Lasst die Mütter arbeiten!
Mütter haben ungenutztes Potential – die tollen Skills der Working Moms und warum sich Unternehmen um sie reissen sollten.
Wir bezahlen pro Kind ungefähr 157.50 CHF, damit ich heute arbeiten kann. So viel kostet ein Tag in einer Kinderkrippe in der Stadt Zürich, privat. Ihr dürft die Kinnlade jetzt wieder nach oben klappen.
Ich leiste mir das, weil das Arbeiten und der Leistungsausweis zu meiner Persönlichkeit gehören
Der Ehrgeiz hat sich nicht mit der Ankunft des Babys verflüchtigt. Ich brauche Profilierungsmöglichkeiten, die über das Kochen von Babybrei und das Singen von Schlafliedern hinausgehen (beides übrigens definitiv nicht meine Paradedisziplinen, genauso wenig wie das Basteln). Und ich habe – glaubt mir, es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben – Mühe damit, wenn fremde Menschen feststellen: „Ah schad, chömet dr nüm am Fernseh. Aber das isch ja o öppis Schöns.“
In solchen Momenten fühle ich mich schnell meiner Identität beraubt, jener einer erfolgreichen Frau. Auch wenn ich diese Rolle mit gemischten Gefühlen ausübte, gab sie mir doch immer einen festen, sichtbaren Platz in der Berufswelt.
Ich arbeite heute zwischen 30 und 80 Prozent. Oft abends, oft am Wochenende. Ich schreibe, mache Fernsehreportagen, bin Stiftungsrätin und dieser Blog braucht viel Zeit – nur falls Ihr Euch fragt, was ich denn mit arbeiten meine. Finanziell lohnt sich das alles ehrlicherweise nicht immer.
Und deshalb bin ich privilegiert. Ich darf arbeiten, muss mich nicht nur über meine Familie definieren, weil mir das nicht entspräche. Viele Mütter, die ich kenne, können es nicht. Die Gründe dafür sind altbekannt: Es lohnt sich nicht, weil die Kosten für die Kinderbetreuung die Einnahmen übersteigen. Sie finden keine Teilzeitstelle oder sind überqualifiziert für jene, die sie finden. Kinder und Karriere – das ist in der Realität nicht nur eine Frage der Organisation. Sondern ein Systemfehler.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Working Moms sind die Besten
Das Potential der Mütter wird von vielen Arbeitgebern gar nicht erkannt. Was für ein Quell der Kompetenz! Nicht nur der Berufserfahrung wegen, sondern auch das Muttersein bringt neue Soft Skills, die sonst nirgends zu lernen sind.
Liebe HR-Menschen, hier kommen die wichtigsten Gründe, warum ihr sofort eine Teilzeitstelle für eine Mutter schaffen solltet:
- Mütter sind effizient. Wofür man früher drei Stunden gebraucht hat, macht man heute in einer. Weil das Kind nur so lange schläft. In einer Woche könnte ich mindestens die Weltherrschaft erlangen.
- Mütter können delegieren. Fragen Sie mal die Väter.
- Mütter können multitasken. Ich sass vor kurzem in einem Café einer Frau gegenüber, die ihre Zwillinge stillte (beide), einen Cappuccino trank, in einem Cheesecake rumstocherte und auf dem iPad einen Roman las. Ich habe ein Beweisfoto.
- Mütter geben glasklare Anweisungen. Sonst finden die Väter den Zvieribrei nicht, wenn er im Kühlschrank unsichtbar hinter der Milch steht (*it’s magic!*)
- Mütter können gut Nein sagen. Gerne auch bis zu 80 Mal am Tag.
- Mütter haben ein grosses Arbeitsethos. Weil sie Frauen sind. Und Frauen ein schlechtes Gewissen kriegen, wenn sie etwas nicht termingerecht abliefern können. Deshalb wollen sie sich beweisen und kriegen es immer. irgendwie. hin.
Im Ernst: Wenn sie die Chance dazu erhalten.
To be continued (denn da ist noch viel mehr).
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 13. Januar 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.