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Wenn Kinder online sind: Tipps für mehr Medienkompetenz

Wir leben in zwei Welten: Eine ist digital, eine echt. Wie können unsere Kinder diese Welten unterscheiden? Und wie können wir ihnen dabei helfen?

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Jugendliche machen Selfies auf einem Pedalo


Als Mutter von drei Jungs werde ich tagtäglich mit denselben Fragen konfrontiert: „Mami, darf ich Minecraft spielen?“, „Mami, darf ich einen Film schauen?“, „Mami, darf ich das iPad?“. Meine Kinder sind 2, 4 und 6 Jahre alt, da habe ich noch die Macht, über Dauer und Inhalt des Medienkonsums im sogenannten Social Web zu bestimmen. Drum sehe ich das Ganze entspannt.

Noch. Denn ich weiss, dass es sich bald ändern wird.

Spätestens dann, wenn meine Kinder oder ihre Freund:innen eigene Smartphones haben und ich als Mutter nicht mehr immer mitbestimmen kann, was sie sich anschauen, welche Spiele sie spielen oder mit wem sie chatten. Dann sollten die Kinder sich sicher und kompetent im Mediendschungel bewegen können – und sich dessen Gefahren bewusst sein.

So hilfreich und unverzichtbar die digitalen Medien im Alltag auch zu sein scheinen, bergen sie nun mal Risiken.

Kinder sollten lernen, diese Risiken zu erkennen und ihr Verhalten zu reflektieren.

Wenn ich von anderen Eltern höre, dass bereits Zweitklässler eigene Smartphones besitzen, möchte ich nur den Kopf schütteln. Ich kann nachvollziehen, dass besonders Eltern mit einem höheren Sicherheitsbedürfnis ihrem Kind ein Handy kaufen. Aber wieso muss es das neuste iPhone sein?

Für Eltern, die sich um den Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen machen, habe ich folgende Empfehlungen aus wissenschaftlichen Studien, der Pro Juventute und anderen Fachartikeln zusammengefasst:

Kinder und der Medienkonsum – 5 Tipps

1. Interesse


Zeige Interesse an den Spielen und Filmen, lass dir alles erklären und frage nach, wieso sich dein Kind dafür begeistert.

Mein sechsjähriger Sohn hat mir diesbezüglich letztens die Augen geöffnet: Ich konnte nicht verstehen, was an diesem „Minecraft“ so toll ist. Ich dachte, es drehe sich nur um Zombies und Creeper. Er liess nicht locker. Also fragte ich nach. Er hat mir erklärt, dass man damit „gaaaaanz grosse Häuser bauen“ könne. AHAAAA!

Da mein Sohn mittlerweile eine ansehnliche Legosammlung besitzt und sehr gerne damit spielt, konnte ich plötzlich nachvollziehen, dass er mit Minecraft sein Bau-Bedürfnis einfach auf eine neue Art und Weise ausprobieren wollte.

Auch für Teenager ist es enorm wichtig, dass die eigenen Eltern sich für ihre Welt interessieren.

Nicht, um zu werten. Nicht, um zu urteilen: Um zu zeigen, dass wir da sind und uns dafür interessieren, was in ihrem Leben passiert. Ganz nach dem Motto: Beziehung statt Erziehung!

2. Begleitung


Je jünger das Kind ist, desto intensiver sollte die Begleitung beim Erkunden der Medienwelt sein. Das erste Medium, mit dem ein Kind in Kontakt kommt, ist meist das Buch. Wir Eltern verbinden damit Positives: Kuscheln und Geschichten vorlesen.

Das kann auch bei Kinder-Apps auf dem iPad funktionieren. Es spricht nichts dagegen, diese gemeinsam mit dem Kind zu erkunden. Aus Erfahrung weiss ich, dass auch ein Zweijähriger mit der Zeit mal zehn Minuten alleine damit spielen kann. Das kann auch die elterlichen Nerven etwas entspannen.

3. Vorbild

Wir sind die Vorbilder unserer Kinder. Ob wir wollen oder nicht!

Wenn wir also sagen, dass zu viel Bildschirmzeit den Augen schadet, muss das auch für uns Erwachsene gelten. Wenn wir den ganzen Tag Mails checken, Whatsapp-Nachrichten schreiben oder die sozialen Medien abklappern, sehen das die Kinder. Und denen spielt es keine Rolle, ob wir das für den Job oder fürs Vergnügen tun.

Daher gilt:

Achte auf den eigenen Medienkonsum im Alltag und behalte die Vorbild-Rolle im Auge!

