Warenkorb

Dein Warenkorb ist bereit, gefüllt zu werden.

Im Shop stöbern

Wunschliste anzeigen

Zwischensumme

CHF 0.00
Variante wählen

Kolumne

Markus Tschannen wechselt wieder Windeln: «Was wird es denn?» – «Aufwendig!»

Alle sagen: «Das dritte Kind läuft dann einfach so nebenher.» Meine Frau und ich sind uns da nicht so sicher. Bis jetzt läuft hier vor allem der Mental Load – und trainiert für einen Marathon.

|

Von

Collage mit Porträt von Kolumnist Markus Tschannen mit Kühlschrank, Justitia, drei Kindern und exponentiell wachsendem Mental Load.

Zugegeben, meine Frau wird öfter zu ihrer Schwangerschaft interviewt als ich. «Geht’s noch lange? Wie kommst du mit der Hitze zurecht? Sicher, dass das nicht Zwillinge sind? Höhöhö.»

Aber auch ich bekomme die eine oder andere Frage ab: «Wisst ihr, was es wird?» – «Joa, wenn es nach seinen Geschwistern kommt, vermutlich ein streitsüchtiger, brösmelnder Goblin, den man trotzdem liebhaben muss.»

«Verratet ihr, was es wird?» – «Nein.»

Eine häufige und an sich recht interessante Frage, die ich bei der Arbeit oft erhalte, ist: «Wie macht ihr das dann?»

Diese Fragen sind völlig in Ordnung. Als grauenhafter Smalltalker käme mir auch nichts Besseres in den Sinn. Im Gegenteil: Ich wähle in ähnlichen Situationen oft die Variante «beklemmendes Schweigen». Das ist für alle Beteiligten noch eine Stufe unangenehmer als das vorsichtige Sondieren, ob der Fötus denn einen Penis oder eine Vulva habe.

Eine häufige und an sich recht interessante Frage, die ich bei der Arbeit oft erhalte, ist: «Wie macht ihr das dann?» Meine Antwort: «Das wüsste ich auch gern.»

Homeoffice mit Kindern – Sünde oder Segen?

Die Frage zielt auf die Betreuungssituation ab und da schwingt gleich eine Reihe von Detailfragen mit: Anstellungsprozente der Eltern? Kita? Wenn ja, wie viele Tage? Bis hin zur Diskussion: Kann man im Homeoffice nebenbei Kinder betreuen? Eine umstrittene Frage. Meine Meinung:

Ja, wenn …

Schreibt eure Meinung dazu gerne in die Kommentare. Aber denkt daran: Ein kategorisches Nein ist schon ein bitzli familienfeindlich. (Jaja, ich giesse gerne Benzin ins Feuer einer ohnehin schon lodernden Debatte.)

Wir haben uns die Betreuungssituation tatsächlich noch nicht so genau überlegt. Irgendwie wird’s schon gehen. Irgendwie ging’s immer.

Aber so weit sind wir noch gar nicht. Vorerst schwimmt Tertius die letzten Tage zufrieden in seinem Pipiwasser, wir haben eine Geburt zu absolvieren und ich kann erstmals in meinem Leben zwei Wochen Vaterschaftsurlaub einziehen. Yay! Fünfmal mehr als bei den bisherigen beiden Kindern zusammen.

Was danach kommt, da schauen wir mal. Und das meine ich nicht lässig-witzig. Wir haben uns die Betreuungssituation tatsächlich noch nicht so genau überlegt. Irgendwie wird’s schon gehen. Irgendwie ging’s immer.

#daschamebruuche aus unserem Concept Store

Add to Wishlist
Usborne
Rätsel und Spiele für unterwegs 5-8 Jahre

Der Mental Load tötet im Schlaf – oder so ähnlich

Die Betreuung ist auch nicht meine grösste Sorge. Deutlich mehr Respekt habe ich vor dem Mental Load. Diesem geruchlosen Gas, das uns Eltern über die Jahre langsam und unbemerkt die Gesundheit wegätzt. Mit ständigen Gedanken an «Man sollte noch», «Hast du schon?» und «Bald ist schon wieder».

Arzttermine organisieren, Kindergeburtstage vorbereiten, Elternabende unterbringen, Schwimmkurse koordinieren, Hobbys managen, Schulreisen mit Cervelas anreichern, etc. Nicht die eigentlichen Tätigkeiten, sondern die ständige gedankliche Beschäftigung damit.

