Auf die Seychellen mit Kindern: Entspannung gepaart mit Abenteuer
Die Seychellen gelten als Honeymoon-Destination. Dabei sind sie die perfekte Mischung aus Abenteuer und Strand und ideal für Familien mit Kindern.
Die Seychellen haben einen ähnlichen Ruf wie die Malediven: ein luxuriöser Ort voll mit frisch vermählten Pärchen, weissen Sandstränden und exklusiven Privatinseln, die nur mit dem Hubschrauber erreichbar sind. Sind wir ehrlich: All das ist wahr. Die Inseln trumpfen aber auch mit anderen Highlights, von denen viele sogar erschwinglich sind.
Die Seychellen bieten eine perfekte Kombination aus Entspannung und Abenteuer, besonders wenn Ihr mit Kindern reist. Sie (die Inseln, nicht die Kids) sind von überschaubarer Grösse und leicht zu erkunden, und jede der drei Hauptinseln – Mahé, Praslin und La Digue – zeichnet sich durch ihren ganz eigenen Charme aus. Schwimmen und schnorcheln kann man überall, aber auch wandern und Velo fahren. Das ultimative Highlight für uns und die Kinder war das Erkunden der Tier- und Pflanzenwelt, und natürlich die Legenden von Piraten.
Welche Inseln auf den Seychellen besuchen?
Wir haben innerhalb von drei Wochen vier Inseln besucht und auf jeder durchschnittlich fünf Nächte verbracht. Zum Zeitpunkt unserer Reise waren unsere Kids zwei- und vierjährig und ich im sechsten Monat schwanger. Das als Richtwert – schlussendlich sind wir der Ansicht, dass weniger mehr ist und man einen Ort besser entdecken kann, wenn man länger bleibt, und dafür auf anderes verzichtet.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Mahé – die Hauptinsel
Auf der Hauptinsel Mahé befinden sich der internationale Flughafen der Seychellen und die Hauptstadt Victoria. Die Insel ist hügelig und es lohnt sich, ein Auto zu mieten, schon nur für eine Fahrt entlang der Sans Soucis Road. Ansonsten ist Mahé sicher kein Disneyland. Auf dieser Insel leben und arbeiten die Leute (in der entspannten Art, wie sie für kreolische Menschen typisch ist). Wer die Lebensweise der Seychellen erleben möchte, für den ist ein Besuch auf Mahé und Victoria ein absolutes Muss.
Ausflüge mit Kindern auf Mahé
Die Ausflugsziele auf der Hauptinsel halten sich in Grenzen – Victoria sollte man gesehen haben (und hat man auch, in einem halben Tag) und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abhaken: den schon fast skurril wüsten, aber geschichtlich relevanten Clocktower, den Markt und den lokalen Hindutempel, wo auch immer wieder Zeremonien stattfinden.
Achtung – es wird heiss in der Hauptstadt, und ab 15 Uhr ist der Verkehr ziemlich mühsam. Unbedingt die Mittagsstunden meiden. Fun Fact: In der kleinen Buchhandlung «Chanterelle» arbeitete zum Zeitpunkt, als dieser Beitrag verfasst wurde, ein Berner.
Ein Besuch im botanischen Garten «Jardin Du Roi» lohnt sich hingegen auf jeden Fall. Für 125 Seychellois Rupien (SCR) pro Person erhält man einen Einblick in die koloniale Vergangenheit der Inseln und erfährt viel über die Flora. Ebenfalls hat es ein herziges Resti und einen noch herzigeren Papagei. Achtung: Die Anfahrt ist sehr schwierig und steil!
Praslin – die Schöne
Praslin (Prah-lah ausgesprochen) ist die touristischste Insel, was aber nicht heissen soll, dass sie total «unauthentisch» wäre. Tatsächlich bedeutet es, dass sie eine grosse Auswahl an Hotels, Gästehäusern und Supermärkten bietet (besonders gäbig für Gäste, die sich selbst versorgen möchten). Auf der Westseite der Insel gibt es sogar einen Whole Foods Market.
Ausflüge mit Kindern auf Praslin
Mein Highlight auf Praslin war das «Vallée de Mai», ein zugänglicher Teil des Naturschutzgebietes im Herzen der Insel. Den Park kann man alleine erkunden, oder für 800 SCR einen Guide buchen, was sich durchaus lohnen kann. Die Kinder können versuchen, die seltenen schwarzen Papageien zu erspähen. Die Wanderung – es hat verschiedene Trails – ist mit Kindern gut machbar (auch mit jenen in der Trage).
