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«Es ist nach der Trennung einfacher geworden, ganz ehrlich miteinander zu sein»

Sind Kinder im Spiel, ist eine Trennung mit noch mehr Ängsten und Zweifeln verbunden. Wie könnte eine geglückte Trennung aussehen? Ein Erfahrungsbericht.

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Ein dunkelhäutiger Mann und eine rothaarige Frau lehnen in einer nordamerikanischen Wüste Rücken and Rücken und schauen von einander weg in die Ferne. Eine Trennung kann die Beziehung zwischen ehemaligen Partner:innen auch entspannen.

Wem gehörte nochmal die gute Bratpfanne? Und wer darf die gemeinsam gekauften Sessel haben? Und wer muss wem wie viel finanzielle Unterstützung zusichern?

An solche Diskussionen denken wir, wenn Paare sich trennen. Zündstoff vermuten wir erst recht, wenn Kinder involviert sind, also wenn man als Co-Eltern trotz getrennter Wege für immer verbunden bleibt.

Dass Trennung aber auch gelingen kann, man eher pragmatische Lösungen findet und sogar ohne Partnerschaft an der Beziehung arbeiten kann, das zeigt Ninas Geschichte.

Unterschiedliche Auffassungen von Sorgearbeit

Nina arbeitet als Lehrperson an der Oberstufe. Ihre zwei Kinder sind elf und acht Jahre alt. Sie lebt seit viereinhalb Jahren getrennt vom Vater der Kinder, aber nur wenige Minuten von ihm entfernt.

Seit der Trennung teilen sie sich die Betreuung der Kinder im 50/50-Modell auf. Und das geht im Grossen und Ganzen viel besser als vorher.

Nina, wie war eure Familienkonstellation vor der Trennung?

Wir lebten zu viert, waren ein Paar mit zwei Kindern. Mein Ex arbeitete 80%, ich 40% als Lehrerin.

Wenn ich ehrlich bin, fühlte sich die Beziehungsdynamik schon vor der Geburt unseres ersten Kindes nicht stimmig an. Ich hatte kurz davor mein pädagogisches Studium abgeschlossen. Nach dem Mutterschaftsurlaub, als das Kind sieben Monate alt war, folgte mein Einstieg in den Lehrerinnenberuf.

Ich hatte sofort anspruchsvolle Klassen. Gleichzeitig war unser Kind kein guter Schläfer, aber ich musste ihn um 7.00 in der Kita abgeben und um 7.30 vor der Klasse stehen.

Alles war zu viel und ich fühlte mich wenig unterstützt durch meinen Ex-Partner.

Ich war diejenige, die in der Nacht aufstand, die zu Hause blieb, wenn das Kind krank war. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Ex je das Gespräch mit seinem Vorgesetzten gesucht hat, um mehr Sorgearbeit abfangen zu können.

Aber auch die emotionale Unterstützung fehlte mir. Mein Ex zeigte wenig Verständnis für meine Sorgen und Ängste als neue Mutter und als Lehrerin, die noch auf wenig Erfahrung zurückgreifen konnte. Er verhielt sich oft so, als ob ich einen easy Job hätte, mit so viel Ferienwochen und Freiräumen.

Eine Trennung war nie ein No-Go

Gab es einen Moment, in dem ihr entschieden habt, euch zu trennen?

Die Dynamik verstärkte sich zusätzlich als das zweite Kind zur Welt kam. Irgendwann erkannte ich, dass wir keine Beziehung auf Augenhöhe führten. Ich schlug vor, dass wir eine Paartherapie machten, weil ich merkte, ich kam argumentativ nicht gegen seine Ansichten an.

Nach dreimal Paartherapie sagte mein Ex, er wolle nicht mehr hingehen, nicht seine Probleme mit anderen besprechen. Da war’s für mich klar. Ich wusste, ich würde zerbrechen, wenn ich mich nicht trennte, da er nicht bereit war, an unserer Beziehung zu arbeiten.

Ich ging aus Selbstliebe. Und ich wollte meine Autonomie zurück.

Ich bin selber auch ein Scheidungskind, es war ein Modell, das ich vorgelebt bekommen habe. So war diese Option kein absolutes No-Go für mich. Ich hatte nie das Gefühl, das darf nicht sein. Ich wusste auch immer, ich schaffe das finanziell. 

