Fliegen mit Baby und Kleinkind: Wie beschäftige ich mein Kind im Flugzeug?
Wie überlebt man einen Langstreckenflug mit einem Kleinkind oder Baby? Wir haben Tipps aus erster Hand und elf konkrete Ideen, wie du dein Kind im Flugzeug bei Laune halten kannst.
Ein Langstreckenflug mit Kleinkind ist mindestens doppelt so lang. Also gefühlt. Da muss man sich keine Illusionen machen. Und wenn der Pilot beim Taxi zur Startbahn noch durchgibt, dass sich der Take-off «leider um 30 Minuten verschoben hat», und die Pärchen schulterzuckend noch ein Cüpli bestellen, macht sich in der Familienreihe Panik breit: eine HAL-BE STUN-DE!
Oder in der Kleinkindzeitrechnung: zweimal den Orangensaft ausleeren (einmal über s’Mami), siebenmal den Hund im Wimmelbüechli suchen, viermal auf dem Sitz hüpfen und die hintere Sitznachbarin unangenehm anstarren / kommentieren («Papi, wieso hät die Frau en Schnauz?») und mindestens 45 «Warum?»s.
Der Flug mit Kleinkind als Dschungelprüfung
Die gute Nachricht: Die Zeit geht vorbei. Auch die elf Stunden, und das sage ich aus Erfahrung. Den Spassfaktor allerdings sollte man vielleicht in den Erwartungen an den Flug nicht zu hoch gewichten. Viel eher sollte man das Erlebnis als eine Art Dschungelprüfung auf 10’000 Metern sehen. Etwas, wovon man nachher erzählen kann.
Gewisse Faktoren verkürzen den Flug, zum Beispiel Schlaf. Der lässt sich unter den besonderen Umständen natürlich nicht so gut planen, aber es gibt einige Faktoren, die ihn begünstigen: Ein Abflug zwei bis drei Stunden vor der Schlafenszeit des Kindes gibt genügend Zeit für die anfängliche Aufregung, die dann auch gleich müde macht. Ein eigener Sitz mit dem gewohnten Autositz hilft (siehe hierzu auch «Fliegen mit Kleinkind und Baby: Alles was du wissen musst«). Und ach ja, Rotwein. Also für die Eltern.
Bespassung von Kleinkindern an Bord
Mit dem Alter der Kinder variiert auch die gefühlte Fluglänge. Während Säuglinge und Babys bis etwa sieben Monate wahrscheinlich vorwiegend schlafen und essen werden, wird es danach etwas anspruchsvoller. Hier sind einige simple Beschäftigungs-Ideen, mit denen die Zeit trotzdem vorbeigehen kann :
#1 Über-rasch-uuung! (7 Monate – 5 Jahre)
Kleine – geräuschlose (!) – Geschenke individuell einpacken und auf den Flug mitnehmen. Je nach Alter der Kinder eignen sich z.B. Pixibücher, Stempeli, Knete, ein Aktivitätenbuch, Überraschungseier (siehe auch #4 Snacks) etc. Bereits, oder vor allem, das Auspacken wird die Kinder einige Zeit beschäftigen.
#2 Stickers (1,5 – 5 Jahre)
Das Kind dafür unbedingt am Fenster sitzen lassen, wo sich die Sticker gut anbringen (und auch wieder entfernen) lassen. Im Notfall kann es sich aber auch selbst bekleben. Für grössere Kinder mit besserer Motorik: ein Stickerbuch.
#3 Malen, Basteln (2 – 7 Jahre)
Papier und ein Etui mit allerlei Stiften sind bei uns sowieso IMMER dabei (Ja, auch im Zoo. Im Zug. Beim Zahnarzt.). Achtung: Schere für den Flug aus dem Etui entfernen, sonst gibt’s Puff bei der Security.
#4 Water Wow! (3 – 7 Jahre)
Bei «Water WOW!»-Malbüchern werden die bunten Ausmalbilder erst mit Wasser sichtbar. Der Clue dabei: Das Wasser wird in den mitgelieferten Stift gefüllt – es gibt also keine Sauerei und kein Wasserglas, das umfallen kann. Die Bilder trocknen nach Gebrauch wieder und können nach etwa 20 Minuten erneut “ausgemalt” werden. Perfekt fürs Flugzeug (Achtung: Stift erst nach der Security füllen! ;-), im Auto oder zur Unterhaltung beim Abendessen.