Im Vallée de Mai findet man auch die für die Seychellen typischen «Coco de Mer»-Palmen und ihre Kokosnüsse, die grössten der Welt. (Und ja, sie sehen aus wie ein Fudi. Oder Hoden. Oder ein Herz – je nachdem, wen man fragt.) Um die Früchte der «Coco de Mer»-Palme ranken sich Legenden: Als die Nüsse an verschiedenen Inseln der Seychellen am Strand gefunden wurden, konnte sie keiner den dort wachsenden Palmen zuordnen und so nahmen die Bewohner der Inseln an, dass die Nüsse im Meer wachsen müssen. So kam die Coco de Mer zu ihrem Namen.
Es lohnt sich, die folgenden Strände zu besuchen: Anse Côté d’Or / Anse Volbert, ein feiner Sandstrand, an dem allerdings auch viele Boote anlegen. Von hier aus kann man auch einfach in ein Restaurant spazieren – allerdings sind das vorwiegend – wie zu erwarten – Tourifallen.
Der Anse Lazio befindet sich am nördlichen Ende der Insel und die Anfahrt ist relativ steil. Am grossen Sandstrand findet man auch die für die Seychellen typischen farbigen Granitsteine, deren Alter man auf 750 Millionen Jahre schätzt. Im Restaurant vor Ort gibt es ein feines Fischcurry, gegen Abend ist der Strand sehr «busy».
Unser Geheimtipp ist der Petite Anse Kerlan, den man zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags via das 5* Resort «Constance Lémuria» erreichen konnte. Tagesgäste sind erlaubt, insofern man in einem der Restaurants isst, den Hotelpool darf man allerdings nicht mitbenutzen.
Auf keinen Fall missen sollte man den Besuch der (von Menschen) unbewohnten Nachbarinsel «La Curieuse». Sie ist ein Naturschutzgebiet und bewohnt von unzähligen Riesenschildkröten, die bis zu 100 Jahre alt werden können.
Auf Praslin gibt es unzählige Tourenanbieter, die einen mit einem Boot auf die Insel bringen und dort auf der einen Seite bei der Brutpflege absetzen. Selbständig erkundet man dann das Gelände und wandert von der Anse Laraie nach Anse Badamier, wo sich eine BBQ-Stelle befindet und die Tourgäste je nach Anbieter mehr oder weniger feudal verköstigt werden.
Achtung: Es lohnt sich, die Tourenanbieter vorher genau zu prüfen und Bewertungen zu lesen – wir hatten hier leider nicht so Glück mit unserem Anbieter «Creole». Ebenfalls dauert der angekündigte «20-minütige Spaziergang» über die Insel mit Kindern schnell mal fünf Viertelstunden, und man sollte unbedingt genügend Wasser mitbringen. Es ist heiss und trocken. Rückblickend war der Trip auch für eine Schwangere knapp an der Wohlfühlgrenze.
La Digue – die Gehypte
Nicht nur in den Reiseführern, auch auf den Seychellen selbst wird um die kleinste der bewohnten Inseln ein grosser Hype gemacht. Der Insel wird ein ganz eigener Groove nachgesagt, sie sei eine Oase der Ruhe und des Friedens.
Hmmmmm. La Digue beheimatet definitiv die entspanntesten Inselbewohner der Seychellen. Manchmal (in der Regel in den Wochen, in denen die Europäer Herbstferien machen) sind die einheimischen Seychellois jedoch hoffnungslos in Unterzahl und praktisch unmöglich zu Gesicht zu bekommen. Das wichtigste Transportmittel auf der Insel ist das Velo und zu Stosszeiten sind die engen Strassen so vollgestopft mit Schweizer, französischen und deutschen Veloraudis, dass wir das Glück hatten, nicht in einen Stau zu geraten.
Any Working Dad fand die Insel überbewertet und würde sie beim nächsten Mal auslassen, aber ich sehe das etwas anders. Meiner Meinung nach ist schon nur der berühmte Strand von Anse Source d’Argent eine Reise wert, auch wenn er hoffnungslos überfüllt ist. (Unsere Fotos entstanden nach einem heftigen Regenschauer, während dem wir unter einem Stein ausgeharrt hatten. Hat sich gelohnt. Sonst hätten wir sehr viele andere Menschen raus-photoshoppen müssen.) Am besten erst nach 13 Uhr kommen.
Es gibt noch viele weitere Strände auf La Digue, einige davon mit herzigen Strandbars. Leider waren diese für uns mit zwei kleinen, wanderunfreudigen Kids nicht gut erreichbar. Wer alleine oder mit grösseren Kindern unterwegs ist, sollte sich unbedingt Pointe Anse Cocos und Anse Fourmis ansehen.