Wie habt ihr euch unmittelbar organisiert, als feststand, dass ihr als Paar getrennte Wege geht?

Die Entscheidung fiel in die Coronazeit. Aber interessanterweise hat sie uns sehr entspannt, als sie endlich ausgesprochen war. Wir waren kurz zuvor in eine grössere Wohnung gezogen und konnten so in den ersten Monaten nach der Trennung eigene Zimmer haben. 

Nach drei, vier Monaten zogen dann mein Ex und ich in jeweils kleinere Wohnungen.

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Checkliste Trennung

Der Trennungsschmerz kommt in Wellen

Wie habt ihr es den Kindern gesagt?

Konkret, mit Hilfe eines Buches zum Thema. Wir haben es ihnen sehr bald kommuniziert. Lange konnten sie es nicht so einordnen, vor allem unsere Tochter, die erst drei war. Und wir lebten ja zu Beginn noch alle unter einem Dach.

Ich war aber sehr klar, weil ich in mir drin überzeugt war, dass es die richtige Entscheidung war.

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Das Realisieren bei den Kindern kam erst später. Die Trennung ist bis heute noch ein Thema. Die Kinder haben oft Angst, dass wir, also mein Ex und ich, uns nicht mehr gern haben. Deshalb bemühen wir uns enorm, die Beziehung als Co-Eltern auch zu pflegen. Auf dieser Ebene sind wir immer noch eng verbunden.

Ich persönlich versuche, der Trauer der Kinder Raum zu geben.

Die Trauer kommt in Wellen. Meine Tochter war ja noch sehr klein, sie betrauert auch, dass sie keine Erinnerung hat an die Zeit, in der wir alle noch zusammen lebten.

Manchmal heulen wir alle drei. Ich muss auch aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr mit ihrer Trauer identifiziere – ich bin ja auch ein Scheidungskind. Das Schöne bei den Kindern ist, sie bleiben nicht so im Schmerz hängen, können im nächsten Moment auch wieder lachen, und plötzlich spielen wir ein Memory und alles scheint vergessen.

Und wie organisiert ihr euch heute als Eltern-Team? Wie teilt ihr die Betreuung auf?

Wir haben ein 50/50 Modell. Von Sonntag- bis Mittwochabend sind die Kinder immer bei mir. Mittwoch wechseln sie zum Abendessen zu meinem Ex und sind bis Samstagmittag dort, oder bis Sonntagabend, wenn er sie am Wochenende hat. Auch an den Wochenenden wechseln wir uns ab.

Unsere Wohnungen sind nur wenige Gehminuten von einander entfernt, die Kinder können selbständig hin und her. Die Schule ist ungefähr in der Mitte.

Es war sehr schnell klar, dass wir beide eine 50/50 Betreuungslösung wollten.

Wir wollten beide aktiv an der Betreuung beteiligt sein. Ich war meinem Ex auch sehr dankbar. Als er die Hälfte der Betreuung übernahm, brachte das Ordnung in meine Zerrissenheit als Mutter, Berufsfrau und Eigenperson.

An den kinderfreien Tagen konnte ich mich einfach auf meinen Beruf konzentrieren, musste nicht noch ein gesundes Abendessen einkaufen und kochen. An meinen Betreuungstagen wusste ich, ich bin einfach Mutter. Und ich hatte wieder Zeit für mich! Sogar an Wochenenden und allein in der eigenen Wohnung.

Die Beziehungsarbeit hört nicht auf

Was ist seit der Trennung einfacher geworden, was schwieriger?

Also die Mental Load ist nicht weniger geworden (lacht). Ich bin immer noch die, die vorausschaut, organisiert, an die Geburigeschenke und die Winterschuhe denkt, die gekauft werden müssen.

Bei organisatorischen Fragen schlummert nach wie vor Konfliktpotenzial, weil mein Ex mir gegenüber und für mein Empfingen wenig Wertschätzung zeigt. Generell bräuchten wir eigentlich wöchentlich eine Telefonkonferenz.

Andererseits habe ich den Eindruck, unseren Kindern geht es wirklich gut. Beide Elternteile sind für sie da und gehen mit ihnen durch ihre Trauerphasen hindurch.

Es ist uns gelungen, das gut zu machen. Wir bemühen uns um eine gute Beziehung unter Eltern, wir gehen auch Auseinandersetzungen an.

