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Andrea Jansen ist mal ehrlich: Mit euch ist alles gleichzeitig

Ich bin oft überwältigt. Vom Muttersein, von der Verantwortung, den Erwartungen. Aber auch von meinen Gefühlen. Ein Versuch, sie zu beschreiben. 

Andrea Jansen mit Kind, das an ihre Schulter anlehnt

Meine Lieben. 

Ich könnt’ euch knuddeln und wuddeln, bis mir die Luft wegbleibt.*

Ich liebe euch so sehr. 

Manchmal bleibt mir deswegen schier die Luft weg.

Ich denke dann, wenn ich sie anhalte, bleibt auch die Zeit stehen, und die schönen Momente gehen nicht vorbei.

Wenn ihr euch gemeinsam gegen mich verbündet, zum Beispiel. Ihr mich peinlich findet (aber eben irgendwie doch nicht). Wenn ihr euch  – oder besser ICH euch – ins Duvet einrolle und kitzle – wir nennen das «Fajitas» machen.

Wenn ihr euch an den Händen haltet beim Schlittschuhfahren oder zusammen auf dem Rücksitz singt, speziell laut, wenn irgendein Schimpfwort im Text vorkommt – FU-UCK! – und ihr mich dann alle aus den Augenwinkeln beobachtet.

Ich bin dann so glücklich, wenn ich euch Moment für Moment beim Leben begleiten oder zumindest zuschauen darf.

Wie wäre wohl euer Leben ohne mich? Spiele ich tatsächlich eine so grosse Rolle, bin ich so wichtig, so prägend, was werdet ihr später in der Therapiestunde von mir erzählen? Werdet ihr das?

Wie schlimm ist es, dass ich gestern die Fassung verloren habe? Macht es einen Unterschied, ob ich jeden Abend beim Einschlafen dabei bin? 

Seid ihr sowieso, wer ihr seid … auch ohne mich? 

Ich sehe anderswo, wie gut es geht ohne eine Mutter. Aber anderswo hätte auch hier sein können, es hätte genauso gut mich treffen können. Jene Mutter wollte ebenfalls die Zeit anhalten, und wir schafften es nicht, auch nicht gemeinsam.

Auch sie wollte so lange bleiben wie möglich, hatte auch ein Kind, das sie beim Leben bestaunen wollte. Vielleicht tut sie es ja auch jetzt – ich hoffe das. Glaube das. 

Aber ihm geht es gut. Sehr gut sogar, und natürlich, das beruhigt mich. Und es beunruhigt mich auch. Weil es manchmal scheint, als wäre sie nie gewesen. 

Meine Lieben. 

Wer seid ihr? 

Wer werdet ihr sein, meine Lieben, wenn ihr gross seid, selbständig, wenn ihr mich nicht mehr zum Socken anziehen und Fudibutze ruft, sondern widerwillig einmal pro Woche mit mir telefoniert? 

Wie wird es sein, wenn ich die einst so geliebte Freiheit wieder spüre? 

Die selbstbestimmte Zeit, die ich nach eurer Ankunft so unglaublich vermisste, glorifizierte, um sie trauerte. 

Schneller als ich es mir heute vorstellen kann, wird sie zurück sein. Mir graut es vor einem aufgeräumten Tisch, schön dekoriert, vor Kissen, die auf dem Sofa liegen und nicht irgendwo unter dem Kleiderschrank, vor der Stille, die heute so selten herrscht.

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Ich kann mir kaum vorstellen, die Verantwortung, die auf mir lastet und mich manchmal heulend in die Knie zwingt, nicht mehr zu tragen, weil ihr das dann selber tut.

Ich vermisse beim Gedanken an die Zukunft schon jetzt all das, was ich heute gerne missen würde. 

Ihr fehlt mir schon und seid noch da.

18 Sommer, sagt Instagram. Nur 18 Sommer hätte ich mit euch, und solle jeden Moment geniessen, weil die Zeit irgendwann anfängt zu rasen, sobald die ersten Koliken vorbei sind.

Aber das geht nicht, weil nicht alle Momente mit euch schön sind. Und ich will sie auch nicht alle mit euch verbringen, sondern ein paar haben, die nur mir gehören. Trotz euch. Weil die Liebe zu euch auch anstrengt.

Es gibt kein schöneres Gefühl, als nach Hause zu kommen und die Wohnung ist leer, jeder Ton fällt einzeln in den Raum. 

Zeit, nur für mich – dann steht sie kurz still, und ich bin überfordert mit den Optionen, die sich mir so unverhofft präsentieren: ein Schaumbad? Netflix? Mit der Freundin telefonieren? Schlafen? Am Ende stehe ich paralysiert 20 Minuten in der Küche und nach 30 höre ich Stimmen, die streiten. Ihr kommt nach Hause.

Es ist vorbei und fängt wieder an.

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Mit euch ist alles gleichzeitig. Auch das Fühlen. Vor allem das.

Ich liebe euch so sehr, und ihr geht mir so unglaublich auf die Nerven. Ich würde alles für euch tun, und sehr oft möchte ich einfach mal gar nichts tun. Ihr überfordert mich komplett, und doch würde ich nie wieder die Person sein wollen, die ich vor euch war. 

Meine Lieben.

Ich liebe das Leben mit euch.

*Der Ausdruck stammt aus der «Tiny Toons»-Serie der 90er Jahre und lautet im Originalton: «Ich könnt’ dich knuddeln und wuddeln, bis dir die Luft wegbleibt.» Der Ausdruck stammt von der kleinen Elvira, die regelmässig vor lauter Liebe ihre Haustiere fast erdrückt. 

Die Referenz bezieht sich weder auf Haustiere, noch möchte die Autorin ihre Kinder mit Liebe erdrücken – sondern sie dient als Analogie für die Gleichzeitigkeit des Elternseins, dass man die eigenen Kinder über alles liebt, aber oft auch auf den Mond schiessen möchte. 

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mom gegründet. Bei mal ehrlich ist sie aktuell für die Strategie und Weiterentwicklung verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, mehr zu schlafen und durchzuatmen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens fünf Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 19. Dezember 2024.


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3 Antworten

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  1. Avatar von Agnetha
    Agnetha

    Diesen Text fühl ich SOOO SEHR! Danke, dass du das in Worte gefasst hast.

  2. Avatar von Fiona
    Fiona

    Was für ein Text! Wie bei so vielen von dir, Andrea, kann ich kaum mehr lesen, weil die Tränen in Bächen fliessen. Mir zerspringt manchmal fast das Herz vor Liebe und fünf Minuten später gehe ich in die Luft, weil mich die ewigen Streitereien und das “e wott, e wott, e wott” so unendlich nerven. Es ist schön und es ist streng und ich will es geniessen und kann manchmal einfach nicht.

  3. Avatar von Nicole
    Nicole

    Danke Andrea für Deine Worte!
    Ich habe auch zwei Kinder, die ich über alles Liebe. Und doch liebe ich die Zeit allein zu Haus.
    Aber irgendwo her müssen wir die Kraft ja auch nehmen; um unsere Kinder mit aller Liebe zu knuddeln und wuddeln. Das ist das Leben! Genau so
    ist es…