Stichwort Elternabende – die haben wir grad hinter uns. Dauerten nur je eine gute Stunde. Aber gedanklich haben sie uns schon im Voraus beschäftigt: Wer geht bei welchem Kind? Oh, da müssen wir noch einen Termin schieben. Wann fängt es genau an? In welchem Raum? Wo habe ich den Zettel hingetan? Schatz, hast du den Zettel? Und sag mal, wie geht’s unserem Kind eigentlich in der Schule?

Aaaaaaaarghh, bald darf das Kind bestimmt auch noch direkt im SAP der Schule erfassen, wann es wie lange die Schule geschwänzt hat.

Dann gab es am Elternabend viele Informationen, die wir uns anschliessend weitererzählen mussten. Plus Zettel und QR-Codes.

Die QR-Codes mag ich persönlich am liebsten: «Mit diesem Code könnt ihr die Zeichnungen runterladen, die euer Kind in der Schule gemalt hat. Mit diesem Code könnt ihr auf die Lernmaterialien zugreifen und die Franzwörtli findet ihr mit diesem Code. Ah und alle Kinder der Schule haben jetzt einen Microsoft Teams Account. Mit diesem QR-Code findet ihr die Anleitung zum Login.»

Aaaaaaaarghh, bald darf das Kind bestimmt auch noch direkt im SAP der Schule erfassen, wann es wie lange die Schule geschwänzt hat.

Die QR-Codes wachsen linear, der Mental Load exponentiell

An unserem Kühlschrank kleben nun ein Dutzend QR-Codes und ich hatte bisher noch nicht die geistige Kapazität, auch nur einen davon einzuscannen.

Man sagt: «Das dritte Kind, das läuft so nebenher.» Aber ich bin mir unsicher, ob das auch für den Mental Load gilt. Viele Synergien sehe ich da nicht. Es hat dann eigene Arzttermine und Kindergeburtstage, die organisiert werden wollen. Eigene Hobbys, deren Rechnungen bezahlt sein müssen, eigene Elternabende und sechs eigene QR-Codes pro Schuljahr.

Es gibt nämlich ein ganzes Aufgabenfeld, von dem Einzelkind-Eltern verschont bleiben. Das Minenfeld der Erziehung ohne Ungerechtigkeiten.

Eventuell wächst der Mental Load sogar exponentiell. Es gibt nämlich ein ganzes Aufgabenfeld, von dem Einzelkind-Eltern verschont bleiben. Das Minenfeld der Erziehung ohne Ungerechtigkeiten. Der tägliche Eiertanz, damit sich ja kein Kind benachteiligt fühlt. Ganz ehrlich, diese Aufgabe ist eine der aufwendigsten und braucht in meinem Kopf bis zu 50 Prozent Prozessorleistung – und das mit nur zwei Kindern.

Werbung

Mit dem dritten Kind kommt rein mathematisch nicht ein Drittel mehr Aufwand hinzu, sondern das Vierfache. Es gilt, das Müeslischälchen von Kind 1 und Kind 2 exakt gleich aufzufüllen. Der Gemüsezwang darf bei Kind 2 nicht grösser sein als bei Kind 3. Und Kind 1 muss gleich oft im Elternbett schlafen dürfen, wie Kind 3. Und dann braucht es noch den paritätischen Blick über alle drei. Ist das Spielsachen-Arsenal eigentumsrechtlich fair gedrittelt?

Wenn ein Elternteil den Mental Load alleine tragen muss, ist das einfach nur brutal.

Vielleicht verursache ich mir auch mehr Mental Load als nötig, indem ich jetzt schon über solche Dinge nachdenke. Ich brauche glaubs dringend diese zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Aber ernsthaft: Meine Frau und ich sind uns des Mental Loads sehr bewusst. Das ist wichtig, denn nur so kann man ihn fair aufteilen, was uns glaub ich gut gelingt. Er wird davon nicht weniger, aber wenn ein Elternteil den Mental Load alleine tragen muss, ist das einfach nur brutal.

So, das war der letzte ängstliche Jammerartikel darüber, was wir uns mit dem dritten Kind aufgeladen haben. Beim nächsten Zwischenbericht halten wir das Rollschinkli endlich in den Armen und jede Sorge ist verflogen – oder durch drei neue Sorgen ersetzt.