Wir kommen weiterhin nicht um Beziehungsarbeit herum. Wir mussten lernen zwischen Paar- und Elternebene einen Unterschied zu machen. Letztere müssen wir immer noch kultivieren. 

Es ist einfacher geworden, ganz ehrlich miteinander zu sein. Wir haben ja nichts mehr zu verlieren, wir sind bereits getrennt. Wir haben immer noch Auseinandersetzungen, sind aber beim Streiten entspannter und sehr echt mit einander.

Was würdest du rückblickend anders machen?

Ich hätte alle unsere Abmachungen hinsichtlich Betreuung, beispielsweise für die Feiertage, schriftlich festhalten wollen.

Wenn man im Konkubinat lebt, lohnt es sich die Finanzen frühzeitig anzuschauen, weil es wird sowieso zum Thema.

Ich dachte zu Anfang: «Wir finden dann schon eine faire Lösung, ich mag das jetzt noch grad nicht ansprechen.» Aber ich würde aus heutiger Sicht raten: Lieber früh regeln.

Natürlich haben wir auch Konflikte ums Finanzielle. Es ist sehr wertvoll, wenn man jemand Neutralen hinzuziehen kann, in unserem Fall die KESB. So ist einerseits eine Fachperson zugegen, die alles anschauen und berechnen kann. Andererseits diskutiert man selbst auch weniger emotional, wenn eine neutrale Mediation im Raum ist.

Es ist okay, nach Zufriedenheit zu streben

Wie geht es dir heute? Und wie geht es dem ganzen Familiensystem?

Ich bin viel zufriedener als vorher. Ich kann das Leben leben, das ich will. Ich bin freier und autonomer in meiner Mutterrolle. Und seit ein paar Monaten bin ich wieder in einer festen Beziehung, aber ich habe lange gebraucht, um mich bereit zu fühlen.

Als Familiensystem geht es uns auch gut.

Wir machen manchmal sogar ein paar Tage Ferien zusammen, wie beispielsweise vergangenen Sommer mit Velo und Zelt.

Wenn wir draussen in der Natur und in Bewegung sind, ergänzen mein Ex und ich uns sehr gut.

Wir erleben die Kinder dann wahnsinnig glücklich, und das tut uns allen gut. Es ist auch Beziehungspflege für uns als Eltern. Die paar Tage sind herausfordernd, aber wir wissen, wieso wir das machen. 

Die Trennung war für mich auch eine Emanzipation. Und im besten Fall können unsere Kinder diese Botschaft mitnehmen: «Du darfst dein Leben verändern, wenn du nicht glücklich bist.»

Man darf nach Zufriedenheit streben und muss nicht in Lebensumständen gefangen bleiben, wenn man nicht glücklich ist. 

Autorin

Elisa Malinverni lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Bern. Sie ist Yogalehrerin, Buchautorin, Podcasterin und Journalistin. Meistens hat sie zu viele Ideen, als für sie gut sind. www.elisamalinverni.com

Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 14. November 2024.


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3 Antworten

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  1. Avatar von S.E.
    S.E.

    “Ich wusste auch immer, ich schaffe das finanziell.”

    Ich würde wahnsinnig gerne wissen, wie die Umstände waren, sodass Nina sich finanziell so sicher war? War/ist ihr der 40%-ige Lehrerinnenberuf finanziell ausreichend oder konnte/kann sie auf finanzielle Unterstützung, sei dies auch vom Kindsvater, zählen? Falls von diesem, wie viel ist das bei ihr nach der Trennung bei der 50/50-Betreuung?

    1. Avatar von Nina
      Nina

      Gerne gehe ich auf deine Frage ein. Ich konnte mein Pensum erhöhen, so dass ich den Lebensunterhalt für mich und die Kinder seither alleine tragen kann. Wir haben ein Kinderkonto, auf das wir beide für grössere Anschaffungen (Schuhe, Hobbys etc.), monatlich ungefähr gleich viel einbezahlen, weil beide ähnlich viel verdienen. Da wir nicht verheiratet waren, wurden wir diesbezüglich von der KESP beraten. Glücklicherweise bin ich zu einer günstigen Wohnung gekommen. Ausserdem erhalte ich KK-Ermässigung.

      1. Avatar von Elisa Malinverni
        Elisa Malinverni

        So lieb, Nina, danke dir vielmals fürs Antworten.