Eine Liebeserklärung an ANY Working Mom
Manchmal denken wir, niemand sieht, was wir alles tun. Moll! Olivia sieht uns. Und hat einen Liebesbrief geschrieben, der zmitzt ins Herz geht. Und vielleicht auch bisschen Pipi in die Augen macht…
Liebe Any Working Mom
Dich mein ich. Die du da sitzt mit diesem Brief in der Hand, den du eigentlich immer wieder bekommen solltest. Dich, die du da nun liest mit deinen wachen Augen, über die es in deinem Fall fast endlos viel zu sagen gäbe. Zum Beispiel, dass ihre Lebendigkeit und ihre Intensität etwas für dich ganz Typisches — für die Welt aber eher Rares — widerspiegeln: das ungespielte, echte Interesse an deinem Gegenüber.
Wenn ich mit dir spreche, weiss ich, dass du zuhörst, dass du da bist. Das ist mehr wert, als es dir vielleicht bewusst ist. Vielleicht merkst du noch nicht mal, wie sehr du da bist (und machst drum jetzt beim Lesen dein Schlechtes-Gewissen-Müüli), weil du zeitgleich zu allem immer auch noch mentale To-do-Listen abarbeitest, Geschenkideen sortierst und zuordnest und überlegst, was es heut zum Znacht geben könnte.
Deinen Augen ist das aber egal. Sie sind immer wach. Auch ohne Schlaf. Auch wenn es hintendran rattert. Deine Augen fangen auf, wer auch immer dir gegenübersitzt. Sie blitzen, wenn du inspiriert bist. Und sie werden zu schmalen, gletscherblauen Schlitzen, wenn es dich vertätscht. Das mag ich so.
Ich mein aber auch dich, any working Mom, du gschaffige Mutter.
JEDE gschaffige Mutter.
Dich, die du da stehst, für einmal kurz mit zwei freien Händen, die nicht kleben. Dich, die du da an deinem Laptop sitzt. Oder dich, als einzige a) noch b) schon c) ständig wach in der Dunkelheit, deren Augen im Schein ihres Smartphones jetzt auf den Bildschirm schauen und lesen.
Dich meini. Ich sehe dich.
Ich sehe, wie viele Gedanken du dir jeden Tag aufs Neue machst, damit alles für alle möglichst reibungslos klappt, bevor dein eigener Tag überhaupt beginnen kann.
Ich sehe, wie du 189 – und ich meine wirklich HUNDERTNEUNUNDACHTZIG – Mal dieselbe Geschichte erzählst.
Ich sehe, mit welcher Beflissenheit du im Malbuch eine Figur ausmalst, wohl wissend, dass deine wettbewerbstauglichen Regenbogenlinien demnächst von einem rohen Neocolor übermalt werden.
Ich sehe, wie du dabei lachst. Und wie schön du dabei aussiehst.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Ich sehe dich.
Ich sehe, wie du fremde Schnuderflecken auf der Bluse so präsentieren kannst, dass am Ende selbst Bree Van De Kemp Geld für dein Outfit hinblättern würde, nur um ein bisschen von deiner Ausstrahlung abzubekommen.
Ich sehe, wie du fünf Tage in Folge mit Kinder-Showergel duschst, weil es für alles reicht, nur nicht, daran zu denken, dass du dein eigenes Duschgel wieder kaufst.
Ich sehe, dass du auf viel zu wenigen Fotos selbst mit drauf bist.
Ich sehe, dass du eigentlich keine Hand mehr frei hast und das Trotti trotzdem auch noch mitschleifst.
Ich sehe, wie du dir immer und immer wieder die Rolle des Springers zuteilst; wie du zusätzlich zu allem auch noch an die Chübelsäcke und den Zahnarzttermin, an die Ufzgi, deine traurige Freundin und an den Kuchen denkst.
Ich sehe, wie schwer deine Einkaufstasche ist.
Ich sehe, wie dir die Sprache in diejenige deiner Jugend entgleist, wenn du dich endlich ins Bett legen willst und merkst: Huere gopfetami, deins ist noch gar nicht wieder angezogen.
Ich sehe dich. Und ich liebe, was ich sehe.
Ich weiss, dass du manchmal denkst, du seist nicht mehr so cool. So fit. So modisch. So parat.
Lass mich dir aber etwas vorrechnen: Du machst mindestens dreimal so viel mit dreimal weniger Zeit als früher, fast ganz ohne darauf zu achten, was jemand anders davon halten könnte.
Du bist drum viel mehr du als je zuvor.
Und das ist so gut, denn du bist das Allerbeste.
Und je mehr davon – je mehr du – umso schöner für die Welt.
Danke drum für alles.
Und am meisten fürs Du-sein.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 27. November 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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