WIR KOMMEN ZUM ARZT. Oder ich rufe an, lande in der Warteschlaufe und muss dann aber was anderes und denke: «Näch, ich mache es nach dem Termin gleich, sicher einfach noch heute.» Und dann ist plötzlich nicht mehr heute und ich habe noch nicht angerufen.

Das hat zur Folge, dass man dann Mahnschreiben bekommt. Da aber mein Mann die Rechnungen bezahlt, bekommt er alle Korrespondenz, digital, in sein Postfach. Ihm wurde also etwa siebenmal geschrieben, dass ich mich wirklich besser an diese Vereinbarung halten müsse, weil sonst die Kosten nicht mehr übernommen würden.

Er dachte, ich sähe diese Schreiben auch, weil ich mache ja: Arztbesuche. Tat ich aber nicht. Und weil mich nie jemand rügte, verhängte ich es munter weiter. Irgendwann wurde es der Versicherung zu blöd und es kostete uns einen halben Kurzurlaub.

8. Frrrroid (und Vorfreude)

Der beste Ort im Internet ist für mich der Instagram-Chatverlauf von meinem Mann und mir. Dort schicken wir uns entweder knuffige Videos, die wir den Kindern am Abend zeigen wollen oder aber, was uns gefällt, berührt oder zum Lachen bringt. Lieder, Bilder, Comedy.

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So sammeln wir ohne Aufwand auch grad automatisch Dinge, die uns als Inspiration dafür dienen, wen wir alles noch sehen wollen und welche Shows und Ausstellungen und Orte man unbedingt zusammen mal noch angucken gehen könnte.

9. Liebesbekundungen

Manchmal ist Liebe ein «Ich liebe dich», mit Rose nähe Eiffelturm, das mag sein. Viel öfter ist sie aber ein ungefragt mitgebrachter Kafi, ein lautes Lachen, ein Mut machender Schupf oder ein bisschen Trost. Egal in welcher Form: «Ich liebe dich» sagen ist was Gutes. Und man kann es auf viele Arten.

Der Mann findet gut, wenn die Schuhe im Schuhschrank und Orangensäfte auf Vorrat im Kühlschrank sind, so I try. Er liebt es, wenn ich eine Schokobrezel vom Beck mitbringe und im gleichen Raum bin wie er, auch wenn wir verschiedene Dinge tun.

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Alles Liebi

Ich find gut, wenn meine Füsse in seiner Hand sind. Und wenn wir einander Lieder-Lyrics unter die Nase halten. So wissen wir, alles ist gut. Und wenn alles gut ist, dann ist es auch nicht schlimm, wenn man mal Jahrestage oder Geburtstage vergisst. Macht ja niemand mit Absicht (dazu vielleicht nächstes Mal eine lustige Geschichte).

Wir feierten unseren Hochzeitstag so, dass ich um 23:50 sagte:
«Schönen Hochzeitstag, Schluni.»

Und er sagte: «Oh nei, habe ich es, war es heute, ich Tubel?»

Und ich sagte: «Ja, aber ich machte doch auch nichts ausser einer Mini Whatsapp, die du glaub nicht gesehen hast?»

Dann versuchten wir im Dunkeln tappend unsere Gesichter zu finden für einen ungeschickten Gutnachtkuss. Er schlief ein und ich töggelte no öppis am Handy, meine Wade auf seinem Schienbein, sehr glücklich.

Autorin

Olivia El Sayed ist 1981 in Winterthur geboren und schrieb in verschiedenen Funktionen in und für Radioredaktionen, Agenturen und Musiklabels. Nebenberuflich studierte sie einen Bachelor lang Sprachen mit Fokus Literatur und Philosophie. Sport kann sie nicht besonders gut, dafür Instagram: oh_olives. Sie ist die Autorin von bisher drei Büchern:  «flowery wordis», «Scheidungskinderclub» und «Alles Liebi», mit welchen sie auch auf der Bühne auftritt. Ihr erster Text bei uns war ein Artikel, für den sie lieber Haare vor dem Gesicht behält. Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich.

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 10. Juni 2025.

Die Kolumne «Olivia El Sayed ist nie ganz fertig» erscheint alle zwei Monate. Alle bisher erschienenen Beiträge gibt es hier.


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Eine Antwort

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  1. Avatar von Christine
    Christine

    So toll – ich würde das alles voll unterschreiben (ausser vielleicht das Familienbett, weil wir haben keine Kinder), vor allem die Wade auf dem Schienbein, genau so! Danke fürs in Worte fassen eurer glücklichen Ehe!