Ansonsten ist man auf La Digue mit dem Velo unterwegs. Zu mieten gibt es diese überall, das Guesthouse oder Hotel kann helfen. Wer schlau vorausplant, nimmt Velohelme, Stirnlampen (es wird früh dunkel und hat keine Strassenlampen, wenn man z.B. vom Znacht nach Hause fährt) und eventuell ein Veloschloss mit. Ein Velo kostet am Tag ca. 100 SCR, ein Kindersitz 50.
Der lokale Supermarkt in La Digue ist erstaunlich gut ausgestattet, und man kann sich auch selbst versorgen (Windeln und Babyartikel sind auch vorhanden). Im Hauptort hat es eine Menge an Restaurants, empfehlen können wir Le Repaire – Boutique Hôtel & Restaurant, und meiden sollte man die «Falle», das Restaurant Fish Trap.
La Felicité – die Exklusive
Diese Insel erfüllt das eingangs erwähnte Klischee: Sie befindet sich in Privatbesitz und beherbergt ein Naturschutzgebiet sowie das Six Senses Zilpasyon Resort. Im Rahmen einer Medienreise für diesen Beitrag konnten wir einige Nächte in diesem Paradies verbringen.
Das Luxusresort eignet sich auch perfekt für den Besuch mit Kindern – die Villen haben eigene Pools (hier sei Vorsicht geboten – bitte NIE ein Kind am Pool alleine lassen, auch wenn es schwimmen kann), bieten Ausflüge und Spa-Angebote für Familien und haben einen eigenen Kinderclub.
Das – kostenlose! – Highlight auf La Felicité war die Nähe zum Naturschutzgebiet. Eines Morgens entdeckten wir eine Wasserschildkröte, die sich zum Eierlegen an den Strand zurückzog. Aus respektvoller Distanz durften wir das Tier beobachten.
Die Seychellen – Anflug und Transport auf den Inseln
Von der Schweiz aus kann man mit Edelweiss direkt nach Mahé fliegen. Die Reisezeit beträgt ca. 8,5 Stunden. Bitte nicht vergessen, den Flug entsprechend CO2 zu kompensieren.
Fähre
Inlandflüge verkehren mehrmals täglich zwischen Mahé und Praslin und sind die ideale Lösung für schnelles Inselhopping. Alternativ können die Fährverbindung zwischen Mahé und Praslin, die dreimal täglich verkehrt, und eine Vielzahl von Verbindungen zwischen Praslin und La Digue genutzt werden.
Die Reise mit der Fähre ist unkompliziert und kostet 835 SCR, was je nach Buchungskategorie etwa 60,75 US-Dollar entspricht. Mein Tipp: Wählt aus den drei möglichen Kategorien die mittlere Kategorie «Island Upper Deck» und sucht Euch Plätze in einem windgeschützten Bereich. Die anderen beiden Kategorien befinden sich entweder unter Deck und sind wegen der Klimaanlage sehr kalt oder, im Fall der «Lounge», zwar über Deck, aber abgeschottet mit Unterhaltung auf dem Screen.
Achtung: Besonders auf dem Trip von Mahé nach Praslin kann es rau zu- und hergehen. Im Internet finden sich unzählige Berichte über Passagiere, die mit Seekrankheit zu kämpfen hatten. Hinzu kommt, dass das Einladen des Gepäcks zwar reibungslos abläuft, das Ausladen jedoch das absolute Chaos bedeutet. Das Reisen mit der Fähre ist also nicht unbedingt die beste Möglichkeit, wenn jemand als Einzelperson alleine mit den Kids unterwegs ist.
Auto
Auf Mahé oder Praslin ein Auto zu mieten, ist kein Problem. Erwartet jedoch nicht, dass es ein besonders grosses ist. Euer Hotel oder Eure Pension organisiert auf Anfrage gerne ein Fahrzeug für Euch, auch findet man im „Seyguide“ viele nützliche Kontakte. Die Miete für einen Tag beträgt ca. 60 US-Dollar plus Versicherung.
Die Seychellois benutzen eigentlich keine Kindersitze. Auf Mahé können jedoch welche gemietet werden. (Für den Flug hatten wir einen Kindersitz aus der Schweiz mit im Gepäck, brauchten dann aber noch einen zweiten.) Note: Die Qualität ist eher grenzwertig. Viel besser als das, was wir vor Ort erhielten, ist zum Beispiel ein tragbarer Whizrider.
Bus / Taxi
Auf den zwei grossen Inseln fahren auch Busse, aber die Fahrpläne sind alles andere als zuverlässig. Unser Busabenteuer auf den Seychellen: 20 Minuten lang warten bei Temperaturen von 32° C im Schatten, bis wir schliesslich beschlossen für 200-250 SCR ein Taxi zu nehmen.