#5 Snacks (1 – 5 Jahre)
Hier sollte man alle guten Ernährungsvorsätze für einmal über Bord (Ha! Wortspiel!) werfen: A lollipop goes a long way. 20 Minuten, um genau zu sein – ich hab bei unserem letzten Flug gestoppt. Snacks, gesunde und vor allem ungesunde, sind ein beliebter Zeitvertreib. Überraschungseier, Bretzeli, Smarties – you name it.
#6 Wimmel- und Tiptoi-Bücher (7 Monate – 5 Jahre)
Die Mini-Wimmelbücher eignen sich gut für Reisen und beschäftigen für eine Weile (leider jeweils auch ein Elternteil). Für grössere Kinder (ca. ab 2 Jahren): Tiptoi-Bücher, in denen man mit dem elektronischen Stift viele Sachen entdecken kann. Achtung: Kopfhörer nicht vergessen, sonst wird sich die Dame mit dem Schnauz aus der hinteren Reihe schnell aufregen.
#7 Kartenspiele (2 – 5 Jahre)
Kleine Kartenspiele, z.b. «UNO» oder «Wer ist es?», sind relativ kompakt und werden je nach Alter der Kinder alleine gespielt oder mit den Eltern. Unsere kleine Tochter findet es jeweils lustig, die Karten anzuschauen, auch wenn sie das Spiel noch nicht versteht. Der Grosse trocknet mich bei «Dobble» schon ab.
#8 DIY Fingerspiele (7 – 18 Monate)
Ganz kleine Kinder sind fasziniert, wenn sie drücken, schieben oder sonst etwas «niflen» können. Ein Klettverschluss beispielsweise kann unglaublich spannend sein. Oder eine alte Fernbedienung. Oder Pfeifenputzer, die man in einen Behälter hineinschieben- und wieder herausziehen kann.
Wer vor dem Abflug sogar noch Zeit zum Basteln findet (man höre meine Ehrfurcht, ICH schaff das nicht), der google am besten nach «busy bags» oder «busy boxes». Und wer nicht basteln mag, findet vielleicht dieses Teil ganz lustig, das eigentlich für Erwachsene ist: den Fidget Cube.
#9 Snapchat & Fotos (7 Monate – 5 Jahre)
Fotos von sich selber oder von der Familie anzuschauen, macht schon den Kleinsten Spass. Ab ca. 1,5 ist die Gesichterfunktion von Snapchat ein Brüller – «Verkleiderlis» auf dem iPhone verleidet niemandem so schnell. Nachteil: Die Bedienung erfordert Assistenz. Also nix für die ganz faulen Eltern.
#10 iPad – Spiele, Filme und Hörspiele (1 – 5 Jahre)
Das Tablet – die beste Erfindung seit Trockenshampoo. Wir stehen dazu, wir lassen unsere Digital Natives gerne spielen – mit den richtigen Apps.
Unbedingt vorher auch Filme und Serien aufs iPad laden, die ohne WiFi funktionieren – vor allem auf der Reise selber ist das ein Lifesaver. Damit die Augen rund bleiben, unbedingt auch Hörspiele mitnehmen. Beispielsweise die superlustigen, wunderbaren, exzellent nachhaltigen und BEST EVER Kasperligeschichten (#nichtdezenteSchleichwerbung).
Und wer nicht will, dass ständig der Homebutton oder falsche Apps gedrückt werden, kann auch einfach die Kindersicherung aktivieren. Wie das geht, hier.
#11 On-Board Entertainment (2 – … Jahre)
Nicht zu vergessen: Das Flugzeug bietet an sich schon einiges an Unterhaltung. Die meisten Airlines überraschen die kleinen Passagiere nach dem Einsteigen mit Malsachen oder einem kleinen Geschenk. Das Essen nimmt einige Zeit ein. Und die etwas älteren Kinder – so bei uns der Sohn – kleben bereits am Bildschirm, noch bevor das Flugzeug auf die Startbahn gerollt ist. Wir lassen ihn jeweils kleben.
Einen guten Flug wünschen wir!
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 23. Mai 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.