Lasst uns über meine Familienplanung reden. Nicht.
In der Schweiz macht man das so: zwei Kinder im Abstand von zwei Jahren. Und wer sich nicht dran hält, soll sich gefälligst rechtfertigen.
In der Schweiz macht man das mit der Familienplanung so: zwei Kinder im Abstand von zwei Jahren. Unser Buäb ist jetzt zwei Jahre alt. In diesem Alter werden die Eltern nicht mehr gefragt, ob die Mutter noch stillt, ob das Kind schon durchschläft oder ob es schon laufen kann. Jetzt werden die Eltern gefragt, ob denn das zweite Kind schon geplant, schon in Produktion oder schon produziert sei.
To do: Zwei Kinder in zwei Jahren
Zwei Jahre scheinen ideal: Die Mutter hat sich erholt (hahahahaha!) und die Kinder können einmal miteinander spielen (und streiten, aber davon spricht niemand). Länger sollte man keinesfalls warten, denn das wären ja quasi zwei Einzelkinder. Womit wir beim zweiten Punkt wären: Zwei Kinder scheinen ideal. Ein Kind geht gar nicht (überbehütet! egoistisch! verwöhnt!), bei mehr als zwei Kindern wird es dann schon ein bisschen asozial (mehr Kinder als Eltern: Anarchie!).
Unsere Familienplanung als netter Smalltalk
Was bei kinderlosen Paaren ein No-Go ist, nämlich die Frage nach Kinderwunsch, Sexleben und Fertilität, ist beim Zusammentreffen mit Eltern eines zweijährigen Kindes offenbar ein Muss. Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Frage von Fremden, Familienangehörigen, Bekannten oder Kolleginnen indiskret finde, weil sie eben ziemlich vieles beinhaltet (einen Wunsch, eine Tat, eine Möglichkeit), ist mir die ganz genau passende Antwort dazu noch nicht eingefallen. Freundinnen dürfen übrigens alles fragen, die bekommen auch auf alles eine Antwort.
Wir werden diesen Beitrag noch aufbretzeln für unsere neue Webseite. Drum sieht momentan nicht alles rund aus. Aber mal ehrlich: gut genug. Danke für deine Geduld!
Sponsoren für die Familienplanung gesucht
Vielleicht sollte man den Fragenden einmal vorrechnen, was eine künstliche Befruchtung in der Schweiz kostet, nämlich durchschnittlich 5000 Franken. Die Eltern bezahlen das selbst, die Krankenkasse rein gar nichts. Die Chance, dass es für ein Kind nur eine einzige künstliche Befruchtung braucht, sind eher klein.
Schon mal daran gedacht, dass sich viele Eltern aus diesem und auch noch aus vielen anderen Gründen einfach auch kein (erstes oder zweites) Kind leisten können? Vielleicht wäre das, wenn auch in unserem Fall nicht passend, aber doch die richtige Antwort auf diese taktlose Frage nach der Familienplanung.
Maybe Baby
Die Wahrheit ist: Wir sind einfach ziemlich glücklich so, wie es gerade ist. Wer weiss, ob sich das nächsten Monat, nächstes Jahr oder in zehn Jahren ändern wird.
Und ganz genau das macht die Menschen fuchsteufelswild: Dass man sich nicht an die Regeln hält (zwei Kinder in zwei Jahren), dass man sich im heiligen Ernst ein Einzelkind vorstellen könnte, dass man die Frage einfach offenlässt, dass man sich einfach so chillig Zeit lässt, dass man nicht informiert, wenn es dann los geht mit dem Wünschen, Lieben und Empfangen.
Ja, sorry. Macht doch was ihr wollt. Wir machen das auch. Vielleicht mit Gummi, vielleicht aber auch ohne.
Informationen zum Beitrag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 19. März 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.
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