Schlafen und essen
Zwei meiner Lieblingssportarten! Auf den Seychellen findet Ihr für die ganze Familie einen Schlafplatz für Preise ab ca. 125 USD. Natürlich gibt es nach oben kein Limit und wenn Ihr bereit seid, mehr als 4.000 USD pro Nacht zu zahlen, werdet Ihr sicher ebenfalls fündig.
Zwei unserer Unterbringungsmöglichkeiten waren eher luxuriös und zwei waren etwas einfacher, sie entsprachen jedoch einem gewissen Standard (ein Pool ist immer gut, zur Bespassung, Abkühlung, Belohnung nach dem Wandern). Unsere Unterkünfte:
- Mahé: H Resort Beau Vallon (heisst inzwischen STORY Seychelles)
- Praslin: Iles des Palmes Family Bungalow
- La Digue: La Diguoise Guesthouse
- La Felicité: Six Senses Zilpasyon
Wir haben zu viert durchschnittlich 185 USD pro Nacht für unsere Gästehausunterkunft bezahlt. Auf Webseiten wie Seyvillas.com findet ihr einen guten Überblick über die verfügbaren Unterkünfte.
Octopus und Fischcurry sind die lokalen Spezialitäten und auf jeden Fall einen Versuch wert, solange man den Touristenfallen aus dem Weg geht. Rechnet damit, ungefähr 15 – 20 USD pro Erwachsenen für eine Mahlzeit zu bezahlen. Viele Gästehäuser bieten auch Selbstversorgungsoptionen an, sprich Küchen, in denen man seine eigenen Mahlzeiten zubereiten kann.
Tipps & nützliche Infos
- Seyguide.com ist eine lokale Website, die viele nützliche Informationen für Euren Aufenthalt auf den Seychellen und für die Reiseplanung enthält. Eine gedruckte Version des Leitfadens könnt Ihr auf den Inseln erhalten.
- Es lohnt sich, die Unterkunft frühzeitig zu buchen. Viele der kleineren Gästehäuser haben nur wenige Familienzimmer oder Bungalows.
- Lokaler Insta-Account: @seychellesmama
- Nehmt unbedingt eine Taschenlampe mit.
- Seid gewarnt: Es gibt praktisch kein WLAN auf den Seychellen und selbst gute Hotels bieten nur eine eher langsame und schwache Internetverbindung. Während unseres Aufenthalts funktionierte selbst das Roaming nicht immer. Blogaktualisierungen und Instagram sind also eher Fehlanzeige ;-). Das heisst: Vor der Reise die Google-Maps-Karten der Inseln runterladen und offline speichern.
- Nach der Ankunft gleich am ATM Geld beziehen.
- Setzt euch nicht unter Kokospalmen: Es sind Todesfallen! (Und das ist kein Witz.)
- Windeln und Feuchttücher sind leicht zu bekommen und auch relativ günstig.
- Packt ein paar Snacks ein für die Kids. Es gibt zwar Alternativen, diese sind aber eher ungesund.
- Den Kinderwagen könnt Ihr zu Hause lassen. Die Seychellen haben keine Trottoirs, daher seid Ihr mit einer guten Babytrage oder einem Rucksackträger besser bedient.
- Bitte tragt Sorge zur Fauna und Flora und benützt riffsichere Sonnencrème.
- Die Seychellen beheimaten leider den «hairy caterpillar.» Diese kleine schwarz-gelbe Raupe hat unzählige feine Härchen, welche vom Wind über die ganze Insel geweht werden. Wenn die Härchen mit der Haut in Berührung kommen, verursachen sie Reizungen. Falls Ihr (oder Eure Kinder) zu allergischen Reaktionen neigt, fragt vor der Reise Euren Arzt um Rat. So ist die Reiseapotheke – im Falle der Fälle – passend bestückt.
- Die Uhren laufen anders auf den Seychellen. Falls Ihr also die schweizerische Pünktlichkeit in Person seid, ist Frustration vorprogrammiert.
- Einige der Seychellois, insbesondere diejenigen, die im Tourismussektor arbeiten, sind teilweise sehr unfreundlich. Diese Erfahrung bestätigen uns auch Bekannte, die tatsächlich auf den Inseln leben. Das ist aber so ziemlich der einzige Aspekt, der unsere phänomenalen Ferien etwas trübte.
- ZDF Terra X hat eine wunderbare Dok-Serie über die Seychellen gemacht, lohnt sich: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/seychellen-bewahrer-verlorener-schaetze-100.html
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Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. August 2021 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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