Mental Load sorgt bei euch auch für Diskussionen? Die Coaches Simona und Niklaus Gafner helfen im Zoom-Workshop am Dienstag, 23. September 2025, um 20:30 Uhr, diese Denkarbeit sichtbarer zu machen und die Rollenverteilung in den Blick zu nehmen. Willst du dabei sein?
Markus Tschannen, Autor, Kolumnist, mal ehrlich - "Markus Tschannen ist nie ganz fertig"

Autor

Markus Tschannen ist Mediensprecher im Tourismus, Kolumnist für Familienthemen und Hobby-Holzfäller. Er lebt mit seiner Frau, Beebers (6) und dem Brecht (11) in der Nähe von Bern. Im Herbst 25 kam sein jüngstes Kind Tertius (0) zur Welt. Seit zehn Jahren schreibt Markus regelmässig über das Familienleben, unter anderem für den inzwischen eingestellten Mamablog und Papablog des Tages-Anzeigers. Man findet ihn als @souslik auf Bluesky und als @instantsouslik auf Instagram.


Informationen zum Beitrag

Veröffentlicht am 15. September 2025.

Die Kolumne «Markus Tschannen wechselt wieder Windeln» erscheint einmal im Monat.


Magst du Snacks? News, Aktionen, Tipps und Verlosungen:
1x pro Woche persönlich und kompakt im mal ehrlich Mail.
Ausrufezeichen als Piktogramm für eine Ankündigung

5 Franken geschenkt!*

Erfahre als Erste*r unsere Neuigkeiten! Melde dich jetzt für unseren Newsletter an und erhalte exklusive Updates und Insider-Infos, noch bevor sie auf anderen Kanälen veröffentlicht werden.

Als Dankeschön schenken wir dir einen Gutschein für unseren Concept Store IM WERT VON 5 FRANKEN!

3 Antworten

Kommentiere anonym oder logge dich ein
Avatar photo

  1. Avatar von Daria
    Daria

    Homeoffice mit Kinderbetreuung ist gut vereinbar, wenn…
    – das/die Kind/er sich gut selber beschäftigen können (mehr als 2 Minuten im ein Spiel vertieft sind)
    – wenig telefoniert werden muss im HO, da Kinder immer mithören oder reden wollen
    – Kinder ein Verständnis für Zeiten und Regeln haben (wenn der Timer läutet, bin ich wieder für euch ansprechbar – so 10 – 15Minuten funktionieren bei uns super)
    – die Arbeit ständige Unterbrüche erlaubt und die eigene Konzentrationsfähigkeit sehr schnell abrufbar ist
    – die Arbeit zu Zeiten, wo die Kinder schlafen, möglich ist
    – eine grösstmögliche Fokussierung auf mehrere Dinge möglich ist.

    Alles in Allem ist es für mich sehr abhängig vom Alter der Kinder. Tendenziell ist Homeoffice mit Betreuung von Kleinkindern für mich nur aussehalb der Betreuungszeit realsistisch. Ausser eben, man selbst und die Kinder haben sehr ausgereifte kognitive Fähigkeiten.

    Zur Sitution mit dem 3. Kind haben wir auch den Weg mit der „vorzu-schauen-Strategie“ gewählt und sind dabei mit einigen Stolpersteinen bisher gut zurecht gekommen.

    Was den Mental Load betrifft ist es wie der Autor schreibt kein „einfach Mitlaufen“, er steigt wirklich exponentiell. Angst davor zu haben ist ein schlechter Ratgeber, es ist unandingbar, die rollende Planung und Aufmerksamkeit allem in der Familie gegenüber offen zu besprechen. Ich persönlich finde auch beim geteilten Mental Load wichtig, den Teil des Partners auch wirklich loslassen zu können. Das ist ein stetiger Prozess, welcher durch das Bewusstsein was Mental Load wirklich ist, mal besser mal weniger funktioniert.

    Für mich etwas vom Wichtigsten ist die offene Kommunikation und das Teilen von Glücksgefühlen, Stolz, Zufriedenheit aber auch Ängsten und Sorgen.

  2. Avatar von Meret
    Meret

    Also mein Einzelkind findet auch sehr viele Sachen ungerecht. Beispiele:
    – dass er nicht das ganze Wochenendprogramm bestimmen darf
    – dass er nicht so viele Geschenke bekommt wie Kind XY aus dem Kindergarten
    – dass mein Mann und ich zu zweit etwas besprechen und er kurz warten muss
    – dass er auf den Ausglug mitkommen muss
    – dass wir von diesem Ausflug wieder nach Hause gehen
    etc. ;)

  3. Avatar von Tanja Höhn
    Tanja Höhn

    Rollschinkli, jö. :D Gutes Ankommen allen Tschannens!