Wie findet mein Kind Freundinnen und Freunde?
Eltern wünschen sich für ihre Kinder Verbündete fürs Leben. Aber was zählt in Kinderfreundschaften eigentlich? Und ist Freundschaften knüpfen lernbar? Tipps von der Psychologin.

Ich wünsche meinen Kindern vieles. Mut zum Beispiel, Gesundheit natürlich – und aufrichtige, unerschütterliche Freundschaften. So was wie zwischen Matisse und Picasso. Oder Bibi und Tina.
Doch leider verwechsle ich hie und da Wünsche mit Zielen. Und dann geschieht das Nichtganzideale:
Statt Kinderfreundschaften getrost gedeihen und verderben zu lassen, gebe ich ungefragt Tipps oder grätsche rein.
Was ich brauche, ist ein Überblick: Was zeichnet Freundschaften in verschiedenen Phasen der Kindheit aus – unter Babys, Kleinkindern, Schulkindern und Jugendlichen?
Ich habe recherchiert und eine Auslegeordnung gemacht. Ein Glück, durfte ich dabei auf Stephanie Karrer, Psychologin und psychosoziale Familienbegleiterin, zählen. Was sie sagt, hilft mir sehr. Ein Satz ganz besonders.
Tipps im Überblick:
Im Sandkasten: Freundschaft unter Babys und Kleinkindern
Freund:innen? So etwas brauchen Babys nicht. Sie sind vielmehr auf erwachsene Bindungspersonen angewiesen, die sie umsorgen und bei denen sie sich wohlfühlen. Wenn Babys zusammen spielen, dann aus Neugier aneinander.
Entwicklungspsychologisch können Babys noch gar keine Freundschaften schliessen. Das ist erst mit etwa zwei bis vier Jahren der Fall, wenn das sogenannte Affiliationssystem im Kind aktiviert wird. Es läutet jene Entwicklungsphase ein, in der das Bedürfnis nach Kontakten wächst.
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Nur: Mit dem Bedürfnis allein ist noch kein BFF gewonnen. Stephanie Karrer sagt: «Freundschaft bedarf gewisser Fähigkeiten. Dazu gehören Empathie, Kompromissbereitschaft und Versöhnung. All das muss ein Kleinkind erst lernen, indem es beobachtet, nachahmt und ausprobiert.»
Freundschaft braucht also Können. Doch genauso entscheidend ist Vertrauen.
Das Kind muss sich gewiss sein, dass es selbst okay ist.
Und es muss sich darauf verlassen können, dass andere grundsätzlich gern mit ihm spielen. Mit dieser Überzeugung wagt sich das Kind eher, jemanden zu fragen: «Willst du meine Freundin sein? Willst du mit mir spielen?» Wenn heute kein Ja als Antwort kommt, dann vielleicht morgen.
Stephanie Karrer: «Wen das Kind als Freund:in auswählt, ist in diesem Alter noch willkürlich. Einfach irgendjemanden, der oder die verfügbar ist und das Gleiche gerne spielt.»
Auf dem Pausenplatz: Verbündete in Kindergarten und Primarschule
Irgendjemanden? Nein, ab dem Kindergarten suchen sich Kinder ihre Freund:innen immer gezielter aus, insbesondere nach gemeinsamen Interessen und Aktivitäten.
Jetzt zählt in einer Freundschaft Zuverlässigkeit, Vertrauen und Unterstützung. Freundschaften werden enger und stabiler. Auch das Label «Beste Freundin» oder «Bester Freund» taucht nun im Wortschatz auf.
Es ist die Zeit der grossen, gemeinsamen Abenteuer. Aber auch vom ebenso grossen Schmerz.
Es schmerzt, wenn kein anderes Kind da ist, das Geheimnisse teilt, zu einem hält oder mit an die Chilbi kommt.
«In diesem Alter beginnen Kinder darunter zu leiden, wenn sie keine Freund:innen haben», sagt Stephanie Karrer. «Der Mensch ist ein soziales Wesen, das Bedürfnis nach sozialen Kontakten ist tief in uns verankert. Das gilt allgemein. Individuell hingegen ist die Vorstellung darüber, wie soziale Kontakte oder eben Freundschaften aussehen sollen. Ab welchem Alter, wie viele und wie tief – davon hat jeder Mensch andere Vorstellungen.»
