Krankenkasse – was muss ich wirklich wissen? Antworten und eine Checkliste
Muss ich das Kind im Bauch schon versichern? Ab wann braucht’s eine Zahnversicherung? Und wo können wir als Familie sparen? Das Thema Krankenkasse kann uns Eltern ganz schön ins Schwitzen bringen. Eine unabhängige Expertin liefert Antworten.

Es ist ein Thema, auf das sich wohl kaum jemand mit grossem Enthusiasmus stürzt. Viel mehr kommt es aus der «Oh, das müssen wir ja auch noch machen»-Ecke: die Sache mit der Krankenkasse. Besonders dann, wenn Kinder ins Spiel kommen, wird es noch eine Spur kniffliger. Was muss man vor der Geburt abschliessen, wofür bleibt später noch Zeit? Und wie ist das nochmal mit der Franchise und dem Selbstbehalt?
Wir haben Susanne Gedamke, Geschäftsführerin der Patientenorganisation SPO, diese und viele weitere Fragen gestellt. Und können damit das Krankenkassen-Knäuel hoffentlich etwas entwirren.
Das erwartet dich (drauftippen/-klicken, um direkt zum gewünschten Thema zu gelangen):
- Prämie, Franchise und Selbstbehalt
- Versicherung für das Baby im Bauch?
- Halbprivat, privat oder doch allgemein?
- Grundversicherung und Zusatzversicherungen
- Sparmöglichkeiten bei der Krankenkasse
- Wie wirken sich Frühgeburt, chronische Krankheit oder Behinderung auf die Krankenversicherung aus?
- Was Familien beim Thema Krankenkasse sonst noch beachten sollten
- Checkliste «Krankenkasse wechseln»
Wie finde ich eine für mich geeignete Krankenkasse?
Jede Lebensphase bringt andere Bedürfnisse mit sich. Wichtig ist, dass die Krankenkasse zu deiner aktuellen Lebenssituation passt: Prüfe Prämienhöhe, Versicherungsmodelle (Hausarzt, HMO, Telmed), Servicequalität und Zusatzangebote, die für dich relevant sind. Ein Vergleich auf offiziellen Plattformen (z.B. www.priminfo.ch) hilft, verschiedene Angebote neutral zu beurteilen.
Warum sind die Krankenkassenprämien in unterschiedlichen Regionen der Schweiz eigentlich unterschiedlich hoch?
Die Prämien spiegeln die durchschnittlichen Gesundheitskosten in einer Region wider. In städtischen Gebieten mit vielen Spitälern oder einer bestimmten Demografie sind die Behandlungskosten meist höher, was zu höheren Prämien führt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) teilt die Schweiz dazu in Prämienregionen ein.
Prämie, Franchise und Selbstbehalt
Was ist noch einmal der Unterschied von Prämie, Franchise und Selbstbehalt?
Prämie ist der feste Betrag, den man der Krankenkasse jeden Monat zahlt – unabhängig davon, ob man krank ist oder nicht. Die Franchise ist der Betrag, den du pro Jahr zuerst selbst bezahlst, bevor die Krankenkasse sich beteiligt. Danach übernimmt die Kasse 90 Prozent der weiteren Kosten – du selbst trägst dann noch den Selbstbehalt von 10 Prozent, maximal 700 Franken pro Jahr für Erwachsene und 350 Franken für Kinder.
Welche Franchise soll ich wählen, gibt es da Empfehlungen?
Für gesunde Personen mit stabilen Finanzen lohnt sich oft die höchste Franchise (2’500 Franken), weil die monatlichen Prämien damit deutlich tiefer sind. Wer häufiger medizinische Leistungen braucht oder lieber planbare Kosten möchte, ist mit einer tiefen Franchise besser bedient. Wichtig: Die Franchise lässt sich nur einmal pro Jahr ändern.
Versicherung für das Baby im Bauch?
Ich erwarte ein Baby. Wie muss ich mein ungeborenes Kind versichern?
Die Krankenversicherung muss spätestens drei Monate nach der Geburt abgeschlossen werden – rückwirkend ab Geburt. Es ist empfehlenswert, bereits vor der Geburt eine Grundversicherung abzuschliessen, insbesondere wenn du Zusatzversicherungen wünschst. Diese können nach der Geburt in der Regel nur mit Gesundheitsprüfung abgeschlossen werden.
