Mom Brain, Stilldemenz, Momnesia: Wahrheit oder Mythos?
Von der Schwangerschaftsdemenz zum Mom Brain: Die Gehirne frischgebackener Mütter funktionieren im Alltag manchmal weniger gut. Unsere und eure lustigsten Mom-Brain-Momente.

Wo sind schon wieder die Schlüssel? Warum liegt mein Handy im Kühlschrank? Ich wollte doch noch…Dings?!
Das Gehirn setzt aus. Zwischen Stillen, Windeln wechseln und Schlafliedli singen vergessen wir den Herd auszuschalten, legen die Fernbedienung in den Kühlschrank oder sprühen uns Deo ins Haar: Mom Brain.
Aber was versteht man überhaupt unter «Mom Brain»?
Spätestens jetzt werden hier einige rufen: «Aber ich stille schon lange nicht mehr, und weiss auch nicht, wo meine Schlüssel sind!» oder «Ich habe nie gestillt und trotzdem vergesse ich dauernd irgendwas!» Moment, wir holen aus.
Das Phänomen «Mom Brain«, «Baby Brain» oder «Momnesia» wurde schon mehrfach erforscht*. Das Gehirn einer Frau verändert sich während der Schwangerschaft und der Geburt nämlich tatsächlich – man spricht von Neuroplastizität.
Das Gehirn passt sich aufgrund veränderter Umstände an, «lernt» Neues dazu. Dabei wird «Unwichtiges» – wie eben beispielsweise der Name des Nachbars oder der soeben abgelegte Autoschlüssel – pragmatisch vergessen, damit sich das Gehirn auf Wichtigeres konzentrieren kann.
Alltägliche Aufgaben lenken nur unnötig vom Kind ab – hat das Mom Brain entschieden.
Was sollen wir uns darüber Gedanken machen, das Portemonnaie einzupacken, wenn wir einkaufen gehen wollen? Instinktiv stellen wir nur sicher, dass das Baby auch sicher warm genug angezogen ist, wenn wir das Haus verlassen.
Und ja, «Daddy Brain» gibt es im Fall auch, wenn auch viel weniger erforscht. Bei LGBTQ+-Eltern finden ebenfalls hormonelle und neurale Veränderungen statt, hat man herausgefunden – die primären Betreuungspersonen leiden also alle darunter.
Obwohl «leiden» vielleicht die falsche Bezeichnung ist, denn der emotionale Fokus auf ein Kind – sei es neugeboren oder nicht – kann ja durchaus auch positiv gewertet werden. Auch wenn das heisst, dass man häufig in voller Montur und fluchend alle Schubladen aufreisst und entnervt die Handtascheninhalte auf den Boden kippt.
Momnesia in der Praxis – eure besten Mom-Brain-Momente
Vor einiger Zeit, auf Instagram, fiel uns folgender Beitrag auf:

Anja antwortete im Namen aller Mütter mit Schlafmangel:

… zum Beispiel hat jemand (hust, hust), auch schon mal vergessen, dass «da» schon ein Tampon drin war. Um grad mal mit dem Gröbsten anzufangen.
Wir haben euch damals via Social Media aber auch gefragt, was denn EUER Mom Brain so macht. Und die Antworten, waren…interessant?
Eure Hitliste der «Mom Brain Momente»:













Wait…what?! «Mit dem falschen Kind zum Arzt gehen»?
Dies ist die Geschichte einer übermüdeten Mutter – nennen wir sie mal Rahel (ja, es könnte die von mamasunplugged.ch sein) – die zu stolz war, kurz anzurufen und nachzufragen, für welches Kind nun der Termin sei:
An meinem Whiteboard (das ich erst seit dem zweiten Kind habe, Mental Load und so) stand: «KiA – 7.45 Uhr». Ich habe meine Kids in relativ kurzem Abstand bekommen und war deshalb irgendwie immer mit irgendeinem bei irgendeiner Kontrolle, oder beim Impfen (ja, ich impfe!).
An jenem Morgen dachte ich:
Mit der Grossen war ich doch erst. Ich nehm den Kleinen. Chance 50:50!
Es stellte sich heraus, dass der Termin, von dem ich dachte, ich hätte ihn bereits wahrgenommen, von der Praxis auf diesen Tag verschoben wurde. Ergo: falsches Kind dabei. Zum Glück war meine Mutter flexibel und konnte meine Tochter zum Arzt bringen. Mein Mann lacht sich glaubs heute noch schlapp.
Danke Rahel. Wir uns auch. Zum Schluss noch ein Wort von Gülsha Adilji:

Dem können wir uns nur anschliessen.
Über weitere inspirierende Beispiele freuen wir uns in den Kommentaren!
* Unsere Recherchen beziehen sich auf folgende Studien:
– Pregnancy leads to long-lasting changes in human brain structure / Nature Neuroscience / 16. November 2016
– The maternal brain and its plasticity in humans / Hormones and Behaviour Vol. 77 / Januar 2016
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 3. November 2020 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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