4. Persönlichkeitsschutz


Erkläre deinem Kind bereits vor der Nutzung der Social-Media-Welt, wie alles funktioniert, wo die Gefahren liegen und wie wichtig es ist, die eigene Privatsphäre zu schützen. Auf sozialen Medien probieren die Kinder vieles aus. Der Selbstdarstellungsdrang ist gross, man eifert allenfalls Idolen nach.

Es werden Selfies hochgeladen – von sexy bis muskelstark. Instagram, Snapchat und TikTok sind die beliebtesten Social-Web-Plattformen von Jugendlichen. Da die Kommunikation auf diesen Kanälen über Bilder und Videos erfolgt, diese geliked, geteilt und kommentiert werden, ist eine offene Kommunikation mit den Kindern enorm wichtig. Auch wenn viele Eltern in Sachen digitaler Kompetenz vom eigenen Nachwuchs vielleicht schon lange überholt wurden.

Eine wiederholte Überprüfung der Datenschutzeinstellungen ist ein Muss. Aber noch wichtiger ist es, den Jugendlichen aufzuzeigen, wohin ein falscher Umgang mit den eigenen Daten im Netz führen kann.

Dass die Privatsphäre ein wichtiges Gut ist, auch für deren Zukunft, und was passieren kann, wenn fremde Personen oder feindlich gesinnte Gleichaltrige Zugriff auf die persönlichen Inhalte im Social Web bekommen.

Genauso wichtig ist es, die Freundeslisten im Griff zu haben und Freundschaften, die im echten Leben beendet wurden, auch in den Sozialen Medien zu beenden. Quasi als Vorsorge für mediale Rachefeldzüge von Exfreunden und Exfreundinnen, auch Cybermobbing genannt.

5. Medienrealität vs. reale Welt


Wer Instagram oder Snapchat nutzt, kennt die Funktionen von Filtern und Kameraeffekten. So lassen sich schnell vermeintliche Problemzonen retuschieren und nach nur wenigen Klicks ist ein Bild kaum wiederzuerkennnen.

Natürlich wissen das heutzutage alle! „Fakebilder“, „Fakenews“ und „Fakewelt“ sind Begriffe, die man ständig um die Ohren gehauen bekommt. Trotzdem ist klar: Die Bilder, von denen wir beim Medienkonsum täglich überflutet werden, wirken immer. Instagram-Bilder – egal, ob fake oder echt – bleiben im Kopf. Und prägen uns.

Nicht zu unterschätzen ist der Influencer-Hype:

Je nachdem, welchen Influencer:innen dein Kind folgt, wird es jeden Tag mit deren Ansichten konfrontiert.

Bearbeitete und verschönerte Bilder inklusive. Werbepostings werden als echte Empfehlungen getarnt. Und wer kauft nicht gerne ein Make-up oder eine Crème, die vom eigenen Idol benutzt wird? Eben.

Es hilft, sich regelmässig damit auseinanderzusetzen. Das Thema Medienkonsum sollte in der Familie diskutiert werden. Filme, Bilder und Videos in den Sozialen Medien stellen nicht die Realität dar. Sie zeigen uns nur, was gezeigt werden will.

Autorin

Shpresa Kozhani hat sich früher während des Studiums mit Bildern von Monet und Picasso beschäftigt, heute mit Bildern im Social Web. In ihrem Dissertationsprojekt am IKMZ der Universität Zürich forscht sie über Kinder und Jugendliche im Social Web und die Nutzung und Wirkung von Bildern im Zusammenhang mit der eigenen Selbst- und Körperwahrnehmung. Sie ist Mutter von drei Jungs im wilden Alter von 2, 4 und Jahren und arbeitet selbständig als Texterin, Dozentin und Beraterin.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 4. Oktober 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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Eine Antwort

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  1. Avatar von Leonora
    Leonora

    Als wir noch keine Kinder hatten, fanden wir es gaaaanz schlimm wenn wir ein Kind am Tablet/Handy gesehen haben und für uns war es ganz klar dass unsere Kinder NIE etwas auf dem Smartphone schauen dürfen. HAHAHA! Heute wäre ich froh wenn mein Dreijähriger mal 10 Minuten irgendwelche Videos schauen würde.
    Es ist ein wahnsinnig spannendes Thema und es ist wichtig sich damit auseinander zu setzen.
    P.s.: Finde es eine wahsinnige Leistung dass Frau Kozhani es schafft mit 3 Jungs an ihrer Dissertation zu schreiben. Ich versuch e seit 2 Jahre erfolglos eine “lächerliche” Masterarbeit fertig zu erstellen.