Die armen Kinder! Eine Liste meiner Fails
Immer mal wieder haben wir ein schlechtes Gewissen. Was machen wir Eltern nicht alles falsch! Nathalie Sassine hat ihre Liste niedergeschrieben.
Es waren wieder mal Ferien und mich plagte das schlechte Gewissen. Denn Ferien haben natürlich nur die Kinder; die Eltern arbeiten weiter, als wäre nichts. Als wären die Kinder nicht 24/7 zu Hause, als würden sie sich nicht dauernd lauthals streiten, als wären nicht alle Freunde weggefahren und nur Sassines zu Hause. Und Mami arbeitet. Im obersten Stock, so, dass sie ihre Kinder wenig zu Gesicht bekommt und dennoch nie vergisst, dass sie da sind. Und diese gerne mehr von ihr sehen möchten.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Wie ich täglich meine Kinder vermassle…
Und wie in allen Ferien, in denen wir nicht wegfahren, frage ich mich, was ich alles falsch mache, auf wie viele Arten ich meine Kinder regelrecht vermassle. Im Ernst, sie hätten mit Sicherheit eine bessere Mutter verdient.
Hier nur ein kurze Liste, was mir täglich so auffällt:
1. Ich fluche… ziemlich oft. Es ist für mich ein Ventil, wenn ich richtig sauer bin (sie mich also auf die Palme getrieben haben). Dann fluche ich, um Dampf abzulassen. Wenn ich aber höre, wie die Kinder mit verbalen Fäkalien um sich werfen, nervt mich das total. Was ich darf, dürfen sie schliesslich noch lange nicht. Gopfertoori!
2. Meine 9-jährige Tochter darf sich schminken. Zu Hause. Ich weiss, ich weiss, sie soll doch als emanzipierte Frau heranwachsen, die nicht schon als kleines Mädchen in die Schublade der Mamsell gesteckt werden soll. Aber sie ist so begabt und weiss viel mehr über Make-up als ich!
3. Ihre Basteleien landen ganz oft im Altpapier. Das Schlimmste daran? Sie hat mich schon dabei erwischt! „Wieso wirfst du das weg, ich habe mir solche Mühe gegeben!“ Ja, Müüsli, dein Hunde-Zeitungs-Ständer-Dings ist wirklich praktisch, aber… Wie sehne ich die alten Zeiten herbei, als Kinder noch praktische Aschenbecher für Mamis Kafipause töpfern durften!
4. Mein Sohn darf kein Haustier haben. Die Ausrede? Papa ist allergisch. Stimmt aber nicht ganz. Die Wahrheit? Mama mag sich nicht um noch eine Kreatur kümmern, die ausserdem nie selbständig werden wird. Klar sollte der Sohn selber Gassi gehen oder den Käfig misten. Aber er kriegt es ja nicht mal auf die Reihe, seine Schuhe richtig hinzustellen! Für ein Tier sorgen? Bliebe an Mami hängen. Nein, danke!
5. Ich brauche meine Ruhe. Oft. Meine Kinder wissen, dass ich die Zeit alleine – oder alleine mit ihrem Vater – sehr geniesse. Nicht nur wenn sie nicht dabei sind, sondern WEIL sie nicht dabei sind. Einfach weil ich ein erwachsener Mensch bin, der sich gerne mit anderen Erwachsenen austauscht.
6. Ich arbeite zu viel. In ihren Augen. Sie würden gerne – gerade in den Ferien – ebenfalls täglich Programm haben, in den Zoo, ins Kino undundund. Doch Mami hat keine Zeit. Denn sie muss arbeiten, damit wir in den nächsten Ferien auch in die Ferien fahren dürfen und es nicht sooooo laaaaangweilig wird wie diesmal.
7. Ich habe absolut… keine… Ahnung… was ich hier tue. Mutter sein ist ein täglicher Lernprozess, „trial and error“. Ob ich meine Kinder wirklich vermassle? Das weiss ich nicht, denn das stand nicht im Handbuch.
Wir versuchen unser Bestes. Das genügt.
Oder wie der Grossvater in der Serie „Parenthood“ mal meinte: „Eltern vermasseln ihre Kinder, so ist das nun mal. Der einzige Weg, das nicht zu tun, ist keine Kinder zu haben. Und das wäre eine Schande.“ Eben. Also versuchen wir weiterhin unser Bestes. Das genügt. Und dennoch werden wir hin und wieder versagen. Und nun muss ich weiterarbeiten, damit ich genug Geld für meine Kinder sparen kann. Psychologen sind teuer…
Autorin
Nathalie Sassine-Hauptmann (44) gehört zu den Müttern, die alles wollen und es in vielen Fällen auch kriegen. Dieser Weg war aber steinig und sie hat festgestellt, dass sie mehr auf sich selber hören muss. Heute führt sie ihr erfolgreiches Online-Reisebüro webook.ch, das flexible Arbeitszeiten bietet. Perfekt für Mütter, die eben auch alles wollen. Übrigens kann man auf webook.ch auch Alltagsfluchten buchen. Mit ihrem Buch «Rabenmutter – die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Nathalie hat ausserdem keine Angst vor dem Schimpfwort “Feministin”, im Gegenteil.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 19. April 2018 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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