Von frustrierten Eltern zum funktionierenden Team: Anleitung in 4 Schritten
Streit und Diskussionen gehören zu Beziehungen – aber wenn Kinder dazukommen, potenziert sich vieles. Wie können Eltern besser zusammenspannen? Schritt 1: auf die Teamebene kommen.
Zoff um nicht ausgeräumte Waschmaschinen oder liegengelassene Wäsche – wer kennt es nicht? Diskussionen und Streitereien unter Eltern drehen sich oft um Absprachen, Erwartungen, Mental Load.
Als Eltern haben wir vielseitige Aufgaben zu erfüllen, die Liste ist riesig. Diese Aufgaben werden meist in Teilzeit erledigt – neben einer bezahlten Arbeit und Kinderbetreuung.
Eltern führen quasi nebenher noch ein kleines Unternehmen. Und es wird erwartet, dass sie zusammenspannen und all dies gut meistern. Die Zusammenarbeit klappt aber oft nicht einfach so – kein Wunder, ist das «nicht funktionieren als Team» einer der häufigsten Trennungsgründe.
Wieso investieren wir nicht mehr Zeit ins elterliche Teambuilding?
In einem geschäftlichen Kontext wird eine Zusammenarbeit im Team begleitet und gefördert, es gibt Teammeetings, Teambildung und Teamevents. Es werden Leitlinien aufgestellt, wie als Team zusammengearbeitet werden soll, Verantwortungen werden festgelegt und gemeinsame Ziele definiert.
Bei Eltern ist das anders: Es muss halt einfach klappen. Und das mit nicht gerade optimalen Voraussetzungen.
Die Elternteile starten mit ungleichem Vorwissen in diese Zusammenarbeit.
In der Schweiz bekommen die Väter (bzw. die nicht-gebärende Person) nach der Geburt grundsätzlich zwei Wochen Zeit, um das Baby, den neuen Rhythmus und das neue Leben kennen zu lernen. Dann heisst es für die meisten von ihnen: zurück in die Erwerbsarbeit.
#daschamebruuche aus unserem Concept Store
Die Mutter hat mindestens drei Monate Zeit und wird in dieser Zeit «Fachfrau Kind». Sie ist Tag und Nacht mit dem Baby zusammen und lernt es zu lesen, zu verstehen und übernimmt in dieser Zeit so gut es geht den Haushalt, sie ist ja zuhause. Sie entwickelt gegenüber dem Vater einen Vorsprung in Sachen Umgang und Pflege des Babys und auch in Sachen Multitasking im Haushalt wird sie immer flinker.
Dieser Vorsprung lässt sich nur schwer wieder wettmachen.
Zudem prägt unsere Generation die Aufteilung und Rollenverteilung unserer Eltern. Bei ihnen waren die Aufgaben meist klar verteilt. Heute, wenn oft beide Elternteile einer bezahlten Arbeit nachgehen, vermischen sich die Zuständigkeiten.
Wenn in einem Team theoretisch alle für alles zuständig sein könnten, braucht es Absprachen.
Nach dem Mutterschaftspause beginnt die Mutter wieder mit der bezahlten Erwerbstätigkeit. Spätestens jetzt wäre es wichtig, dass das andere Elternteil ebenfalls Aufgaben der Betreuung und Versorgung übernimmt. Aber dieser Schritt ist oft schwieriger als gedacht.
Plötzlich sollten die Aufgaben rund um das Kind und den Haushalt aufgeteilt werden. Die Vorkenntnisse, Erfahrungen und Vorstellungen sind aber sehr unterschiedlich.
Oft begleiten Missverständnisse und Diskussionen diese Phase.
Oft fühlt sich ein Elternteil nicht ernst genommen oder übergangen und die Beziehung gerät ins Wanken.
Es kann sein, dass die Mutter weiterhin die Verantwortung für das Kind oder die Kinder und den Haushalt behält und den Vater, bzw. das zweite Elternteil als ‘Hilfe’ nutzt. Die Mutter hat die verschiedenen Aufgaben im Kopf und gibt entsprechend Aufträge.
Eine Person koordiniert, die andere hilft mit – beide sind unzufrieden.
Wir sind selber genauso in die Elternschaft gestartet. Das kann eine Zeitlang gut funktionieren. Jedoch ist die Belastung für die Mutter sehr hoch und für das andere Elternteil ist es nicht sehr erfüllend.
Die eine Person wird zur Chefin, die andere zur Hilfsangestellten. Eine wirkliche Gleichberechtigung ist das nicht. Die Beziehung gerät ebenfalls in Schieflage.
Die Mutter hat berechtigt das Gefühl, immer an alles denken zu müssen und der Vater oder das andere Elternteil meint, die eigene Meinung sei nicht wichtig.
Vielleicht hört man auch immer wieder, dass man es falsch macht und zieht sich zurück.
Wir hatten regelmässig ähnliche Auseinandersetzungen, da sich beide missverstanden fühlten. Natürlich starteten die Diskussionen jeweils mit einem Vorwurf und kamen erst im Verlauf auf das eigentliche Thema.
Wie kommt man zusammen aus der Schieflage?
Uns ist bewusst, dass dieser Vorgang hier vereinfacht dargestellt ist. Die verschiedenen Entwicklungen sind komplexer und vielschichtiger und müssen für eine spezifischere Analyse individuell angeschaut werden. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und jede Beziehung ihre eigenen Gesetze.
Dennoch sind diese Stufen in vielen Beziehungen erkennbar und die Themen allgegenwärtig.
Die entscheidende Frage ist nun: Wie kommt die Beziehung aus dieser Schieflage und wie kann eine funktionierende Teamarbeit als Paar erreicht werden?
Diese Fragenstellung poppt meist erst dann auf, wenn mindestens eine der beiden Parteien mit dem momentanen System nicht glücklich ist. Also gilt es, sich die Zeit für eine Veränderung zu nehmen.
Um diese zu ermöglichen, braucht es in erster Linie die Bewusstheit für die Teamebene. Neben der Beziehung, der Paarebene, welche die Grundlage bildet, muss eine Teamebene geschaffen werden.
Dafür ist es wichtig, gemeinsam den IST-Zustand zu erfassen.
Wir empfehlen ein Gespräch, wo die folgenden Fragestellungen gemeinsam besprochen werden:
- Wie ist unser System im Moment?
- Wie sind die Verantwortungen verteilt?
- Wie geht es mir damit?
- Möchte ich oder möchten wir etwas ändern?
- Was würde passieren, wenn wir nichts ändern?
Geduld hilft – und vielleicht etwas Fantasie.
Wir als Paar haben uns immer wieder Zeit genommen, um über diese Themen zu diskutieren. Am Anfang war es ungewohnt, auf dieser Ebene zusammen zu reden.
Wir haben uns jeweils vorgestellt, wir wären Arbeitskollegin und Arbeitskollege. Dann war es einfacher die emotionale Ebene aussen vor zu lassen.
Wichtig ist, nicht in Detaildiskussionen abzurutschen, sondern versuchen von aussen auf das System zu schauen. Ohne Wertung, ohne Schuldzuschreibungen. Und aus der Ich-Perspektive mit dem Wissen, dass jede Person die Situation anders wahrnimmt.
Da sich ein schon funktionierendes Team diese Fragen meist nicht stellen wird, gehen wir von einem Veränderungswunsch aus und somit von der Motivation, etwas zu unternehmen.
Schritt 2 – Das Fundament für ein stabiles Eltern-Team.
Informationen zum Beitrag
Veröffentlicht am 25. März 2024.
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.