Reisen mit Kleinkindern – warum tun wir uns das an?
Reisen mit Kleinkindern ist anstrengend und nervenaufreibend. Warum tun wir uns das an, wenn sie sich sowieso nicht daran erinnern werden? Deshalb.
Am anstrengendsten ist wohl das Warten.
Warten auf eine Fähre, warten, bis die Autofahrt zu Ende ist, warten, bis das Flugzeug landet. In den Momenten, in denen wir prä-Elternschaft den nächsten Tag planten, die Landschaft kommentieren oder einfach auch mal die Klappe hielten, wird jetzt mit Vorliebe gequengelt. Denn Kinder – und das ist sogar wissenschaftlich bewiesen – können nicht gut warten.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Eine Reise ist nicht gleich Ferien – das war schon vor den Kindern so, und ändert sich natürlich mit ihnen nicht. Sie fordert Flexibilität, Ausdauer und Neugierde – und immerhin von Letzterer bringen Kleinkinder mehr als genug mit.
Sie ist es denn auch, die Wartezeiten überbrückt, fordert aber von uns Eltern den Dauereinsatz: „Oh, schau, ein Häschen!“, „Wieviele Schiffe sind das da draussen?“, „Hast du gesehen, der Mann hat ganz viele Sticker auf dem Koffer!“. Und natürlich müssen wir gleichzeitig den Enthusiasmus auch wieder bremsen: „Lass das Häschen sofort wieder los!“, „Komm. Von. Dieser. Boje. Runter!!“, „Hör auf, die Sticker vom Koffer zu pulen!“.
Und weil auf einer Reise leider selten ein Au-Pair oder sonst eine helfende Hand zugegen ist, sind beide Elternteile nach der Gutenachtgeschichte (oh ja, die Rituale bleiben auch auf Reisen!) nudelfertig.
Wieso tun wir uns das also an?
Um ehrlich zu sein: Manchmal fragen wir uns das auch. An Tagen wie diesen, wenn wir uns tatsächlich an einem der schönsten Strände wiederfinden und nicht einmal die Strandspielsachen vergessen haben, der Sohn aber im schrillen Falsetto (die Vögel flogen aus den Baumwipfeln, ich schwör’s!) nach seinem Nuggi schreit, den er eigentlich vor über einem halben Jahr dem Osterhasen mitgegeben hat.
Oder das Töchterli, das leider mit dem falschen Beinchen aufgestanden ist und seither ÜBERALL einen Grund zum Nörgeln findet (sogar am Papi, und das will was heissen) – primär wegen Frechheiten wie einer subjektiv falsch zugeschnittenen Pizza oder zu viel / zu wenig / zu nassem Sand im Kübelchen.
Ugh! Verwöhnte Saugoofen – da fliegt man mit ihnen um die halbe Welt, stellt ihnen einen Sandkasten vor die Füsse, bestellt ausnahmsweise sogar einmal ein Coca Cola und dann sowas!
#daschamebruche aus unserem Concept Store
Aber Moment mal: WIR wollen ja die Welt entdecken!
Der Wunsch, die Welt zu bereisen, ist unserer, nicht der der Kinder, und das sollte man sich in anstrengenden Momenten vor Augen halten. Sie wären wohl auch glücklich mit einer Fahrt im „Spielplatzzug“ von Zürich nach Bern oder einem Besuch im Zoo.
Wir wollen reisen, und die Kinder kommen mit. Es ist unser Wunsch, unser Traum, den die Kinder mitleben (müssen).
Deshalb machen wir auch nie explizit „Kinderferien“ oder ein solches Programm. Was wir unternehmen, soll kindertauglich sein – was aber bei kleinen Kindern ja eigentlich relativ einfach machbar ist. Im Museum hat’s ein kleines Kätzchen? Toll – die Kids sind busy mit dem Büsi und wir bestaunen das Kolonialhaus von anno dazumal.
Wir entdecken gemeinsam die Welt – aus anderen Perspektiven. Und genau das ist es auch, was das Reisen mit Kindern nicht nur anstrengend, sondern oft auch ziemlich wunderbar macht: Unsere Erlebnisse und Wahrnehmungen sind komplett anders. Während für uns eine Wanderung durch den Dschungel das Highlight des Tages war, haben die Kinder spätestens beim Abendessen beschlossen, dass sie auch einen Papagei als Haustier haben wollen, weil so einer zufälligerweise beim Kassenhäuschen des Nationalparks auf dem Stängeli hockte.
Sie stellen uns Fragen, die wir zuerst googlen müssen („Was fressen eigentlich Krabben?“) und dabei selber noch etwas lernen. Ihnen fallen Details auf – die Länge von Schildkrötenkrallen, die Herzform einer Insel, der gemusterte Käfer an der Balkontüre, der sich schlussendlich als endemisches Nationalgefleucht herausstellt. Ihre Begeisterung ist ehrlich, nie über- oder untertrieben, und es gibt kaum Schöneres, als den eigenen Kindern beim Quieken zuzuhören, wenn sie den 352igsten Gecko entdeckt haben.
Ein anderes Tempo
Das Reisen mit Kindern hat einen anderen Rhythmus. Es ist viel geplanter (ich gehörte früher zu der Sorte, die bei der Immigration improvisieren und sich ein Hotel für die erste Nacht aus den Fingern saugen musste) geworden, weil das zur Entspannung beiträgt. Die Zeit, vor Ort gross zu recherchieren oder sich einfach treiben zu lassen, fehlt oft. Lieber habe ich einen Plan, den ich aber gerne auch mal spontan für Plan B eintausche. Auch ganztägige Gruppenausflüge kann man zwar wagen – aber es wird mit kleinen Kindern überall da schwierig, wo individuelle Bedürfnisse keinen Platz haben. Sie haben nämlich viele davon. So alle fünf Minuten Sekunden.
Während ich vor ein paar Jahren auch mal 15 Stunden in einem Bus verbrachte, würde ich mich hüten, das heute mit drei Kindern zu wiederholen. Auch wenn es sicher ganz Bad Ass tönen würde und wir danach einen Expedia-Vortrag halten könnten – diese Zeiten sind bis auf Weiteres vorbei. Und ich trauere ihnen nicht nach, sondern bin froh, sie so intensiv gelebt zu haben.
Es macht auch stolz, als Familie zu reisen. Dinge gemeinsam zu erleben, ein Land gemeinsam zu entdecken und auch mal zu sagen: „Das weiss ich nicht, komm, wir finden es gemeinsam heraus.“ Ich mache mir keine Illusionen – meine zweijährige Tochter wird sich schon in einem Jahr nicht mehr an ihre Erlebnisse erinnern können. Vielleicht aber an ein Gefühl, an einen Geruch, an einen Moment, in dem sie sich mit uns wohl gefühlt hat.
Das sind Erinnerungen, für die man nicht um die halbe Welt fliegen muss. Aber wir finden es trotzdem schön, sind unsere Kinder mit dabei.
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Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. März 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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