Welche Zusatzversicherungen zum Beispiel?
Zusatzversicherungen für Komplementärmedizin, Spitalwahl oder Zahnbehandlungen können jederzeit beantragt werden, allerdings ist eine Gesundheitsprüfung üblich. Früh abschliessen lohnt sich deshalb, insbesondere bei Kindern.
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Halbprivat, privat oder doch allgemein?
Was sind genau die Unterschiede zwischen allgemein, privat und halbprivat versichert?
Das betrifft die Spitalzusatzversicherung. Wer allgemein versichert ist, erhält eine Behandlung im Mehrbettzimmer, zuständig ist die Ärztin oder der Arzt im Dienst. Wählst du halbprivat, bekommst du ein Zweibettzimmer und kannst den Arzt oder die Ärztin wählen. Bist du privat versichert, wirst du im Einzelzimmer untergebracht und durch die Chefärztin oder den Chefarzt behandelt.
Wie treffe ich diese Entscheidung?
Das ist eine sehr individuelle Vorliebe. Die allgemeine Abteilung deckt alle medizinisch notwendigen Leistungen ab. Zusatzversicherungen lohnen sich vor allem bei längeren Spitalaufenthalten, Wunsch nach Privatsphäre oder bestimmten Spezialkliniken.
Kann man das später problemlos anpassen, also ein Up- oder Downgrade vornehmen?
Ein Downgrade (zum Beispiel von privat zu halbprivat) ist jederzeit möglich. Ein Upgrade hingegen ist nur mit Gesundheitsprüfung möglich und kann bei Vorerkrankungen abgelehnt werden.
Grundversicherung und Zusatzversicherungen
Welche Leistungen übernimmt die Grundversicherung bei Kindern standardmässig?
Die Grundversicherung deckt alle medizinisch notwendigen Behandlungen: Arztkosten, Spitalaufenthalte, Medikamente gemäss Liste, Notfallbehandlungen, Impfungen, gewisse Therapien (z. B. Physiotherapie), sowie Vorsorgeuntersuchungen und Entwicklungschecks.
Was ist der Unterschied zwischen KVG und VVG?
KVG (Krankenversicherungsgesetz): Regelt die obligatorische Grundversicherung. Leistungen sind für alle gleich und müssen unabhängig vom Gesundheitszustand angeboten werden.
VVG (Versicherungsvertragsgesetz): Regelt Zusatzversicherungen. Leistungen, Preise und Aufnahmebedingungen variieren je nach Krankenkasse stark, Gesundheitsprüfungen sind erlaubt.
Welche Zusatzversicherungen sind sinnvoll?
Das hängt von den eigenen Bedürfnissen und der Lebenssituation ab. Häufig gewählt werden Spitalzusatz (freie Spitalwahl, freie Arztwahl und weitere zusätzliche Leistungen), Zahnversicherung, Komplementärmedizin, Alternativmedizin, Brillen/Kontaktlinsen, Reiseversicherung. Wichtig: Die Unterschiede sind je nach Krankenkassen gross, Leistungen und Aufnahmebedingungen darum gut vergleichen.
Ab wann muss ich eine Zahnzusatzversicherung für mein Kind abschliessen?
Am besten vor dem 3. Lebensjahr, dann ist die Gesundheitsprüfung oft noch weniger streng. Viele Versicherungen verlangen keine umfassende Kontrolle bei sehr kleinen Kindern.
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Das Leben ist oft weniger Plan und mehr Improvisation, besonders als Familie. Gut, wenn die Krankenkasse dabei mitdenkt.
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Sparmöglichkeiten bei der Krankenkasse
Gibt es bei den Krankenkassen Rabatte oder Vergünstigungen für Familien?
Ja, viele Kassen bieten Familienrabatte oder Kinderprämien mit Vergünstigungen ab dem zweiten oder dritten Kind an. Auch Prämienverbilligungen durch den Kanton sind möglich.
Wie kann ich bei der Krankenkasse sparen, ohne wichtige Leistungen zu verlieren?