Pflegt das Kind also keine Freundschaften, ist das kein Grund zur Sorge. Vielleicht reift das Kind einfach gemächlicher als andere und hat noch nicht alle Kompetenzen intus, die Freundschaft benötigt. Für Eltern heisst es: durchatmen, zuwarten – und nur ja nicht selbst die Rolle der Freundin oder des Freunds übernehmen.
Handlungsbedarf besteht frühestens, wenn das Kind unter dem Freundschafts-Mangel leidet. Sei dies der Fall, so Karrer, können Eltern diese Frage stellen: «Wie weit brauchst du uns?» (Nebenbei: Das wär übrigens mein Lieblingssatz.)
Ravensburger – für ein schönes Miteinander, das bleibt

Spielenachmittage mit Kindern aus der Nachbarschaft, mit dem besten Freund oder der besten Freundin in der selbstgebauten Höhle mit Taschenlampe lesen oder Freundschaftsbücher in der Klasse verteilen – bei all diesen Kindheitserinnerungen ist ein blaues Dreieck fest in unseren Köpfen und Herzen verankert: Ravensburger.
Ravensburger fördert seit jeher das soziale Miteinander durch gemeinsames Spielen, Lachen, Entdecken und Nachdenken. Gemeinsame Puzzles und stundenlanges GraviTrax- oder Briobahn-Bauen sowie selbstgemachte Freundschaftsbänder schaffen nicht nur lebenslange Erinnerungen, sondern stärken auch Verbindung und Freundschaften von Anfang an.
Dank der hochwertigen Materialien und Verarbeitung stehen Ravensburger Produkte für Qualität und Langlebigkeit.
Wie eine gute Freundschaft.
Hinter verschlossenen Türen: Freundschaft in der Jugend
Eltern? Doch, doch, die sind auch für Jugendliche wichtig (und werden es ein Leben lang bleiben). Aber ebenso wesentlich sind nun Freundschaften – fürs Selbstbewusstsein, um Neues auszuprobieren, für die Ablösung von den Eltern und bei der Festigung der eigenen Identität.
In der Jugend gilt, mal grob gefasst: Freundschaft = Entwicklungsmotor.
Gemeinsame Spiele und Aktivitäten sind in Jugend-Freundschaften kaum mehr bedeutsam. Werte, Überzeugungen und Ziele müssen übereinstimmen. Gegenseitiges Verständnis ist wichtig, auch Akzeptanz und Zugehörigkeit. Jetzt ist die Zeit, in der Freundschaften von früher auseinander gehen und neue entstehen.
Und ja, gewiss tauchen auch Freundschaften auf, die den Eltern schlaflose Nächte bereiten. Unliebsame Kontakte verbieten? Nützt wenig. Sie würden vermutlich im Geheimen weiterhin stattfinden.
Zielführender ist, das Kind beim Einordnen zu unterstützen und zu fragen, wie es denn so läuft in dieser ganz bestimmten Freundschaft. Gerne konkreter? So, zum Beispiel: «Uns ist aufgefallen, dass Lea eure Abmachung wieder nicht eingehalten hat; wie geht es dir dabei?»
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Wenn Eltern nicht eingreifen, sondern vertrauen, wird Freundschaft zum ganz grandiosen Übungsfeld. Das zählt. Schliesslich wird dem Kind alles, was es früh in Freundschaften lernt, später in Berufs- oder Liebesbeziehungen zugutekommen – den Umgang mit Streit zum Beispiel, Vertrauen und Nähe.
Oder mit Trennung. Denn auch BFFs machen manchmal Schluss. «Darüber redet man zu wenig. Das ist schade. Denn Freundschaftsabbrüche können die gleichen Gefühle auslösen wie Liebeskummer und sehr schmerzhaft sein», sagt Stephanie Karrer.
Wie können Eltern ihrem verlassenen Kind helfen? Indem sie die Ex-Freundschaft auf Biegen und Brechen wieder kitten? Den anderen Eltern gehörig die Meinung sagen?
Karrer rät: «Es dient allen mehr, wenn Eltern ihr verletztes Kind emotional abholen. Sie könnten ihm zum Beispiel sagen: ‹Du spürst gerade einen riesengrossen Schmerz, und ich bin da für dich. Du kommst da durch.›»
Informationen zum Beitrag
Veröffentlicht am 28. März 2025.
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