Die Buben sollen bügeln
Mein Salsa-tanzender WG-Mitbewohner liess sich die Hemden von seiner Freundin bügeln – auf meinem Bügelbrett. Und ich schwor mir: Nie werde ich einem Mann die Hemden bügeln. Fast forward, 15 Jahre später.
Anfang Zwanzig teilte ich meine Wohngemeinschaft mit einem Salsatänzer. Er war Single, hatte einen Hüftschwung und war gar nicht mein Typ. Bis heute habe ich eine klare Präferenz (und ein leichtes 4/4-Takt-Trauma): lieber Meringues als Merengue, dankemessi.
Meine ursprüngliche Hoffnung, er würde mich dann vielleicht ab und zu auch mal einem interessanten Kollegen vorstellen, erfüllte sich leider nicht. Viel mehr angelte er sich irgendwann ein Gspusi, mit dem er regelmässig im Wohnzimmer Candle Light Dinners veranstaltete und anschliessend zuerst einen Bachata und dann die Tanzpartnerin aufs Laminat legte.
Eines Tages kam ich nach Hause und fand das schwitzende Gspusi in eindeutig gebeugter Pose im Gang: Leichter Buckel, in der rechten Hand mit weissen Knöcheln ein Bügeleisen umklammert. Darunter ein Bügelbrett (meins) und ein rotes Seidenhemd (seins). Mein WG-Partner mit der flotten Sohle hatte diese derweil hochgelegt und genehmigte sich in der Küche ein Bierchen.
Und ich schwor mir: Nie. Nie werde ich einem Mann die Hemden bügeln. Never.
Fast forward: zehn Jahre später. Selbstverständlich habe ich es dann doch irgendwann getan. Aus purem Pragmatismus – es wäre ja auch gar kleinlich gewesen, hätte ich meine eigenen Hemli gebügelt, und aus Prinzip die des mittlerweile vorhandenen Lebenspartners einfach liegen lassen. Bier trinken lassen habe ich ihn dabei immerhin nie. So there.
Fast forward: nochmals fünf Jahre später. Es kamen die Kinder. Mit ihnen der Familienmanagement-Job. Es fehlt die Zeit. Ich habe Any Working Dad in den vergangenen Jahren ganz viele Pullis geschenkt (Hint! Hint!) und das regelmässige Bügeln übernimmt netterweise Frau Terlinden. Das Thema ist somit vom Bügeltisch, zumindest für uns zwei. Aber halt, da kommt ja die nächste Generation!
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Bügeln ist bubieinfach
Wenn möglich, möchte ich meinen Sohn ohne diese Gender-Stereotypen aufwachsen lassen, was den Haushalt betrifft. Falls er mal Hemden tragen will, soll er die auch selber bügeln können. Ich rief ihn also zum Test:
Wottsch mau lehre glette?
Und der Sohn wollte. Mit einem Enthusiasmus, den man für Hausarbeit nur in diesem Alter aufbringen kann.
Aus Sicherheits- und Kinderschutzgründen werde ich den Sohn in Zukunft doch nicht alleine herumdampfen lassen. Aber vielleicht hilft er mir bei Gelegenheit wieder. Und kann in 16 Jahren souverän selber das Bügeleisen schwingen und braucht dafür kein Gspusi. Und vor allem nicht: das Mami.
Mission accomplished.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 20. Dezember 2016 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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