Höhere Franchise wählen (je nach Gesundheitszustand), Sparmodell wählen (Hausarzt-, HMO- oder Telmed-Modell sind günstiger), Kassen vergleichen und wechseln (siehe Checkliste «Krankenkasse wechseln» weiter unten), Zusatzversicherungen kritisch prüfen, Prämienverbilligungen beim Kanton beantragen.
Welche Unterschiede gibt es bei den Prämienmodellen? Was passt für Familien?
Allgemein gilt, dass Sparmodelle günstiger sind, aber verlangen, dass man sich an bestimmte Vorgaben hält.
- Hausarztmodell: Man geht immer zuerst zum gewählten Hausarzt – gut für Familien mit vertrauter Hausarztpraxis.
- HMO-Modell (HMO bedeutet Health Maintenance Organization): Bei diesem Modell wendest du dich immer zuerst an ein HMO-Zentrum mit mehreren Fachpersonen.
- Telmed: Als erstes erfolgt eine telefonische Beratung, die vor dem Arztbesuch Pflicht ist. Die Beratung ist meistens täglich rund um die Uhr erreichbar, was gerade für neue Eltern mit vielen Unsicherheiten und Fragen, eine gute erste und unkomplizerte Anlaufstelle sein kann.
Wie wirken sich Frühgeburt, chronische Krankheit oder Behinderung auf die Krankenversicherung aus?
Kann ich noch eine Zusatzversicherung abschliessen, wenn mein Kind mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung auf die Welt kommt?
Nach der Geburt ist es schwieriger. Krankenkassen können eine Aufnahme eines Kindes mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung ablehnen oder Leistungen ausschliessen. Darum raten wir, bereits vor der Geburt eine Zusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfung, zum Beispiel eine Spitalzusatzversicherung und eine Medikamentenversicherung, abzuschliessen. In manchen Fällen macht auch eine Transport- und Rettungskosten-Versicherung und eine Therapie- und Rehabilitations-Zusatzversicherung Sinn. Bei chronischen Erkrankungen ist der Leistungsbedarf individuell zu prüfen.
Was passiert, wenn mein Kind zu früh zur Welt kommt und ich noch keine Krankenkasse abgeschlossen habe?
Du hast drei Monate Zeit, rückwirkend eine Grundversicherung abzuschliessen, auch bei einer Frühgeburt. Für die Zusatzversicherung kann es aber zu spät sein. Deshalb möglichst vor der Geburt alles regeln.
Was Familien beim Thema Krankenkasse sonst noch beachten sollten
Hat es Vorteile, wenn ich, mein:e Partner:in und unser:e Kind:er bei der gleichen Krankenkasse sind?
Es gibt keinen medizinischen Vorteil, aber teilweise Rabatte oder administrative Erleichterungen.
Muss ich als Alleinerziehende:r oder Patchworkfamilie etwas Spezielles beachten?
Nicht zwingend. Wichtig ist zu klären, wer den Versicherungsvertrag für das Kind abschliesst. Bei gemeinsamer elterlicher Sorge braucht es allenfalls das Einverständnis beider Elternteile.
Ab wann muss sich mein Kind selber um eine Krankenkasse kümmern?
Spätestens mit 18 Jahren. Dann wird das Kind direkt versichert und erhält die Rechnungen selbst.
Wie gehe ich da vor?
Sobald das Kind volljährig ist, könnt ihr gemeinsam eine neue Police prüfen und je nach Bedürfnissen anpassen.
Checkliste «Krankenkasse wechseln»
Du überlegst dir, die Krankenkasse zu wechseln? Wir haben dazu eine separate Checkliste zusammengestellt. Du kannst sie hier als pdf downloaden.

Dieser Text sowie die Checkliste dienen lediglich zur Orientierung und ersetzen nicht die Beratung durch eine Fachperson.

Du möchtest mehr über das Thema Krankenkasse in Bezug zum Elternwerden und Elternsein lesen?
Hier geht’s zu unserem Dossier Krankenkasse.
Informationen zum Beitrag
Veröffentlicht am 8. September 2025
Dies ist eine Kooperation mit Atupri. Das bedeutet: Das Thema des Beitrags wurde gemeinsam definiert, weil beide Seiten es wichtig finden, hier Informationen zu vermitteln. Beim Verfassen des Artikels war unsere Autorin komplett frei.
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