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Introvertierte Eltern: Nehmt eure Bedürfnisse ernst!

Wer introvertiert ist, braucht Möglichkeiten zum Rückzug. Das ist für Eltern aber schwierig. Eine Mutter erzählt, welche Massnahmen ihr helfen.

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Text: Dina Ruflin

Kind tippt einer Mutter ins Gesicht. - Für introvertierte Eltern ist es wichtig, ihre eigenen Bedürfnisse ernstzunehmen.

Friends und The Big Bang Theory sind meine beiden Lieblingsserien. Während die geselligen Protagonisten alles gemeinsam machen, schaue ich mir die Serien am allerliebsten alleine an. Ohne Gesellschaft. Vielleicht noch mit einem 1000er-Puzzle. Denn ich bin introvertiert.

Eine ruheliebende Mutter von drei unternehmungslustigen Kindern.

Mir gefällt das Bild der Batterie, um den Unterschied zwischen extrovertiert und introvertiert aufzuzeigen.

Wir alle erwachen jeden Morgen mit einer halbvollen Batterie. Extrovertierte Personen füllen ihre Batterien mit sozialen Begegnungen, introvertierte Personen leeren ihre Batterien mit sozialen Begegnungen und füllen sie mit Ruhe und Alleinsein.

Selbstverständlich ist niemand nur introvertiert oder nur extrovertiert. Wie bei so vielen Aspekten der Persönlichkeit bewegen wir uns auch hier auf einer Skala.

Als Mutter rückte das Thema Introversion in den Hintergrund. Babyweinen liess bei mir alle Gedanken an Selbstfürsorge aus dem Fenster fliegen. Die Mental Load hatte mich fest im Griff: Wann soll ich abstillen? Haben alle Kinder schon eine Winterjacke? Weshalb streiten die Geschwister? Habe ich das Räbeliechtli schon geschnitzt?

Schwupps, und acht Jahre waren vergangen.

Im letzten Winter waren die Kinder mit ihren damals 8, 6 und 3 Jahren langsam selbstständiger, der Alltag wieder etwas entspannter und ich schwamm etwas weniger. Prompt merkte ich, dass meine Batterien leer waren.

Ich war müde, im Alltag zählte ich die Stunden, beim Job fehlte mir die Freude.

Im Sinne einer Notbremse klinkte ich mich vor einem Jahr an zwei Wochenenden komplett aus dem Familienleben aus und verreiste ganz alleine. Das war wunderbar.

Der Alltag holte mich danach aber schnell wieder ein. Inzwischen nehme ich mir aus Prinzip jede Woche etwas “Allein-Zeit”. Es hilft; meine Batterien füllen sich.

Es hilft auch, darüber zu reden.

Auch die Kinder dürfen wissen, dass ich manchmal Zeit ganz alleine brauche.

Und mein Mann sowieso.

Versteht mich nicht falsch: Ich mag Begegnungen, Geburtstage, Nachbarn, und freue mich, wenn ich ein befreundetes Elternteil meiner Kinder antreffe. Aber all dies leert meine Batterien.

Die Kunst ist, eine gute Balance zu finden – ehrlicherweise beherrsche ich sie noch nicht immer wirklich gut.

Es braucht eine gute Balance für mich, meinen Mann und unsere Kinder.

Ich habe für mich ein paar Massnahmen getroffen, um meine Bedürfnisse als introvertierte Mutter besser mit dem Familienleben zu vereinbaren. Sie helfen mir und es geht mir umso besser, je mehr ich mich daran halte:

1. Akzeptanz

Ich akzeptiere mein Bedürfnis, regelmässig allein zu sein. Es ist keine einfache Präferenz, sondern ein Grundbedürfnis. Wie Susan Cain in ihrem äusserst empfehlenswerten Ted-Talk “Die Kraft der Introvertierten” sagt: «Alleinsein ist wichtig, und für manche Menschen ist es die Luft zum Atmen.»

2. Aufklärung

Ich spreche darüber, dass ich manchmal Zeit für mich alleine brauche: mit meinen Kindern, mit meinem Mann und mit meinen Freunden.

3. Regelmässige «Allein-Zeit»

Ich organisiere mir häufig (jede Woche) “Allein-Zeit”: am Wochenende, am Abend, in den Schulferien, wann es gerade möglich ist. Wichtig für mich: nicht nur ohne Kinder, sondern auch ohne Partner und ohne Freunde. Ganz allein.

4. Alleine verreisen

Ich habe mir vorgenommen, mindestens jedes Jahr einmal ein Wochenende (möglichst drei volle Tage) alleine zu verreisen.

5. Soziale Begegnungen dosieren

Ich lasse mich nicht davon stressen, dass ich Freund:innen seltener sehe. Wichtige Freundschaften überdauern auch etwas längere Pausen. Siehe zudem Punkt 2, ich hoffe und zähle auf Verständnis.

6. Den Mut haben, etwas zu verpassen

Ich nehme in Kauf, lustige Events zu verpassen. Wenn mein Mann mir anbietet, mit den Kindern und ohne mich an einen tollen Anlass zu gehen, fällt mir das (noch) schwer.

Es würde mir ja Spass machen, aber es würde auch meine Batterien leeren. Ich versuche deshalb, seine Angebote möglichst häufig anzunehmen.

7. Die Zeit sinnvoll nutzen

Ich mache in meiner “Allein-Zeit”, was mir gut tut. Beispielsweise halte ich mich möglichst fern von Social Media. Wenn ich meine Allein-Zeit dafür “verschwende”, fühlen sich meine Batterien danach nicht voller an.

Gibt es unter euch ähnlich introvertierte Mütter oder Väter? Habt ihr andere Tipps, die euch helfen?

Porträtbild von Dina Ruflin

Autorin

Dina Ruflin lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern (Jahrgänge 2014, 2016 und 2019) im Kanton Aargau. Sie findet es unglaublich erfüllend und bereichernd, ihren Sohn und ihre beiden Töchter auf ihrem Weg zu begleiten. Zudem sucht sie täglich nach einer guten Balance zwischen Familie, Job, Zeit als Paar und Zeit alleine. Manchmal gelingt es ihr schon recht gut, alles unter einen Hut zu bringen. Und manchmal scheitert sie kläglich. Aber langweilen tut sie sich dabei garantiert nie.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 31. Januar 2024 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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Eine Antwort

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  1. Avatar von Jacky
    Jacky

    Ein toller Beitrag! Als intro- oder mittlerweile eher ambivertierte Hochsensible und Mutter von 2 Kindern, kenne ich das Ringen um Allein-Zeit sehr gut. Die Akzeptanz, dass ich mehr Zeit für mich brauche als z.B. mein Mann, sowie Kommunikation finde ich auch zentral. Aber ich gehe auch immer wieder über meine Grenzen hinaus oder lasse mich mitreissen. Wird ein lebenslanges Thema bleiben😊.

    Herzlich, Jacky 🦋