Jö? Bäh! Was mich an Kinderkleidern stört
Ui, das schnusige Kleidchen. Und die coolen Sneakers! Es gibt tolle Kindermode, aber Michelle de Oliveira nervt das Kinderkleider-Wettrüsten – und macht ihren Sohn zum «Pattern-Boy».
Kinderkleiderläden, Kinderkleiderblogs und Kinderkleideronlineshops nerven mich. Also ihr Angebot nachhaltig produzierter Designer-Söckli für Neugeborene und handgewobener Cardigans aus Merino-Kaschmir-Seide für Dreijährige.
Ich finde es auch herzig, wenn mein Sohn putzig angezogen ist. Aber für ein Trainerhösli vom neuen In-Label 120 Stutz zu bezahlen, finde ich jenseits.
Ich bin relativ schmerzfrei, was ich meinem Sohn anziehe.
Kinderkleider müssen für mich so sein: Bequem und zweckmässig.
Einzig synthetische Kleider kommen nicht auf die Kinderhaut. Ansonsten: Erlaubt ist was gefällt, oder was ich halt in der Eile mit einer Hand aus der Kommode fischen kann, während ich mit der anderen sicherstelle, dass mein Sohn dort bleibt, wo er ist.
So passiert es, dass ich grün-blaue Dinosaurierhosen mit einem rot-orange-weiss gestreiften Pulli kombiniere und dazu noch einen türkisfarbenen Sabberlatz mit Traktormuster umbinde. Als Krönung eine knallgrüne Jacke und eine violette Mütze mit Sternen.
Mein Mann, der wesentlich mehr Wert auf das kindliche Outfit legt (und glücklicherweise meist auch die Besorgung der Kleider übernimmt), nennt unseren Sohn dann jeweils „Pattern-Boy“.
So what?
Unser Sohn schnallt doch gar nicht, dass er ein bisschen schrill daherkommt. Ich finde, diese Zeit sollte man ausnutzen und sich so wenig Gedanken wie möglich über den Stil machen.
Kompliziert wird es früh genug.
Eine Freundin liess kürzlich ihren zweijährigen Sohn selbst entscheiden, was er tragen will. Er verbrachte den Tag in Jeans und dem dick wattierten Oberteil seines Spiderman-Kostüms. Aber auch dann: So what? Er war überglücklich. Und ein zufriedenes Kind ist doch das, was wir Eltern uns konstant wünschen.
Natürlich spricht nichts dagegen, den Nachwuchs in geschmacksvolle Kleidung zu stecken. Aber manchmal ist es doch einfach praktisch, in der Migros zusammen mit Windeln, Brot, Bananen und Abwaschmittel ein paar Hösli, Bodys und eine Winterjacke zu posten.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Mittlerweile gibt es vielerorts nachhaltig hergestellte Kinderkleider.
Nicht nur beim Fancy-Label aus Berlin Mitte oder Kopenhagen oder dem Südzipfel der Nordinsel Neuseelands. Kein mühsames Warten, bis die Sachen geliefert werden. Man weiss sofort, was man bekommt und es tut weniger weh, wenn die neuen Sachen beim ersten Tragen mit Tomatensauce verziert werden oder auf dem Spielplatz durch den Dreck gezogen werden.
Und überhaupt: Verbringen wir selbst nicht schon zu viel Zeit damit, uns zu überlegen, was wir anziehen sollen? Ich fühle mich in meiner Kleidung natürlich auch gerne wohl, folge mal mehr, mal weniger erfolgreich manchen Trends oder spiegle meine Laune im Gewand: Wilder Animalprint an ganz guten Tagen, möglichst dunkel-unauffällig an düsteren Tagen. Oder umgekehrt.
Dennoch: Manchmal wäre es so viel einfacher, wenn wir in eine Uniform schlüpfen und dadurch 10 wertvolle Minuten gewinnen würden. (In Elternzeit sind entspricht das ungefähr einer Stunde).
Doch was mich am ganzen Kinderkleiderzirkus am meisten nervt, bin ich selbst.
Denn wenn ich ehrlich bin, stehe ich selbst auch in der Manege. Auch ich kann mich dem Sog der megaherzigen Kinderkleider-On- und Offlineshops nicht immer entziehen. Das allererste Stück, das wir für unseren Sohn gekauft haben (als er noch in meinem Bauch steckte), war eine Daunenjacke von Patagonia. Und jetzt trägt er Mini-Sneakers von Nike und Gummistiefel von Hunter. Und für meinen Göttibub bestellte ich kürzlich ein T-Shirt aus Kalifornien.
So what?
Wie handhabt ihr das mit den Kinderkleidern? Alles neu und trendy? Oder alles secondhand und praktisch? Zum Kommentieren mit dem Handy bitte gaaanz nach unten scrollen.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 18. September 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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